Читать книгу Marshals und Gunfighter: 7 glorreiche Western - Pete Hackett - Страница 12
5
Оглавление„Zusammenbleiben!“, schrie Buster Tom. „Wir schaffen es. Wir müssen es schaffen.“
Hep, der Jimmy hinter sich im Sattel hatte, machte seinen Wallach noch einmal kräftig munter. „Was hat er nur, der Boss, wir sind doch beisammen!“, japste er.
Jimmy wandte sich um und schoss. Auch die Gewehre von Sten und Mexico krachten. Buster Tom blickte auf das Fort und wartete darauf, dass dort jeden Augenblick das Feuer eröffnet wurde. Dabei lud er sein Gewehr nach. Als er sein Pferd an Heps Seite trieb, dessen Brauner mächtig zu kämpfen hatte unter der Last der beiden Reiter, begannen die Karabiner der Soldaten auf den Wehrgängen über den Palisaden zu krachen. Salve auf Salve krachte. Buster Tom versetzte Heps Wallach einen Schlag und sah sich um.
Die Apachen blieben sofort zurück. Erst in diesem Augenblick entdeckte der Rancher den zweiten Pulk Indianer. Dabei stockte ihm der Atem. Denn als sie kurz darauf Bügel an Bügel durch das Tor jagten, waren sie den Apachen gewissermaßen um Haaresbreite entkommen.
Sie nahmen die Pferde auf, ritten zum Wachlokal zurück und stiegen ab. Doch zunächst hatte keiner Zeit für sie. Die Besatzung war damit beschäftigt, den Appetit der Roten auf das Fort zu mäßigen.
Nach einer Viertelstunde zogen sich die Roten wieder zurück. Ein Hornist blies. Die Soldaten kamen die Treppen und Leitern heruntergepoltert und rannten in die Unterkünfte zurück. Irgend eine militärische Ordnung war überhaupt nicht zu erkennen.
Ein Sergeant kam aus dem Wachlokal. Buster Tom nahm die Hand an den Hut und grüßte. „Danke, General! Das war praktisch in letzter Minute. Ich habe die Absicht, mit meinen Leuten im Fort zu …“
„Ich bin hier für nichts zuständig, Mister!“, wehrte der Sergeant ab und lief weiter.
Vor Hep kam ein Soldat auf die Füße, der die letzten Stufen der Treppe, die zum Turm hinauf führte, heruntergesprungen war.
„He, Klettermax!“, rief Hep. „Habt ihr hier irgend ein großes Tier, das für irgend etwas zuständig ist? Wir wollen uns anmelden und hierbleiben.“
Der Soldat grinste. „Das gesamte Fort, mein Bruder, steht euch zur Verfügung. Ihr könnt hier alles machen. Mais anbauen, Vieh züchten. Ihr könnt euch auch als Feuerteufel versuchen und dieses Mistfort anzünden.“
Hep verzog das Gesicht. „Hast wohl den Laden von der Armee gestrichen voll, wie?“
„Ja! Deshalb überlass ich dir ja auch das Fort!“, rief der Soldat und rannte weg.
„Mir ist eben das Fort übergeben worden“, wandte sich Hep grinsend an Buster Tom.
„Da ist die Kommandantur!“, sagte Jimmy und wies auf eine Baracke am Rand des Appellplatzes.
Sie nahmen die Pferde an den Zügeln und liefen hinüber. Dabei stellten sie fest, dass die Besatzung im Aufbruch begriffen war.
„Die wollen es Red Cloud zeigen“, meinte Hep. „Die jagen den Roten nach.“
„Das wäre doch idiotisch!“, brummte Buster Tom. „Vielleicht rückt eine Patrouille aus.“
Sie banden die Pferde vor der Kommandantur-Baracke an den Hitchrack, und Buster Tom ging hinein.
Vor Hep flog ein Fenster auf. „He, du Sattelfurzer!“, rief ein bärtiger Soldat und warf Hep einen Sack zu, den Hep genau vor die Brust bekam. Der Anprall warf Hep fast um. Er fing den Sack auf und stellte ihn zu Boden. Da kam schon das nächste Gepäckstück herausgeflogen. Hep griff wieder rasch zu, um es nicht an den Kopf zu bekommen.
Den Sattel auf der Schulter, Degen und Karabiner in der Hand, kam der Soldat kurzerhand hinterher gestiegen. Dass er mal Sergeant gewesen war, konnte man noch sehen. Unter den Streifen war der Stoff seiner schweißdurchtränkten Uniformbluse wie neu geblieben.
