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Dann kam Red Cloud. Mit allem, was er hatte. Die Masse der anstürmenden Indianer schälte sich aus dem Grau der schwindenden Nacht. Die Hufe der kleinen zottigen Mustangs weckten ein trommelndes Geräusch aus dem Boden, das das gesamte Tal erfüllte und alle anderen Geräusche in sich aufsog.

Red Cloud griff jedoch nicht sofort an. Die Spitze der riesigen Horde stockte, und die Apachen schlossen zu beiden Seiten auf. In einer Breite von achthundert Yard standen sie dann eine Viertelmeile vor dem Tor des Forts entfernt zu dritt und zu viert hintereinander. Langsam senkte sich der Staub nieder und gab den Weißen den Blick auf die Masse der Krieger frei. Der Wind trug das Tamtam von Trommeln herüber. Ein einzelner Krieger ritt ein Stück nach vorn und hob die Arme.

Es schien einer ihrer Medizinmänner zu sein, der den Segen Maheos für die Schlacht erflehte.

Damit war der Besatzung von Fort Wells klar, dass Red Cloud diesmal gekommen war, um das Fort zu erstürmen.

Captain Varga nahm einem Soldaten den Karabiner aus der Hand, riss ihn an die Schulter, zielte und schoss den Apachen vom Pferd.

„Da habt ihr Maheos Segen!“, knurrte er gereizt, als er dem Soldaten die Waffe zurückreichte.

Einen Moment herrschte Stille. Die Apachen hockten wie leblos auf ihren Mustangs und blickten auf den toten Medizinmann, dessen steingrauer Mustang langsam kehrtmachte und zurücktrottete, mit schleifendem Zügelstrick.

Die Männer hinter den Brustwehren würgte es in den Hälsen. Die Waffen schussbereit in den Fäusten und die Blicke gebannt auf die zum letzten Ansturm entschlossenen Roten gerichtet, standen sie im ersten Schein des Tageslichtes auf den Türmen und Wehrgängen des alten Forts.

Dann, mit einem Mal, von einem Augenblick zum anderen, befanden sich die Apachen in Bewegung. Schreiend und schießend raste Red Clouds Horde heran und schwemmte um das Fort wie eine Meereswoge. Staub stieg auf und verdichtete sich über dem Fort zu einer Wolke, dass die Männer die Sonne nicht aufgehen sahen.

Die Apachen hatten einen Ring gebildet und jagten im gestreckten Galopp Runde um Runde um das Fort. Dabei drängten sie abwechselnd im Osten oder Westen dicht an die Palisaden heran. Erste tollkühne Krieger warfen ihre Lassos um Pfosten und Bohlen, ließen sich aus den Deckensätteln reißen und versuchten über die Brustwehren hinweg in das Fort einzudringen. Zwischen den beiden Türmen im Osten tobte der Kampf Mann gegen Mann zuerst. Captain Varga rannte den Wehrgang entlang und klopfte hier und dort einem Soldaten auf die Schulter. Mit sechs Männern kam er dann den bedrängten Soldaten auf jener Seite zu Hilfe.

Danach versuchten die Apachen, die Torfront zu erstürmen. Drei Dutzend Apachen warfen ihre Lassos und schwangen sich auf die Brustwehr. Jeder Soldat sah sich auf einmal mehreren Angreifern gegenüber.

Die Circle-C-Männer befanden sich mit Captain McDaniel und Varga direkt über dem Tor. Buster Tom schoss einen Angreifer mit dem Colt nieder, warf einen zweiten mit einem wuchtigen Haken über die Brüstung nach draußen und trieb einen dritten mit einem wütenden Fußtritt in Mexicos Arme, der ihn packte und kurzerhand dem anderen nachwarf.

Jimmy und Hep standen Seite an Seite. Direkt vor Hep schlang sich eine Lederschlinge um einen Pfosten. Hep zuckte zurück, ging in Lauerstellung und holte mit dem Gewehrkolben aus, den er dem Roten einen Atemzug später auf den Kopf schmetterte. Jimmy schoss indessen einen Krieger nieder, der nicht weit von ihm entfernt einen Sergeanten erstochen hatte und sich auf Varga stürzen wollte. Dann trieben sie mit gezielten Schüssen den Ring der Apachen zurück.

