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Hep hatte von den Circle-C-Männern die letzte Wache zu stehen. Er löste Jimmy ab. Es standen jeweils vier Feldwachen um das Camp. Ein Mann wachte zuzüglich bei den Pferden.

Hep gähnte und reckte sich. Ihm taten alle Knochen weh, und er wusste nicht einmal, weshalb. Er blickte nach Osten. Aber der Tag ließ noch auf sich warten. Der Mond war jedoch schon untergetaucht. Die Nacht war so schwarz wie die ganzen Stunden zuvor nicht.

Er lauschte in die Runde. Aber alles schien still und friedlich zu sein.

Nach einer Weile kam einer der anderen Posten zu ihm. „Als Varga gestern Abend die Wache einteilte, habe ich doch gehört, dass du der Hundesohn bist, der mir im Stall den Sattel auf die Füße gefeuert hat“, sagte er. Trotz der Dunkelheit sah Hep das tiefe Grinsen auf dem bärtigen Gesicht des anderen.

„Ja. der bin ich“, erwiderte Hep. „Und es freut mich, dass du am Leben geblieben bist.“

„Schenk dir das! Ich bin ein ziemlich nachtragender Bastard.“

„Mach dir nichts daraus“, erwiderte Hep. „Ich freue mich trotzdem für dich.“

„Gleich freust du dich nicht mehr!“

Jetzt erst begriff Hep, dass der andere nicht zu einem Schwätzchen gekommen war. Aber es war zu allem zu spät. Der Soldat drückte ihm die Karabinermündung in den Leib. Auch hinter Hep war Bewegung. Das Gewehr wurde ihm aus der Hand gerissen. Er wurde auch seinen Colt los.

„Wir haben ihn“, raunte eine Stimme. „Sagt Forster Bescheid!“

Die beiden Männer nahmen Hep in die Mitte und führten ihn langsam und vorsichtig um das Lager zu den Pferden. Hinter den Tieren hockten ein Dutzend Männer am Boden, die Gewehre in den Fäusten.

Der Kern der Meuterer, soweit sie Red Clouds Angriffe überlebt hatten.

Sie wollten sich von den anderen trennen. Aus Furcht vor Strafe und einem Kriegsgerichtsverfahren, wie Hep glaubte. Doch die Deserteure ritten nicht einfach weg, wie sich das Hep vorgestellt hatte. Sie gingen viel gemeiner vor.

Als der Tag graute, ließ Forster das Lager umstellen. Dann krachte ein Schuss.

Die Schläfer fuhren hoch – Soldaten, Siedler, Frauen und Kinder.

Noch ehe die anderen recht begriffen, was im Gange war, setzte sich Varga mit einer Handvoll Soldaten, die ihm immer treu ergeben waren, zur Wehr. Auch Buster Tom, Jimmy, Mexico und Sten griffen zu den Waffen. Doch die Rinderleute gaben sofort auf, als die Deserteure Varga und seine Getreuen erbarmungslos zusammenschossen.

McDaniel wollte sich auf Forster stürzen. Buster Tom und Mexico hielten ihn mit Gewalt davon zurück.

„Lassen Sie den Unsinn!“, zischte Buster Tom. „Wollen Sie ein noch größeres Blutbad anrichten? Wir haben Frauen und Kinder dabei.“

Von den Soldaten liefen fast alle zu den Deserteuren über. Sicherlich dachten dabei die meisten nur daran, die eigene Haut zu retten.

Forster ließ alle entwaffnen, dann ritt er mit seinen Leuten weg. Sie nahmen nicht nur sämtliche Waffen mit, sondern auch alle Pferde.

„John!“, rief Agenin und rannte ihm nach. „John, nimm mich mit!“

Doch daran dachte Forster nicht. Er gab seinem Pferd die Sporen, um sich von dem Mädchen nicht einholen zu lassen. Einer der Soldaten drängte sie mit dem Pferd roh zur Seite, dass sie ins Stolpern geriet und stürzte.