„Die Armee geht wohl immer den kürzesten Weg, wie?“, griente Hep.
„Heb das auf und komm mit!“, sagte der Soldat trocken. „Du wirst doch einen alten Mann nicht alles allein schleppen lassen.“
Sie wollten sich mit der Fortbesatzung schließlich gut stellen. Außerdem war der Soldat tatsächlich schon ein alter Mann. Hep bückte sich deshalb, grinste seinem Gefährten kurz zu und folgte dem Soldaten zu den Ställen. Die Gepäckstücke waren schwer.
„Ist wohl das Futter für die gesamte Patrouille drin“, meinte Hep.
Der Soldat gab keine Antwort.
„Ich habe immer gedacht, wenn ein Soldat zum Gefecht ausrückt, nimmt er nur seine Waffen und genügend Munition mit“, versuchte er es vor dem Stall wieder.
Aber der Soldat schwieg sich abermals aus.
Im Stall herrschte mächtig Betrieb. Überall waren Männer beim Satteln ihrer Pferde. Der Soldat lief auf eine Box zu und ließ den schweren Bocksattel zu Boden gleiten.
„Das ist Rosy!“, wandte er sich nun an Hep und wies auf eine schwarze Stute. „Sei vorsichtig, sie ist kitzlig.“
Hep setzte das Gepäck ab und grinste. „Ich will sie auch gar nicht reiten.“
„Vom Reiten ist nicht die Rede, du Spinner!“, brummte der Soldat. „Du sollst sie satteln.“
Ein Soldat schob sich vorbei, den Sattel auf der Schulter. „He, Woody!“, rief er und grinste. „Hast du dir einen Burschen zugelegt?“
„Ja, das habe ich!“ brummte der ehemalige Sergeant und sah Hep böse an. „Der hat es bloß noch nicht begriffen.“
„Wer fertig ist, zum Tor!“, brüllte ein Soldat durch den Stall. „Wir sammeln am Tor, Jungs!“
„Beeil dich!“, brummte der Soldat.
Die Umgebung war für Hep fremd und ungewohnt. Außerdem war er froh, mit den anderen den Roten in das Fort entkommen zu sein. Er bückte sich nach dem Sattel und betrat damit die Box.
„An mir soll es nicht liegen, wenn die Patrouille zu spät ausrückt“, brummte er.
„Was quatschst du denn immer von einer Patrouille?“, knurrte der Soldat.
„Wollt ihr denn nicht hinaus, um den Roten Zucker zu geben?“, meinte Hep, als er Rosy den Sattel auflegte.
„Zucker!“, grinste der Soldat. „Was ist denn das? Fersengeld geben wir, du Rotfuchs. Aber nicht den Apachen, sondern dieser Scheiß-Armee!“
Hep unterbrach die Tätigkeit unwillkürlich. „Was? Ist das denn so ohne Weiteres möglich, der Armee den Dienst aufzukündigen? Mitten in einem Indianerkrieg?“
„Das siehst du doch!“, erwiderte der Soldat. „Die gesamte Besatzung ist dabei, den Dienst zu quittieren. Aber nun mach schon, Freund. Ich will den Anschluss nicht verlieren. Oder glaubst du vielleicht, ich habe Lust, wegen deiner verdammten Bummelei mich allein durch Red Clouds Horden zu schlagen?“
„Ihr rückt alle aus? Ihr haut alle ab?“
„Ja, was hast du denn gedacht? Aber nun mach schon.“
„Und die Offiziere? Ich meine …“
„Höre auf zu meinen, du Heldenvater. Dieser Haufen hier hat heute morgen gemeutert. In Fort Wells gibt es keine Offiziere mehr. Die liegen im Lazarett oder sitzen im Bau, wo sie auch hingehören. Ihr steht euch am besten, indem ihr euch anschließt. Die Siedler, die sich im Fort befinden, ziehen jedenfalls mit uns. – Und nun sattle.“
Da nahm Hep Rosy den Sattel wieder herunter.
„He!“, rief der Soldat.
Hep trat aus der Box und ließ den Sattel dem Soldaten auf die Füße fallen, der wütend fluchte und mit dem Säbel nach ihm schlagen wollte. Aber da war Hep schon draußen.
