Читать книгу Banditen und Revolver-Docs: Super Western Sammelband 9 Romane - Pete Hackett - Страница 21
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ОглавлениеVon den Vorbergen aus hatte Roy den Abzug der Mannschaft Ionus beobachtet. Nun wurde sein Plan sogar noch schneller Wirklichkeit. Die Herden standen unbewacht. Eine gute Mannschaft würde sie rasch in Bewegung gesetzt haben. Sollten sich Ionu, Harry Scott, McClellan oder wer sonst auf einen Kampf verrückt war, gegenseitig die Köpfe einschlagen. Er, Roy, würde jetzt zugreifen. Jetzt und keine zwei Stunden später.
Der Bärtige war schon lange losgeritten. Er würde die Handvoll Desperados aus den Wäldern holen, die Roy zum Treiben brauchte. Bis zum Abend würden sie die beiden größten Herden schon vereint haben. Und dann wollte Roy sie über den Fluss bergwärts treiben lassen, bis hinauf in die unendlichen Täler und von da in die Bad Lands. Niemand käme ihnen so schnell nach. Er würde die Spuren schon gut verwischen. Und es stand Regen in der Luft. Regen war gut. Danach gab es keine Spuren mehr, kaum noch. Bis der Verlust der Herden überhaupt bemerkt würde, bis dahin würden Tage vergehen. Noch war Harry Scott zu sehr mit der Ranch beschäftigt, die anderen wiederum mit Harry Scott. Es passte alles zusammen, dachte Roy.
Er wartete voller Ungeduld. Der Bärtige würde erst in frühestens zwei Stunden da sein können. Oder noch später. Aber am liebsten wäre Roy jetzt schon losgeritten, um mit dem Zusammentreiben zu beginnen.
Die Zeit kroch dahin. Dann endlich kam der Bärtige mit der zwölfköpfigen Schar wilder Burschen. Viele waren früher Cowboys gewesen, dann im Winter aus Not Viehdiebe geworden und von da an auf dem langen Trail geritten. Sie gehörten nicht zu den Banditen, auch nicht mehr zu den Cowboys. Sie lebten wie Wilde in den Bergen, stahlen da und dort ein Rind, manche wagten sich hinter Chugwater an eine Postkutsche heran, aber meist waren es ganz kleine Fische, die ihnen ins Netz gingen. So sahen diese Männer auch aus. Abgerissen und ausgemergelt.
Roy begrüßte sie knapp, dann drängte er zur „Arbeit“. Die Männer kannten ihren Lohn, und Roy hatte ihnen genug versprechen lassen.
Vielleicht waren sie glücklich, endlich wieder an einer Herde zu arbeiten, vielleicht auch spornte sie der Preis ihrer Mühe an. Sie hatten die Herden viel schneller zusammen, als Roy vorausberechnet hatte.
Jetzt schob sich eine braune Woge von Leibern, mehr als sechstausend Rinder, auf den North Platte zu. Es gab hier keine Furt. Und hier oben war der Fluss sehr reißend. Doch weiter im Südwesten wusste Roy einen guten Übergang. Sie würden sechs Stunden brauchen, um ihn zu erreichen, und waren dann nicht mehr sehr weit von Wendover entfernt. Bis zum Morgengrauen wollte Roy die riesige Herde in den Vorbergen haben. Es war für ihn ein Wettlauf mit der Zeit. Die kritischste Phase seines Vorhabens überhaupt.
Die Desperados trieben, als hätten sie nie etwas anderes getan. Und Roy führte die Herde an.
Es wurde dunkel, die Herde lief. Es war Nacht, und dieser riesige Koloss wälzte sich noch immer am Ufer des North Platte entlang. Schließlich waren am Horizont die Lichter von Wendover zu sehen. Endlos weit und doch nahe, wie es schien.
Roy musste die Herde rasten lassen. Das Vieh war keine Märsche gewohnt. Die Kälber kamen nicht mit, und es gab viele fußkranke Tiere, die infolge der ruhigen Zeit verwachsene Klauen hatten.
Vielleicht wäre Roy zu einem anderen Entschluss gekommen, hätte er in die Zukunft blicken können. Vielleicht hätte er den Fluss auf alle Fälle und unter allen Umständen noch durchfurtet. Aber er ahnte nichts, und so rastete die sechstausendköpfige Herde an dieser verhängnisvollen Stelle.
Von hier aus ging es ständig bergab bis Wendover. Der Fluss rauschte schäumend über die Furt.
Und wie der reißende Fluß trieb auch das Unheil unweigerlich auf Roy und seine Desperados zu.