Sam Huskin lief zu ihr. Dann setzte sich auch McDaniel in Bewegung.

Buster Tom kochte vor Zorn und soviel Gemeinheit. Er ballte die Hände und öffnete sie wieder. Mehrmals hintereinander. Da kam Hep aus der Staubwolke heraus auf sie zugewankt.

Sie liefen ihm entgegen. „Junge, Hep!“, rief Buster Tom. „Bist du verletzt?“

„Höchstens in meinem Stolz“, knurrte Hep und rieb sich den Hintern. „Ich wollte mir ein Pferd nehmen, aber da hat mich so ein Bastard mit einem Stiefel aus der Richtung gebracht.“

Er sah missmutig von einem zum anderen. „Was, zum Teufel, soll jetzt werden? Wenn Indianer auftauchen, haben wir nur unsere Fäuste und die Zähne.“

Buster Tom blickte sich um und schaute auf die Gruppe der Siedler. Frauen und Kinder weinten und starrten entsetzt auf die erschossenen Soldaten.

„Diese Bande von Drecksäcken!“, schimpfte Jimmy.

„Das ganze Gefluche hilft uns nicht“, meinte Sten. „Es ist Tag geworden. Wir haben gestern eine Fährte hinterlassen wie eine Meute Trampeltiere. Red Clouds Leute werden es also nicht schwer haben.“

„Ja! Wir müssen weg von hier“, meinte Buster Tom sinnend. „Und zwar müssen wir ziemlich spurlos verschwinden.“

McDaniel und Huskin kamen zu ihnen. Auch der Master-Sergeant und Lieutenant Benson traten zu dem Kreis. Sie beide und ein Corporal, der sich um einen verletzten Siedler kümmerte, waren als einzige Soldaten geblieben.

„Ich bin dafür, dass wir unsere Situation nicht lange beklagen“, wandte sich Buster Tom an die Männer. „Wir brechen sofort auf und marschieren nach Süden. Ich werde mit meinen Männern zurückbleiben und die Spuren verwischen. Sobald Rote auftauchen, haben wir nur die Möglichkeit, uns zu verstecken. Besitzt jemand noch eine Waffe?“

Der Master-Sergeant zog ein langes Messer aus dem Stiefelschaft.

„Damit lässt sich verdammt viel anfangen!“, meinte Lieutenant Benson bissig.

„Immerhin wäre eine einzelne Rothaut damit von ihrem Pferd zu trennen“, versetzte Hep ebenso bissig.

Der Master-Sergeant überließ ihm daraufhin das Messer. Hep schob es sich in den Gürtel und zog sich den Hut in die Stirn.

Zwei Siedlerfrauen besaßen Revolver. Sie hatten die Waffen in den Falten ihrer Kleider verborgen. Es wurde entschieden, dass die eine Waffe Captain McDaniel erhielt und die andere Buster Tom.

Danach setzte sich die Gruppe von knapp zwanzig Männern, Frauen und Kindern in Bewegung. Die Circle-C-Männer nahmen jeder eine Decke zur Hand und folgten langsam. Mit den Decken kehrten sie sämtliche Fußabdrücke aus.

Die fünf Männer der Circle-C-Ranch hatten noch keine Meile zurückgelegt, als im Westen Reiter erschienen. Ein ganzes Dutzend. Dass es sich dabei um Rote handelte, war selbst aus großer Entfernung zu sehen. Zudem folgten sie genau den Spuren, die von der Fortbesatzung am Tag zuvor hinterlassen worden waren.

Buster Tom sah sich um. McDaniel schien die Roten ebenfalls gesehen zu haben. Die Gruppe war nirgends zu entdecken.

Auch die Circle-C-Männer gingen in Deckung und beobachteten die Krieger. Etwas anderes konnten sie ja nicht tun.

Die Indianer ritten an den Lagerplatz, schauten sich dort gründlich um, wühlten in Sattelpacken und Gepäckstücken, die liegengelassen worden waren, und folgten dann den Deserteuren.