Buster Tom war inzwischen wieder aus der Kommandantur gekommen und unterhielt sich mit Jimmy, Sten und Mexico.
„Wisst ihr, was hier passiert ist?“, rief Hep. „Die haben gemeutert und sind im Begriff, das Fort zu verlassen. Alle! Der gesamte blaubejackte Verein.“
Die vier sahen ihn bekümmert an. „Das haben wir auch schon herausgefunden!“, erwiderte Buster Tom. „Auch, dass sie sofort abrücken wollen. Sieh dir mal unsere Pferde an! Wir können nicht einmal mit.“
Eine Gruppe Sergeanten und Corporals ging an ihnen vorbei zu den Ställen.
Buster Tom schob Jimmy und Sten zur Seite. „Hallo!“
Die Chargierten blieben stehen.
„Seid ihr denn verrückt?“, rief Buster Tom. „Ihr seid im Begriff, Red Cloud direkt in den Rachen zu reiten. Nicht einmal dreihundert Soldaten hätten jetzt eine Chance, sich durch den Ring der Roten zu schlagen. Seid ihr denn von allen guten Geistern verlassen worden?“
„Von wo seid ihr denn gekommen?“, wollte ein Sergeant wissen.
„Von Norden!“, erwiderte Buster Tom. „Wir kommen von Tuba City herunter. Wir haben nicht einen lebenden Weißen angetroffen. Und einige der Männer der A-Kompanie, die zuerst das Fort verlassen haben, sahen wir liegen. Über zwanzig Mann. Tot, skalpiert! Es wimmelt da draußen von Roten. Und Red Cloud ist so ziemlich der gerissenste und gnadenloseste Häuptling, den ich erlebt habe.“
Der Sergeant wandte sich an seine Kameraden. „Forster sollte sich mal mit dem Mann unterhalten. Verdammt! Ich glaube, wir machen vielleicht doch einen Fehler, wenn wir wie Blinde aus dem Fort reiten. Die Feindlage ist so gut wie unbekannt. Wir wissen nur, dass es da draußen von Apachen wimmelt. Vielleicht reiten wir direkt in die größte Ansammlung hinein.“
„Ach komm, Coleman!“, rief ein Corporal. „Das hat doch alles keinen Zweck. Die Würfel sind gefallen. Wir können nur bei der Meute bleiben. Das ist die Chance. – Und Sie, Mister, sollten mit Ihren Leuten das gleiche tun.“
„Ihr seid eine schöne Narrenbande!“, polterte Buster Tom. „Ich bin im Krieg auch Soldat gewesen. Warum, zum Teufel, versucht nicht einer von Ihnen, diesen wilden Haufen in die Hand zu bekommen? Red Cloud wird euch angreifen. Entweder im Fort oder da draußen. Mein Gott … wir sind alle verloren. Mit dieser undisziplinierten Truppe hat doch Red Cloud leichtes Spiel. Er wird nicht einen Mann am Leben lassen. Denkt doch darüber nach! Wer euch die Streifen gegeben hat, das muss ja ein Idiot gewesen sein.“
Der Sergeant legte seinen Sattelpacken ab. „Mir gefällt die Sache von Anfang an nicht. Wes, such Forster! Hol Forster her! Er soll sich mit diesem Mann hier mal unterhalten.“
Während Hep im Stall gewesen war, hatte Buster Tom mit mehreren Soldaten gesprochen. Auch mit einem Rekruten. Er war deshalb über alles im Bilde, was sich in den letzten Tagen in Fort Wells abgespielt halte. Er wusste auch, wer John Forster war.
Einer der Chargierten lief weg und kam kurz darauf mit dem Lieutenant wieder. Inzwischen war die Gruppe Sergeanten und Corporals angewachsen. Soldaten hatten sich hinzugesellt. Alle wollten von den Circle-C-Männern wissen, wo sich die Hauptstreitmacht der Apachen befand?
Als Forster vor der Kommandantur eintraf, warteten dort über dreißig Soldaten. Viele waren nachdenklich geworden. Die meisten von ihnen waren zu lange Soldat, um den Worten des Circle-C-Ranchers keine Bedeutung beizumessen.
Forster begegnete dem Rancher mit dem Gehabe des Mannes aus großer Familie. „Die Roten haben euch ein bisschen gehetzt. Aber nun machen Sie sich nicht gleich in die Hosen. Wahrscheinlich haben Sie zum ersten Mal eine Rothaut von Nahem gesehen. Das beeindruckt natürlich.“
„Reden Sie mit mir nicht wie mit einem grünen Jungen!“, erwiderte Buster Tom mit Stentorstimme.