Buster Tom atmete auf und schaute sich um. Da stockte ihm das Blut in den Adern. Die Roten waren schon im Fort. Sie kamen in Scharen über den Eckturm im Osten. Dort war nicht eine blaue Uniform mehr zu sehen.

Ein Hornist begann in dem Tohuwabohu wie verrückt das Rückzugsignal zu schmettern.

„Red Cloud!“, brüllte da Jimmy.

Buster Tom zuckte wieder herum. Es war Red Cloud. Er erkannte ihn mit einem Blick. An der Spitze einer Meute Krieger kam er im gestreckten Galopp auf das Tor zu, um den Einbruch auch auf dieser Seite zu erzwingen.

Jimmy und Hep jagten Schuss auf Schuss auf ihn hinab.

Buster Tom bewegte sich in diesem fürchterlichen Durcheinander mit einer Ruhe, die nur ein Mann aufzubringen imstande war, der ganz genau wusste, dass er die Zeit besaß, einen wirklich guten Schuss anzubringen. Diese Zeit besaß Buster Tom freilich nicht. Aber er spürte, dass er treffen musste und dass von diesem Schuss etwas abhing.

Er zielte sorgfältig, sah Red Clouds Gesicht deutlich über Kimme und Korn, und drückte ab.

Red Cloud warf die Arme hoch und stürzte getroffen vom Pferd. Buster Tom feuerte danach wie rasend und holte auch die Krieger von den Mustangs, die dicht an den großen Häuptling heranritten, um ihn aufzufangen.

Red Cloud stürzte in den Staub, überschlug sich und blieb liegen. Er wurde sofort von einem Pulk Krieger gegen das Fort hin abgedeckt, von denen eine Gruppe der Männer über dem Tor unter Feuer nahm und die andere sich um den Häuptling kümmerte. Dann ritten sie schon mit dem Häuptling weg – unter klagendem Geschrei.

Der Angriff der Apachen geriet sofort ins Stocken. Galoppierende Rudel stießen gegeneinander, nahmen die Mustangs auf und schwenkten ab.

„Sie ziehen ab! Du hast Red Cloud erwischt, Vater!“, schrie Jimmy geradezu fassungslos.

Im Fort freilich war der Kampf noch im Gange. Varga hatte wieder Männer um sich geschart und kämpfte bereits unten auf dem Appellplatz. Nun richteten die Männer auf den Wehrgängen und Türmen die Gewehre in das Fort.

Ein Apache war den Flaggenmast emporgeklettert und hatte das Fahnentuch abgeschnitten. Ein Soldat schoss ihn von da oben herunter. Er stürzte direkt vor Captain Vargas Füße, der ihn mit dem Degen niederstach, als er sich aus dem Wirrwarr der Unionsfahne herauswinden wollte.

Varga rannte mit den Männern weiter. Ihm folgte dichtauf ein Hornist, der das Angriffssignal schmetterte. Varga sah sich fortgesetzt nach ihm um, damit er auch bei ihm blieb.

Die zurückflutenden Roten blieben alle auf der Strecke. Als Varga mit seinen Leuten den Turm zurückerobert hatte, fielen die letzten Schüsse. Tote Indianer lagen überall. Aber auf den Wehrgängen, in den Türmen und im Fort lagen auch tote und verletzte Kavalleristen und Siedler zuhauf.

Buster Tom sah sich nach seinen Männern um. Außer Mexico hatte niemand etwas abbekommen. Mexicos rechter Arm blutete. Er war mit einem Messer verletzt worden. Hep und Sten verbanden ihn bereits.

„Mein Gott!“, keuchte Captain McDaniel und starrte Buster Tom in die Augen. „Ich habe mindestens die Hälfte meiner Männer verloren.“

„Jetzt müssen wir hier heraus“, sagte Buster Tom krächzend. „Mit den wenigen Leuten sind die Türme und Wehrgänge nicht mehr zu besetzen. Die Apachen haben Red Cloud verloren. Davon werden sie sich zwar wieder erholen, aber bis dahin müssen wir weg sein.“

Captain McDaniel wich zurück. „Dieses Fort wird gehalten bis zum letzten Mann!“, brüllte er.