Hep wischte sich die Nase. „So kommen wir zu nichts, Boss“, meinte er verdrossen.

„Wenn wir mit meinem Messer und Ihrem Colt zu irgend etwas kommen wollen, sind wir von den Geschehnissen viel zu weit weg.“

Buster Tom verlor kein Wort. Als die Roten verschwunden waren, stand er auf und lief zurück. Die anderen folgten ihm. Ebenso wortlos. Sten, Mexico und Jimmy bewaffneten sich mit Steinen und Knüppeln.

Dann warteten sie.

Nach einer knappen Stunde tauchten abermals Indianer auf. Auch sie folgten den Spuren der Fortbesatzung. Es war ein Trupp von sechs Kriegern. Sie kamen schnell näher, ritten auf dem Lagerplatz zuerst hin und her und stiegen dann doch von den Mustangs.

„Jimmy! Mexico!“, raunte Buster Tom. „Ihr kümmert euch nur um die Pferde.“

„Den großen, den nehme ich!“, zischte Hep.

Die Circle-C-Männer lagen hinter Quadern und Felsleisten gut gedeckt. Doch als sich plötzlich der Wind drehte, bekamen die Mustangs Witterung. Ein schwarzweiß gescheckter Pinto warf nervös den Kopf auf und wieherte. Die anderen Tiere peitschten mit den Schweifen.

Die Indianer hielten ein und sahen sich gespannt um. Sie blickten dabei in die Richtung, die dem Interesse der Pferde galt.

Da richtete sich Buster Tom auf, den Colt in der vorgereckten Faust.

„Seid friedlich, Freunde“, sagte er knirschend, stieg über die Deckung und lief auf die Indianer zu, die ziemlich nah beisammen standen und zunächst so überrascht waren, hier Weiße anzutreffen, dass sie an Gegenwehr überhaupt nicht zu denken schienen.

Jimmy folgte seinem Vater. Hep flankte über die Felsleiste, hinter der er gelegen hatte, und näherte sich den sechs roten Männern von der Seite. Mexico und Sten setzten sich ebenfalls in Bewegung und liefen zu den Pferden. Mexico holte weit aus, um sich den Tieren von hinten zu nähern.

Die Apachen begriffen sofort, dass es die Weißen auf ihre Pferde abgesehen hatten. Welcher Krieger war schon bereit, ein Pferd abzutreten? Auch noch an einen Weißen! Obwohl Buster Tom sie mit dem Revolver bedrohte, griffen sie zu den Waffen. Jeder von ihnen hatte einen Revolver und ein Messer im Gürtel stecken.

Buster Tom blieb stehen und feuerte. Er schoss dreimal hintereinander, bevor der erste Rote Messer und Revolver überhaupt in die Fäuste bekam. Er war genau so schnell, wie er sein musste, um diesen Kampf zu gewinnen, um am Leben zu bleiben.

Er traf mit jedem Schuss einen Krieger und stand bereit, als ihn der vierte wild ansprang. Die beiden anderen übernahmen Jimmy und Hep.

Es war ein kurzer wütender Kampf, in dem den schlecht bewaffneten Weißen die Überraschung der Roten zu Hilfe kam. Sie glich alles aus.

Buster Tom schlug seinem Gegner den Colt auf den Kopf, sprang auf und trat Jimmys Feind das Messer aus der Hand, mit dem er dem Jungen die Kehle aufschlitzen wollte. Dann setzte Jimmy den Roten mit einem wütenden Haken außer Gefecht.

Hep hatte sich schon aufgerichtet, stach das Messer in den Sand, um es zu säubern, und stand auf.

Mexico und Sten hatten alle sechs Zügelstricke in die Hände bekommen. Die Tiere scheuten jedoch wie verrückt, gingen hoch und schlugen aus, so sehr war ihnen der Geruch der weißen Männer zuwider. Buster Tom, Jimmy und Hep kamen den beiden zu Hilfe. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie die Mustangs beruhigt hatten.