Geraune klang auf. Die Soldaten grinsten sich eins. Doch schon Buster Toms nächste Worte brachten sie zum Schweigen.
„Ich besitze eine Ranch in Südarizona, und zwar mitten im Apachengebiet“, sagte Buster Tom grollend. „Und ich bin mit Cochise persönlich bekannt. Aber nicht, weil ich mir in die Hosen gemacht habe. Ich habe mit meinen Männern drei Jahre lang gegen ihn gekämpft, bis er begriffen hat, dass er mit mir auskommen kann, wenn er es nur will.“
Forster lächelte hämisch. Doch die Soldaten, die erfahrenen Grenzkavalleristen unter ihnen, hatten in Buster Tom den erfahrenen Mann erkannt. Aber vermutlich hätte das allein nicht viel genützt. Red Cloud kam Buster Tom zu Hilfe.
Am Tor krachten plötzlich Gewehre. Auf den Wehrgängen und Türmen hatte inzwischen auch der letzte Posten seinen Platz verlassen. Nur am Tor hatten sich Soldaten versammelt. Zu ihrem Glück kamen die Roten von vorn.
Es waren etwa dreihundert Apachen, die Fort Wells angriffen. Bevor sie heran waren, hatten die Meuterer die Wehrgänge besetzt und bereiteten der Horde einen wütenden Empfang. Doch es handelte sich um einen recht halbherzig geführten Angriff. Vermutlich wollte Red Cloud erst einmal herausfinden, auf welchen Widerstand er traf.
Nachdem der Angriff abgeschlagen worden war, blieben die Soldaten auf ihren Plätzen. Sie waren nachdenklich geworden. Einige Sergeanten nahmen diese Chance sofort wahr und wagten es, wieder Befehle zu geben.
Der Master-Sergeant erschien unten im Hof und rief zu den Palisaden hinauf, dass die Besatzung zunächst auf den Wehrgängen zu bleiben habe. Buster Tom, der mit seinen Männern auf dem Westturm des Forts gekämpft hatte, wurde von einem Soldaten in die Kommandantur geholt.
Dort stand Forster über eine Karte gebeugt. Auch er schien indessen nachgedacht zu haben. „Die Besatzung verlangt den Ausbruch aus diesem alten Fort“, erklärte er Buster Tom und klopfte auf die Karte. „Finden Sie sich darauf zurecht? Können Sie mir angeben, wo Sie mit Ihren Männern hergekommen sind, wo Sie Gefechte hatten und wo Sie vor allem massiert Rote haben stehen sehen?“
Buster Tom blickte auf den Punkt, der Fort Wells darstellte. Dann legte er die Hand auf die Linie, die den Cottonwood Wash und den Big Sandy River markierte, und zog einen Bogen um das Fort.
Forster sah ihn an. „Rundherum?“, lächelte er ungläubig. „Sie kamen aus dem Norden. Woher wollen Sie das wissen?“
„Wir haben die Rauchzeichen gesehen“, versetzte Buster Tom. „Ich habe einen Mann dabei, der sich ein bisschen auskennt.“
„Larifari!“, zischte Forster. „Im Osten muss doch Luft sein.“
„Senden Sie eine Patrouille aus!“
„Die würde ja Ihrer Meinung nach gar nicht zurückkommen.“
„Stimmt!“, versetzte Buster Tom trocken.
Forster sah ihn gereizt an.
„Die Männer haben nur hier im Fort eine Chance“, sagte Buster Tom. „Sie wissen das auch ziemlich genau. Mr. Forster. Ein Ausbruch, mit dieser Truppe, ist für alle der sichere Tod. Das wissen Sie ebenfalls. Als Offizier können Sie die Lage sehr genau einschätzen. Weshalb wollen Sie das Fort verlassen?“
„Die Besatzung will es!“
„Machen Sie sich nicht lächerlich. Die Meuterer hören auf Sie!“
„Worauf wollen Sie hinaus?“
„Was Sie mit der Armee abzumachen haben, ist mir gleichgültig. Ich will, dass Sie für uns alle eine richtige Entscheidung treffen.“
Er machte kehrt und verließ den Raum.
