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Agenin zögerte und sah sich wachsam um. Mondlicht lag auf dem Appellplatz. Die Unionsfahne, die seit Tagen niemand am Abend mehr niederholte und am Morgen aufzog, hing reglos am Mast, wie etwas, das jemand vergessen hatte. Unter dem Regendach des Turmes über dem Tor glühte eine Zigarette in der Dunkelheit. Leben schien nur in der Baracke des dritten Zuges der B-Kompanie zu sein, vor der sie stand. Die Soldaten sangen zotige Lieder, stampften mit den Stiefeln im Takt und klatschten in die Hände.

Agenin öffnete behutsam die Tür, durchquerte den schmalen Windfang, in dem die Gewehre der Männer in den Ständern hingen. Die Läufe glänzten in dem einfallenden Mondlicht. Vor der zweiten Tür hielt sie noch einmal ein, da das, was die Männer sangen, jede Frau beleidigen musste. Aber sie wollte Forster retten. Deshalb trat sie ein.

Die Männer verstummten sofort und sahen überrascht zur Tür.

Agenin rang die Hände. „Ihr sitzt hier herum, sauft und singt, während andere die Offiziere befreit haben und an ihrer Stelle Mr. Forster und Windslow eingesperrt worden sind.“

Die Männer verharrten erschrocken. Agenins Blick glitt angewidert über die Schnapskrüge.

„Ja, trinkt nur und singt recht laut!“, rief sie.

Da sprang einer der Männer vom Hocker. „Ort, dieser Bastard! Steht er nicht Wache vor dem Gefängnis? Warum meldet er nichts?“

„Vielleicht haben ihn die anderen auf ihre Seite gebracht!“, rief ein bulliger Soldat mit hochrotem Kopf.

Die Männer sprangen auf und wollten zur Tür rennen, um die Gewehre zu holen.

„Halt!“, brüllte da einer laut und wütend. „Rennt doch nicht wie die Hammel los!“

Die Männer hielten inne. Er ging zu Agenin. „Was wissen Sie? Wer hat die Offiziere angeblich …“

„Nicht angeblich!“, versetzte Agenin gereizt. „Lieutenant Benson ist bei uns gewesen und hat die Siedler geholt. Er hat meinem Vater erzählt, dass Mr. Forster und Windslow eingesperrt worden seien, und dass Captain Varga fünf Mann zusammen habe, mit deren Hilfe er die Ordnung wieder herstellen möchte.“

Die Männer trauten ihren Ohren nicht. Wieder geriet alles in Richtung der Tür in Bewegung. „Halt!“, brüllte der Soldat, der Tawa hieß und einer der Anführer war. „Benehmt euch nicht wie die Schneehasen! Geh einer nachsehen. was draußen los ist. Dann sagt den anderen Bescheid.“

„Captain Varga hält sich mit den Leuten in einer Baracke der A-Kompanie auf. Die Rinderleute sind auch dort“, sagte Agenin.

„Die Rinderleute!“, zischte Tawa und fluchte. „Denen werden wir etwas streichen. – Los, trommelt alles zusammen! Captain Varga wird jeden von uns sofort erschießen lassen. Seid euch darüber bloß im Klaren. Vor allem Ruhe, und jeder tut genau das, was ich sage. Jetzt holt die Gewehre. Bewegt euch.“

Agenin wollte die Baracke wieder verlassen. Doch Tawa lief ihr nach und hielt sie zurück. „Warten Sie, Täubchen!“, grinste er. „Da draußen wird jetzt gleich Blei fliegen. Hier ist es doch auch gemütlich. Hier bei mir! Muss es denn immer eine Offiziersbude sein?“

Agenin schlug ihm ins Gesicht. Doch Tawa lachte nur.

„Wenn wir das bis zum Morgengrauen nicht erledigt haben, können wir uns die Gräber gleich selbst ausheben“, meinte einer der Soldaten. „Nur gut, dass Red Cloud nicht weiß, was sich hier im Fort abspielt. Mitten in der Nacht würde er uns angreifen.“

„Reg dich nicht auf!“, erwiderte Varga. „In einer Zeit von Null Komma nichts haben wir das erledigt.“

Marshals und Gunfighter: 7 glorreiche Western

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