Sie fanden bei den Indianern sechs Revolver und fünf Gewehre. Drei nagelneue Winchester und zwei alte Vorderlader. Sie bewaffneten sich mit Revolvern und einer Winchester. Buster Tom schickte Mexico, dem die Armverletzung noch zu schaffen machte, den anderen nach und gab ihm die übrigen Waffen mit. Dann folgten Buster, Sten, Hep und Jimmy den Deserteuren.

Nach einer Stunde sahen sie über dem Lagerplatz Signalwolken in den Himmel steigen.

„Wir hätten sie alle umbringen sollen“, meinte Sten. „Jetzt wird nicht mehr viel Zeit vergehen und die gesamte Apachennation hängt uns auf den Fersen.“

Buster Tom schaute zurück. „Sollen sie uns folgen! Hauptsache, sie bleiben von den Frauen und Kindern fern.“

Sie machten die Indianerponys mächtig munter. Die kleinen zotteligen Biester entwickelten eine Ausdauer, die sie in den Tieren gar nicht vermutet hatten.

Gegen Abend stießen sie auf den Platz, an dem Forster mit seinen Leuten zum ersten Mal gegen das Dutzend Apachen gekämpft hatte, das am Morgen zuerst den Lagerplatz erreichte.

Nicht weit davon hielten sie an, um eine längere Pause einzulegen. Nach Mitternacht ritten sie schon wieder weiter. Es war schließlich ihre erklärte Absicht, Forster einzuholen, was sie das an Schweiß und Strapazen auch immer kosten sollte. Ganz zuletzt dachte Buster Tom auch an das Geld, das er für die fünfhundert Rinder in Tuba City erhalten hatte und das in seinen Satteltaschen steckte. Denn die Pferde der Circle-C-Männer waren von den Deserteuren gesattelt mitgenommen worden.

Als es hell wurde, untersuchte Buster Tom die Fährte der Deserteure. Die Roten waren nach Norden ausgewichen, vermutlich, um Verstärkung zu holen.

„Eine Stunde Vorsprung“, sagte er knirschend, als er wieder in den Sattel stieg. „Wir müssten das Pack bald zu Gesicht bekommen.“

Das Terrain verändert sich. Hügeliges Buschland nahm sie auf, durch das sich die Fährte der Deserteure ostwärts wand. Die Soldaten strebten dem Clear Creek zu, auf dessen anderem Ufer sie sich in Sicherheit glaubten.

Da ihnen die Roten nicht folgten, ließ ihre Wachsamkeit nach. Das sah Buster Tom deutlich an den Spuren. Sie ritten über weite Strecken hinweg in aufgelockerter Formation.

Gegen Mittag erreichten die vier Reiter eine Anhöhe, von deren Kamm aus sie den Clear Creek sehen konnten. Forster hatte den Creek bereits durchquert und lagerte am anderen Ufer. Die Deserteure hatten es gewagt, ein Feuer anzuzünden. Der Rauch stieg kerzengerade in den wolkenlosen Himmel.

Buster Tom hielt an, stützte die Fäuste auf das Sattelhorn und schaute sich spähend um.

Jimmy, Sten und Hep blickten nachdenklich zum Creek hinab. Zwei der Deserteure standen am Ufer und versuchten Fische zu fangen.

„Diese Bande von Strauchrittern!“, schimpfte Hep.

„Wir werden sie in ihrem Frieden stören, sei nur unbesorgt“, meinte Sten.

„Die Pferde stehen alle am Ufer“, sagte Jimmy und sah seinen Vater an. „Was meinst du, Boss? Zu einem Strafgericht sind wir ja nicht aufgerufen.“

„Ich bin deiner Meinung“, erwiderte Buster Tom knurrend. „Was wir brauchen, sind Pferde. Aber wie kommen wir auf die andere Seite, ohne von dem Pack gesehen zu werden? Das Land da unten ist so flach und platt wie ein Kuchenteller.“

„Wir sollten Geduld haben und die Nacht abwarten“, meinte Jimmy.