Jimmy, Hep, Sten und Mexico hatten sich indessen im Fort umgesehen, nachdem der Master-Sergeant den Alarm aufgehoben hatte. Vom Ausbruch war zunächst nicht mehr die Rede. Die Soldaten warteten in den Unterkünften auf neue Entscheidungen. Die eingestellten Posten behielten die Wehrgänge und Ecktürme besetzt.
Die Baracken der A-Kompanie standen leer. Dort bezogen die Circle-C-Männer Unterkunft. Als Buster Tom den Männern von dem Gespräch mit Forster berichtet hatte, betrat der Master-Sergeant die Baracke.
„He, ihr Kuhtreiber!“, rief er. Doch es war gutmütiger Spott. „Sie sind der Rinderboss, wie?“, wandte er sich an Buster Tom.
Buster Tom nickte schlecht gelaunt. Seiner Meinung nach war es der größte Blödsinn von ihm gewesen, sich mit den Männern nach Fort Wells durchzuschlagen. Nun hockten sie in Red Clouds Falle. Inmitten eines Haufens meuternder Soldaten.
Der große und dicke Soldat setzte sich und nahm die Mütze ab. „Ich bin vielleicht froh, Mister, dass der Wind Sie und Ihre Leute ins Fort geweht hat.“
„Dieser Meinung kann ich mich aber nicht anschließen“, sagte Buster Tom gereizt. „Hätte ich geahnt, was uns hier erwartet, wären wir den Big Sandy hinuntergezogen. Viel Schlimmeres hätte uns da auch nicht passieren können.“
„Ich sehe wieder eine Chance, Mister! Seit Sie hier sind, haben die Kerle endlich einen Begriff davon, was sie da draußen außerhalb der Palisaden erwartet. Ich habe diese Meuterei nicht mitgemacht. Ich füge mich nur, um von den Leuten nicht erschossen zu werden. Ich habe etwa ein Dutzend Männer beisammen, die mir wieder gehorchen, und ich bin nur hereingekommen, um zu hören, ob Sie sich mit Ihren Männern anschließen. Und das schließt ein, dass wir unter Umständen, in einem günstigen Augenblick, versteht sich, mit Waffengewalt gegen die schlimmsten Aufrührer vorgehen.“
„Sie können mit uns rechnen, Sergeant!“
Der Dicke erhob sich ächzend. „Was sollen wir tun?“, fragte Jimmy.
„Nur langsam!“, schnaufte der Master Sergeant. „Verhalten Sie sich zunächst ruhig. Sollte Red Cloud angreifen, kommen Sie alle zum Tor. Einige Flitzköpfe haben die Absicht, nach dem nächsten Angriff umgehend das Fort zu verlassen. Und zwar dann, wenn die Roten wieder zurückfluten.“
„Das ist doch Wahnsinn!“, polterte Buster Tom. „Die Apachen sind überall. Was Red Cloud uns allen vorexerziert sind Scheinangriffe.“
Der Master-Sergeant nickte. „Eben. Aber die Hornochsen glauben, eine reelle Chance zu besitzen. Es sind über zwanzig Mann. Ohne diese Leute können wir die Wehrgänge und Türme nicht mehr ausreichend besetzen. Deshalb müssen wir das Tor geschlossen halten. Mit welchen Mitteln auch immer.“
„Sie können mit uns rechnen“, erklärte Buster Tom noch einmal.
„Ich danke Ihnen“, erwiderte der Dicke, grüßte und ging wieder hinaus.
Die Circle-C-Männer sahen sich an.
„Da sind wir ja in etwas hineingeraten!“, schimpfte Jimmy.
Sie sahen zum Fenster hinaus. Der dicke Master-Sergeant stapfte an den Baracken entlang in Richtung des Tores. Auf einmal wurde er von einer Gruppe Soldaten umringt. Es gab einen kurzen Wortwechsel. Dann fielen die Männer über ihn her, rissen ihn zu Boden und zerrten ihn in eine Baracke.
Kurz danach flog die Tür auf. Soldaten, durchgeladene Karabiner in den Fäusten, drangen in den Raum ein und trieben die Circle-C-Männer an die Wand.
„Was hat der vollgefressene Sack von Master-Sergeant hier ausgeheckt?“, brüllte ein langer Soldat den Rancher an.