„Vielleicht von Ihnen“, versetzte Buster Tom barsch und spie aus. „Aber nicht von mir und meinen Leuten. Jetzt ist ein Loch da draußen vorhanden. Ein ziemlich großes sogar. Aber nicht lange! Vielleicht nur zwei oder drei Stunden. Das reicht, um die verletzten Männer mitzunehmen. Geben Sie also den Befehl dazu. Sie haben genug Pferde. Wir sind auf jeden Fall beweglich und schnell genug.“

McDaniel stützte sich auf die Geländerleiste und blickte in das Fort hinab. Da kam Captain Varga den Wehrgang entlang.

„Wir haben sie in die Flucht getrieben, McDaniel!“, brüllte er. Seine Augen blitzten wie die eines Tigers, der große Beute gemacht hatte.

Er kam schnell heran, schnaufte und keuchte und blickte von einem zum anderen.

„Mein Vater hat Red Cloud getötet“, sagte da Jimmy. „Deshalb haben die Apachen den Kampf abgebrochen.“

Vargas Heldenblick erlosch. „Was?“

Buster Tom nickte. „Ja, die Apachen sind nicht geflohen, sie haben den Kampf nur abgebrochen. Der Tod Red Clouds hat ihnen einen Schock versetzt. Ich habe dem Kommandanten deshalb vorgeschlagen, sofort abzurücken. Jetzt haben wir eine Chance, nach Süden oder Osten durchzukommen.“

Varga leuchtete das sofort ein. „Wir haben dreißig Tote, McDaniel. Wenn die Roten noch einmal angreifen, sind wir erledigt.“

„Dazu habe ich keinen Befehl!“, krächzte McDaniel.

„Aber McDaniel …“ meinte Varga.

„Schweigen Sie!“, bellte McDaniel.

„Ich kann hier nicht warten, bis Sie sich einig sind“, polterte Buster Tom. „Da ich die Frauen und Kinder der Siedler nicht ihrem Schicksal überlassen möchte, werde ich Huskin fragen, ob er mit uns ziehen will.“

„Das ist Meuterei!“, schnaufte McDaniel. „Sie unterstehen im Kriegsgebiet militärischem Kommando.“

„Sie sind für das Fort verantwortlich, aus dem die Apachen in wenigen Stunden einen rauchenden Trümmerhaufen machen werden“, sagte Buster Tom mit Schärfe in der Stimme. „Ich aber bin für das Leben von Männern verantwortlich.“

„Kein Soldat würde verstehen, wenn ich jetzt …“

„Die Situation hat sich geändert!“, unterbrach Buster Tom den Captain wütend. „Zu unseren Gunsten. Aber nur für eine oder zwei Stunden. Nutzen Sie die Chance.“

„Die Apachen haben vielleicht jeden Meldereiter abgefangen, McDaniel“, meinte Varga.

„Woher wollen Sie das wissen?“, bellte McDaniel.

Varga zuckte die Schultern. „Das Fort ist verloren, ob wir uns opfern oder nicht.“

„Vor dem Angriff waren Sie gegen jeden Ausbruch, Varga. Sie auch, Copper“, schnaufte McDaniel.

„Ich wäre es auch jetzt noch, wenn ich nicht Red Cloud getötet hätte“, erklärte Buster Tom. „Doch ich bin nur zwei Stunden lang für den Ausbruch. Danach, wenn sich die Apachen von ihrem Schock erholt haben, bin ich dafür, dass wir uns alle in einer einzigen Baracke verschanzen. Begreifen Sie doch! Wir haben eine klare Chance.“

„McDaniel!“, raunte Varga drängend.

McDaniel biss sich auf die Lippe und blickte über das Fort hinweg, sah die Toten und die Verwundeten und blickte Buster Tom wieder an.

„Erteilen Sie die nötigen Befehle, Varga“, sagte er dann mit tonlos klingender Stimme. „Das Bataillon rückt ab. Wir geben Fort Wells auf. Abmarsch, sofort!“

Varga holte tief Luft und riss die Hacken zusammen. „Zu Befehl, Sir!“

Buster Tom winkte seinen Männern und verließ mit ihnen den Turm.

Marshals und Gunfighter: 7 glorreiche Western

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