Die Männer schauten zurück. Noch war von Indianern nichts zu sehen, der Tag lag noch vor ihnen. Mochte der Teufel wissen, mit welcher Zähigkeit die Roten bereits hinter ihnen her waren.

Sie saßen ab und beschränkten sich darauf, den Haufen der Deserteure zu beobachten. Es dauerte auch nicht lange, da zogen die Deserteure weiter. Buster Tom rüstete mit den Männern ebenfalls zum Aufbruch.

Als sie dann den Hügel hinunterritten, entdeckten sie hinter sich eine dichte Staubglocke. Die Apachen kamen später auch über den Clear Creek und scherten sich nicht darum, dass der Creek in den letzten Jahren die Grenze zur Zivilisation dargestellt hatte. Auf den Karten der Weißen war der Creek nur ein dünner Strich. Für die Apachen schien er noch weniger darzustellen.

Die Circle-C-Männer trieben die Indianerponys härter vorwärts als jemals zuvor. Sie ritten durch das weite Buschland, das jenseits des Creeks sanft anstieg, und setzten die Verfolgung fort. Die Blicke nach vorn und nach hinten gerichtet, denn sie steckten zwischen zwei Feuern.

Nach vier Stunden tauchte die Staubwolke der Deserteure vor ihnen aus einer weiten Senke auf. Kurz darauf konnten sie den Pulk der Reiter erkennen. Buster Tom wich nach Norden aus, um sie zu überrunden. Die Roten waren nicht ganz so schnell und nicht ganz so zäh. Sie fielen so weit zurück, dass der Staub, den die vielen unbeschlagenen Mustanghufe aufwirbelten, kaum zu sehen war. Kurz vor Anbruch der Dämmerung verlor sich der dünne braune Schleier in dem perlgrauen Dunst, der weit im Westen Himmel und Erde miteinander zu verbinden schien.

Im Gebiet des Chevelon Creeks holten sie Forsters Haufen ein.

Die Soldaten waren im Begriff, das Biwak aufzuschlagen. Eine Gruppe versorgte die Pferde und trieb sie zum Tränken in einen schmalen Arroyo, in dessen Bett ein kleines Rinnsal floss.

Buster Tom, Sten, Hep und Jimmy kamen in dem unübersichtlichen Terrain unbemerkt bis auf eine Meile heran.

Sie stiegen aus den Deckensätteln, um die Dunkelheit abzuwarten.

„Wir müssen die Burschen von den Pferden trennen, das ist die einzige Chance, die wir gegen diese Übermacht haben“, sagte Buster Tom.

„Wollen wir ihnen alle Pferde wegtreiben?“, fragte Jimmy. „Das dürfte für sie alle das Todesurteil sein. Denn spätestens morgen Mittag haben die Apachen die Gruppe eingeholt. Dem Staubschleier nach zu beurteilen, sind es fast zweihundert Krieger.“

„Nein!“, versetzte Buster Tom. „Aber die Pferde stellen zunächst ein Faustpfand für uns dar. Sollte uns die Sache gelingen, werde ich mit Forster verhandeln. Wir benötigen ja nicht nur Pferde, sondern auch unsere Waffen. Gibt er mir dazu sein Wort, dass er McDaniel und den Siedlern nicht folgt, sollen die Männer ihre Pferde haben.“

Sie beobachteten die Soldaten. Es waren mehr als zwanzig Männer. Sie benahmen sich frei und ungezwungen. Zwei Feuer brannten. Die Herde der fast fünfzig Pferde, darunter auch die Tiere der Circle-C-Männer, standen unten im Arroyo. Oben auf_dem Rand hockte ein einziger Posten. Jedenfalls solange die Circle-C-Männer das Lager der Deserteure aus dieser Entfernung einsehen konnten.

Es wurde rasch dunkel. Die Feuer glühten in der Nacht.