„Wie reden Sie mit mir?“, versetzte Buster Tom. Jimmy, Hep, Sten und Mexico hatten die Arme erhoben. Buster Tom nicht. Er blickte auf den Karabiner, den ihm der lange Soldat vor den Leib hielt. „Nehmen Sie das Gewehr weg!“
„Halt dein dreckiges Maul!“, rief der Soldat. „Beantworte meine Frage, oder ich jage dir eine Kugel in den Bauch!“
Buster Tom starrte ihm in die Augen. „Na los! Schießen Sie schon!“
„Reizen Sie mich bloß nicht“, zischte der Soldat. „Antworten Sie!“
Da schlug Buster Tom zu. Mit der Linken schlug er den Karabiner zur Seite. Die Rechte krachte dem Soldaten wie ein Keulenhieb auf den Mund. Er ließ das Gewehr fallen und stürzte in den Kreis seiner Kameraden hinein.
Buster Tom setzte sich in Bewegung.
Während etliche Soldaten den Getroffenen aufrichteten, drangen andere auf Buster Tom zu und rammten ihm die Gewehrläufe auf die Brust.
„Halt! Wo wollen Sie hin?“
Buster Tom blickte von einem zum anderen. „Der Master-Sergeant hat uns diesen Raum als Quartier zugewiesen und angeordnet, dass wir uns im Falle eines Angriffes auf dem Westturm einzufinden haben. Ich gehe jetzt zu Mr. Forster in die Kommandantur, um mit ihm den Fluchtweg zu besprechen.“
„Warum, zum Henker, haben Sie das nicht gleich von sich gegeben?“, schimpfte der lange Soldat und fuhr sich über die aufgeplatzten Lippen. „Wir haben angenommen, dass Sie sich mit Ihren Leuten an dem Komplott des Master-Sergeanten beteiligen.“
„Wir gehören nicht zur Armee!“, erwiderte Buster Tom.
„Haben wir denn eine Chance?“, wollte einer der Soldaten wissen, die nun die Gewehre herunternahmen, so dass die vier Cowboys die Hände sinken lassen konnten.
„Nein!“, erklärte Buster Tom den Männern rundheraus.
Sie starrten ihn daraufhin schweigend an.
„Ich werde Mr. Forster vorschlagen, eine Patrouille zum Clear Creek u schicken“, sagte Buster Tom.
„Wir werden alle zum Clear Creek reiten!“, rief ein Soldat entschlossen.
Buster Tom sah den Mann an. „Und Sie meinen, Red Cloud wird sich darauf beschränken, der Fortbesatzung tatenlos nachzuschauen? Red Cloud ist ein großer Kerl mit dem Hirn einer Grasmücke, wie?“
„Sie kennen nicht nur Cochise, Sie kennen natürlich auch Red Cloud!“, meinte ein anderer bissig.
Buster Tom wies auf seine Männer. „Wir haben keine zwanzig Meilen von hier gegen ihn gekämpft.“
„Und Sie leben noch!“
„Ja, wir leben noch!“, rief Buster Tom. „Weil Red Cloud nur zwanzig Mann bei sich hatte, und weil wir Gento gefasst haben. Deshalb! Aber jetzt verfügt er über zweitausend Krieger, und Gento wird sich nicht noch einmal erwischen lassen.“
„Osten!“, sagte der lange Soldat. „Wir müssen nach Osten. Der Meinung sind wir alle. Sobald wir den nächsten Angriff zurückgeschlagen haben, brechen wir aus. Sattelt also die Pferde, wenn die Hornisten die Besatzung auf die Wehrgänge rufen.“
Die Soldaten entfernten sich bis auf einen kleinen, griesgrämig dreinblickenden Reiter. Er ging als letzter zur Tür und kam, unbemerkt von den anderen, wieder zurück.
„Es ist Wahnsinn, die schützenden Palisaden zu verlassen, so lange die Apachen in solchen Massen da draußen lagern?“, fragte er mit krächzender Stimme.