Buster Tom erhob sich. „Sten, Hep, ihr führt eure Pferde ein Stück nach Norden zurück. Jimmy und ich treiben euch die Herde entgegen. Wir lassen unsere Mustangs hier stehen. Sollte die Sache schiefgehen, dann seht zu, dass ihr uns die Tiere ein Stück entgegenbringt, damit wir eine Chance haben, heil wegzukommen.“

„Wir warten eine knappe Meile nördlich des Lagers im Arroyo, um die Pferdeherde in Empfang zu nehmen“, sicherte Sten zu und hinkte zu seinem Mustang. Hep folgte ihm. Sie nahmen die Tiere an den Zügelstricken und verschwanden nach Norden in der Nacht.

Die beiden Coppers lauschten, bis Hep und Sten nicht mehr zu hören waren. Buster Tom sah noch einmal nach den Mustangs, dann lief er mit seinem Sohn los.

Sie hatten sich bei Tageslicht die Gegend eingeprägt. Bereits nach einer halben Stunde erreichten sie südlich des Lagers den Arroyo. Sie glitten hinab und schlichen im Schatten der hohen Uferwand auf das Lager zu.

Die Pferdeherde befand sich nach wie vor im Arroyo. Sie wurde auch während der Dunkelheit nur von einem Mann bewacht. Seine Gestalt hob sich klar gegen den sternenübersäten Nachthimmel ab. Die Feuer waren heruntergebrannt. Jimmy kletterte die Böschung hinauf, warf einen Blick auf das Lager und kehrte zu seinem Vater zurück, der inzwischen weiter vorgedrungen war.

„Es herrscht Ruhe da oben“, raunte Jimmy. „Im Osten hockt auf dem Hügel noch ein Posten. Aber er dürfte den Arroyo nicht einsehen können.“

„Die Pferde sind alle gesattelt, aber an Leinen gebunden“, brummte Buster Tom verdrossen. „Das wird Zeit kosten. In einer halben Stunde kommt der Mond. Er wird direkt in den Arroyo scheinen. Dann kann uns der Kerl da oben sehen, wenn er uns schon nicht hört.“

Jimmy zog das lange Messer des Master-Sergeanten aus dem Stiefel, das er sich von Hep hatte geben lassen, für den Fall, dass die Pferde angeleint waren.

Doch zunächst dachte Jimmy an den Posten. Er blickte aus schmalen Augen zu dem Mann hinauf.

Buster Tom erriet seine Gedanken. Er trug die Winchester durchgeladen in den Fäusten. Er ließ die Sicherung einrasten. „Vielleicht können wir ihn herunterlocken und hier niederschlagen.“

„Wenn er nur einen Ton von sich gibt, sind wir erledigt.“

Buster Tom suchte einen kleinen Stein und ließ ihn zu Boden fallen. Beim zweiten Mal wurde der Posten auf das Geräusch aufmerksam. Buster Tom gab Jimmy einen leichten Schlag auf die Schulter. Jimmy kletterte daraufhin die Uferböschung hinauf und wartete.

Der Posten nahm das Gewehr von der Schulter, lud durch und kam langsam auf dem Rand des Arroyos näher. Buster Tom duckte sich und glitt ihm entgegen, das Gewehr zum Schlag bereit in der Faust. Der Soldat blieb genau über ihm stehen und spähte herab. Buster Tom presste sich gegen die Uferböschung. Da zuckte schon ein Schatten hinter dem Soldaten empor. Jimmy! Sie kamen beide von da oben herunter und krachten vor Buster Tom zu Boden, der blitzschnell zurückgeglitten war.

Jimmy hielt den Mann von hinten gepackt und hielt ihm den Mund zu. Buster Tom holte aus und schickte ihn mit zwei harten Schwingern ins Land der Träume.

Sie waren auf Sand gefallen. Trotzdem lauschten sie angestrengt. Jimmy kletterte wieder empor und spähte zum Lagerplatz.

„Nichts!“, raunte er. „Alles ruhig.“

„Dann vorwärts!“, flüsterte Buster Tom. „Lass die Tiere beisammen, dann haben es Hep und Sten leichter!“

Jimmy verschwand zwischen den Pferden. Buster entsicherte die Winchester, nahm auch den Colt in die Faust und stieg die Böschung ein Stück empor, damit er das Lager beobachten konnte.

Eine volle Minute verging, ehe Jimmy wieder erschien. Er hatte Mexicos und Buster Toms Pferde gefunden und brachte sie mit.

Buster Tom sprang von oben herunter mit einem schrillen Schrei in den Sattel. Auch Jimmy schwang sich aufs Pferd. Sie warfen die Tiere herum, schossen und schrien dabei wie die Teufel und jagten ihre Pferde gegen die Leiber anderer Tiere.

Die Uferböschungen waren steil. Der Herde blieb nur der Weg nach Norden. Im Handumdrehen war der Arroyo vom Trommeln der Hufe erfüllt. Die Herde brach aus und jagte in dem Arroyo entlang. Buster Tom und Jimmy blieben inmitten der Tiere. Beide schauten nur einmal zurück. Aber die Nacht war so schwarz, dass sie nichts sahen. Ob Schüsse fielen, konnten sie nicht hören. Mündungslichter waren nicht zu sehen.

Nach fünf Minuten kamen Hep und Sten auf den Indianermustangs in den Arroyo galoppiert.

„Treibt sie nicht mehr!“, brüllte Buster Tom. „Lasst sie auslaufen! Haltet sie zusammen!“

Das war für die Circle-C-Männer kein Kunststück. Nachdem sie sich zwei Meilen vom Lager entfernt hatten, brachten sie die Herde zum Stehen. Sten, Jimmy und Hep saßen sofort ab, um die Rudel aneinander zu leinen.

Buster Tom drehte sein Pferd und schaute zurück. Der Arroyo kam aus den Bergen herunter. Sie waren mit den Pferden aufwärts geritten, so dass er die Feuer brennen sehen konnte. Wie dunkelrot glühende Sterne strahlten sie aus der Nacht.

„Sortiert ihnen zwanzig Kavalleriepferde aus“, sagte er über die Schulter, „wartet hier!“

Er brachte das Pferd in Gang und ritt auf dem Rand des Arroyos zurück.

Forster und dessen Männer hatten gar nicht erst versucht, den Pferden zu folgen. Da sie nicht wussten, wer ihnen die Pferde gestohlen hatte, rüsteten sie zum Aufbruch.

Als sie den Reiter kommen hörten, entfernten sie sich aus dem Feuerschein. Buster Tom ließ sein Pferd weitergehen, ritt in den Feuerschein hinein und hielt an.

Die Soldaten umringten ihn mit schussbereiten Gewehren. Dunkelrot flammte der Feuerschein über die Waffen und die Uniformen der Männer.

„Copper!“, zischte eine Stimme. Es war Forster. „Ich hätte Sie Bastard erschießen sollen. Ich werde es jetzt tun.“

Buster Tom stieg aus dem Sattel. „Sie benötigen Pferde, Mr. Forster. Über zwanzig Stück. – Nun, ich kann sie Ihnen geben.“

„Aha!“, zischte Forster und blieb dicht vor Buster Tom stehen. „Jetzt ist mir klar, wie Sie es sich gedacht haben. Aber Sie täuschen sich. In zwei Tagesmärschen sind wir in Sicherheit. Wir brauchen also die Pferde nicht.“

Er zog den Colt, spannte den Hammer und drückte ihn Buster Tom in den Leib. „Was sagen Sie jetzt, Sie schäbiger Kuhtreiber?“

Buster Tom schüttelte den Kopf. „Nichts, denn ich kann nur lachen.“

„Das Lachen wird Ihnen vergehen. Ich schieße es Ihnen aus dem Gesicht.“

„Keine drei Reitstunden von hier lagern zweihundert Rote, die schon den ganzen Tag über Ihren Spuren gefolgt sind. Zwei Tage, Mr. Forster, das schaffen Sie nicht. Jedenfalls nicht ohne Pferde.“

Forster starrte ihm in die Augen. „Sie verdammter Lügner!“

Buster Tom zuckte die Schultern. „Meinetwegen lassen Sie es darauf ankommen. “

Geraune war zu hören. Soldaten näherten sich.