Buster Tom nickte. „Einfach deshalb, weil die Burschen überall sind.“
Der Soldat biss sich auf die Lippe. „Man müsste eine Patrouille aussenden, um das Loch zu suchen. Aber schicken Sie mal welche von diesen Kerlen los. Wenn die wirklich den Clear Creek erreichen, denken die doch nicht mal mehr im Traum daran, in diese Hölle zurückzukehren, um uns anderen Bescheid zu sagen.“
„Ich habe nicht gemeutert“, versetzte Buster Tom trocken. „Mir müssen Sie das nicht vorhalten.“
„Jetzt haben sie den Master-Sergeant auch noch eingesperrt“, sagte der Soldat. „Auf den haben viele noch gehört.“
„Warum holt ihr den Master-Sergeant nicht einfach aus dem Knastloch heraus?“, fragte ihn Hep. „Eure Offiziere, die sitzen doch da auch! Warum befreit ihr sie nicht?“
„Der Lange, das ist Windslow!“, erklärte der Soldat. „Fünf Jahre Strafkompanie haben sie dem aufgebrummt, weil er einen Offizier ausgeraubt hat. Nun führt er hier das große Wort, dieser Sittenstrolch. Weil er sich als Held fühlt. Und das Schlimme dabei ist, dass sie ihn alle für einen Helden halten. Einen Offizier, verstehen Sie! Viele von uns hier haben den gekannt. Wer den nicht anständig gegrüßt hat, den hat der drei Tage den Kasernenhof nachmessen lassen. Mit der Fresse im Dreck! – Na, ich schließe mich dem Haufen an, der zahlenmäßig am stärksten ist. Bleiben die meisten im Fort, bleibe ich auch. Reitet die Mehrzahl, klemme ich mich aufs Pferd.“
Er grüßte und lief seinen Kameraden nach.
Die Circle-C-Männer blickten sich nachdenklich an. Alle dachten das gleiche.
„Es wird dunkel“, sagte Hep. „Ich sehe mich einmal um. Es wäre doch gelacht, wenn wir den Master-Sergeant nicht heraus und den Windslow, diesen Bastard, nicht hineinbekommen.“
„Ich werde noch einmal mit Forster sprechen“, sagte Buster Tom.
Doch diesen Weg konnte er sich schenken. Als Hep hinausging, um sich umzusehen, wie er es ausdrückte, kam Forster zu ihnen in die Baracke. Windslow begleitete ihn.
„Über den Clear Creek!“, sagte Windslow beim Eintreten zu Forster. „Das ist die Lösung! Für die Apachen ist dieses Gebiet taktisch wertloses Terrain.“
Buster Tom, Jimmy, Sten und Mexico blickten den beiden gespannt entgegen. Für Buster Tom war längst klar, dass er in die Geschehnisse eingreifen würde. Aus reinem Selbsterhaltungstrieb. Um selbst am Leben zu bleiben. Was die Sorge um das Leben seiner Männer einschloss.
Er stand auf.
Windslow grinste breit. Forster stemmte die Fäuste ein. „Also, auf einmal gibt es einen Weg, Rancher. Wie ich eben hörte …“
„Jetzt lassen Sie mich einmal reden!“, unterbrach ihn Buster Tom mit Schärfe in der Stimme. „Ich habe lediglich davon gesprochen, dass eine Patrouille ausrücken müsste, um den Weg zu erkunden. Aber das können Sie nie riskieren. Wenn Sie acht Meuterer losschicken, würde nicht einer zurückkommen, es sei denn, Red Cloud hilft persönlich nach. Die Männer haben nur im Fort eine Überlebenschance.“
„Das ist Ihre Meinung!“, bellte Forster.
„Es ist die Meinung der meisten Soldaten, vor allem die ihrer Offiziere“, erwiderte Buster Tom. „Meine Meinung ist das freilich auch. Und ich schätze, dass auch die Siedler hinten auf dem Schießplatz froh wären, wenn sie im Fort bleiben könnten. Ich bin deshalb entschlossen, jene Männer zu unterstützen, die das tun wollen, was nach Lage der Dinge als vernünftig zu betrachten ist.“
„Sie verdammter Kuhtreiber!“, rief Windslow.
„Ich lasse Sie an die Wand stellen!“, fauchte Forster.
Da griff Buster Tom zum Revolver. „Ihre Wünsche habe ich zur Kenntnis genommen“, erwiderte er gelassen. „Und jetzt tun Sie, was ich sage. Sie beide! – Setzen! Dort drüben. Jimmy, nimm ihnen die Waffen ab!“
„Sie haben keine Ahnung davon, in was Sie sich hier einmischen!“, rief Forster.
„Sie verlieren jetzt besser kein Wort mehr“, sagte Mexico, als er mit Jimmy zu ihm und Windslow ging und sie den beiden Rebellen die Waffen abnahmen.
Sten zog sich den Hut in die Stirn und lief hinkend zur Tür. „Ich sehe mal nach Hep.“
„Warte, ich komme mit!“, erklärte Buster Tom und folgte ihm.