„Das Beste ist wohl, ich komme im Morgengrauen zurück, wenn ihr alle die Staubfahne der euch verfolgenden Indianer ausmachen könnt“, sagte Buster Tom in die Runde.

Er wollte sich dem Pferd zuwenden, Forsters Faust krallte sich in seine Jacke. „Ich schieße Sie über den Haufen!“, brüllte er.

Buster Tom blickte an ihm vorbei auf die Männer. „Wenn er mich umbringt, erwischen euch morgen Mittag die Roten. Lasst euch von seinem Hass nicht blind machen. Ihr braucht Pferde. Das wisst ihr selbst. Ich stelle euch keine unerfüllbaren Bedingungen.“

„Warum hören wir eigentlich auf Forster?“, rief einer der Männer.

Sie drängten näher heran.

„Zurück!“, schrie Forster. „Oder ich drücke ab.“

Die Soldaten blieben stehen, die Läufe der Karabiner nach unten gerichtet. „Hören wir ihn doch an, Mr. Forster!“, rief ein Soldat.

„Wozu?“, knirschte Forster. Sein Blick brannte in Buster Toms Augen. „Er lügt doch, sobald er sein Dreckmaul nur aufmacht.“

Buster Tom erkannte, dass ihn Forster umbringen wollte. Um als Offizier nicht erledigt zu sein, hatte er die Siedler, den Captain und die Circle-C-Männer in der Wildnis ihrem Schicksal überlassen. Nun schien er zu begreifen, dass für ihn nichts mehr zu retten war. Vielleicht war es ihm auch auf einmal recht, dass sie keine Pferde mehr besaßen. Mochte der Teufel wissen, was in seinem vor Hass kranken Hirn wirklich vorging.

Eine Gestalt kam um Buster Toms Pferd geschlichen. Buster Tom sah aus den Augenwinkeln einen Karabiner blinken. Buster Tom handelte blitzschnell und schlug Forster mit einem wuchtigen Fausthieb die Waffe aus der Hand. Der Soldat aber flog trotzdem heran und schlug Forster den Kolben auf den Kopf.

„Von diesem Bastard werden wir uns doch nicht jeden Willen aufzwingen lassen“, schnaufte der Soldat.

Die anderen kamen heran. Zwei knieten nieder. Doch Forster war bewusstlos. Der Soldat hatte ihm kräftig auf den Kopf geschlagen.

„Der hat für eine Weile genug!“, meinte einer.

Buster Tom blickte von einem zum anderen, soweit er die Gesichter der Männer im Feuerschein erkennen konnte. Er hielt sie alle für Strauchritter und Tagediebe. Ein Mann, der Frauen und Kinder hilflos zurückließ, nur um die eigene erbärmliche Haut zu retten, konnte nur ein Hundesohn sein. Nichts anderes. Er war nahe daran, einfach davonzureiten.

Aber da waren die Frauen und Kinder. An sie hatte er in allererster Linie zu denken.

„Also heraus mit Ihrem Vorschlag!“, rief ein Soldat. „Wir benötigen zweiundzwanzig Pferde. Was wollen Sie dafür?“

„Unsere Waffen und die Zusicherung, dass ihr uns nicht folgt. Keiner von euch. Auch Forster nicht.“

„Die Zusicherung haben Sie, Copper“, rief ein Soldat. „Wir werden Forster an die kurze Leine nehmen.“

„Her mit den Waffen!“, sagte Buster Tom. „In zehn Minuten treiben wir euch die Pferde entgegen.“

Kurz darauf war Buster Tom mit den Gewehren und Revolvern auf dem Ritt zu Jimmy, Hep und Sten. Sie zählten zweiundzwanzig Kavalleriepferde ab, die sie den Soldaten entgegentrieben. Dann brachen sie auf und ritten nach Süden in die Nacht hinein.

Marshals und Gunfighter: 7 glorreiche Western

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