Читать книгу Marshals und Gunfighter: 7 glorreiche Western - Pete Hackett - Страница 8
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ОглавлениеRed Cloud war im Begriff, das Land zwischen Tuba City und Prescott in Blut und Tränen zu ersticken. Die fünf Reiter von der Circle-C-Ranch, die eine kleine Herde nach Tuba City getrieben hatten und sich inzwischen wieder auf dem Rückritt befanden, starrten betroffen auf die noch rauchenden Trümmer der überfallenen Siedlung.
„Hier brauchen wir uns gar nicht aufzuhalten“, sagte Tom Copper, der Boss der Circle-C. Er war ein großer Mann von fünfzig Jahren, schon weiß, aber er saß immer noch so gerade im Sattel wie vor dreißig Jahren. Sein Gesicht war braun und von der Sonne gebrannt. Die Haut glich rissigem Leder. Tom Copper war sein Name. Doch in Arizona war er bei Weißen wie bei Roten als Buster Tom bekannt. Als Buster Tom, der allgewaltige Boss der Circle-C-Ranch.
„Das ist Red Clouds Handschrift“, sagte sein jüngster Sohn Jimmy wütend. „Warum die Armee diesen Bluthund nicht schafft? Wenn er nur wenigstens mit dem Red Cloud der Sioux etwas gemeinsam hätte. Der hier hat sogar den Namen gestohlen.“
Jimmy ähnelte seinem Vater. Bis auf das Haar. Im Gegensatz zu dem Alten besaß der Junge noch seine volle blonde Löwenmähne.
„Da fragst du besser mal die Armee“, erwiderte der Rancher rau. „Vielleicht ist der Sioux Red Cloud für diesen hier ein Vorbild, dass er sich selbst auch so genannt hat.“ Er brachte seinen Braunen in Gang. „Reiten wir weiter. Ich bin nicht scharf darauf, mich an einem tollwütigen Kerl wie diesem Red Cloud zu reiben. Im Gegensatz zum Red Cloud der Sioux, der ein wirklicher Indianerfürst ist, benimmt sich dieser hier wie ein Bandit.“
Jimmy und die drei Cowboys der Circle-C schlossen auf. Jimmy schaute immer wieder zurück. Erschlagene und erschossene Männer, Frauen und Kinder lagen wie hingemäht zwischen den Trümmern. Alle waren skalpiert worden. Aus den Leibern der Männer ragten Pfeile. Bis zu zwanzig Stück. Dabei waren sie zuvor von Red Clouds Horde gefesselt worden.
Buster Tom hielt plötzlich an. Er fiel seinem Braunen so hart in die Zügel, dass die Pferde der anderen erschrocken zur Seite sprangen, um den Braunen nicht zu rammen.
Keine halbe Meile von ihnen entfernt stand auf einmal ein Rudel Apachen. Eine Horde von über zwanzig Kriegern.
„Hui!“, raunte Hep, der untersetzte irische Feuerkopf. „Hier gibt es ja auf der Quadratmeile mehr Indianer, als ein räudiger Bastardhund Flöhe haben kann.“
„Well!“, brummte Jimmy. „Und die sind alle auf deine roten Locken verrückt.“
Hep Waller, Sohn irischer Einwanderer, und Jimmy Copper waren ein geradezu unzertrennliches Gespann auf der Ranch. Hep zog den Mund noch schiefer, als er ihm ohnehin gewachsen war, und sah seinen Freund grinsend an.
„Was ich auf der Birne habe, ist irisch-rot“, sagte er. „Und das ist teuer. Aber was ich im Rohr habe, das ist Staubzucker, und der ist billig und von mir preiswert zu vergeben.“ Er hob die Winchester und klopfte auf den Schaft.
„Hört auf, dummes Zeug zu reden!“, polterte Buster Tom. „Wenn ihr es noch nicht begriffen habt, es geht gleich ums Leben.“
Jimmy kochte vor Zorn, weil er den Anblick der massakrierten Siedlung nicht aus dem Kopf bekam. „Schwärmen wir aus und fassen diese Hundesöhne im Sitzen.“
Buster Tom sah sich um und blickte Jimmy in die Augen. „Das sind über zwanzig Mann. Und was die in den Schießprügeln haben, sind keine Pfannkuchen. du Narr.“
„Achtung!“, raunte Hep grimmig.
„Rührt euch nicht!“, zischte Buster Tom. „Die haben längst erkannt, dass wir ihnen die Entscheidung überlassen, ob gekämpft werden muss oder nicht. Wir greifen nicht an. Tun sie es, wenden wir uns nach Westen und versuchen, uns zum Fort Wells durchzuschlagen.“
Hep lud als erster die Winchester durch. „Die wollen sich etwas holen kommen“, knurrte er.
Jimmy grinste dürr. „Ja, irisch-rot!“ Sten und Mexico, die anderen beiden Cowboys, verloren kein Wort, blickten auf die Krieger und den breiten Rücken des Ranchers und hielten die Gewehre schussbereit in den Fäusten.
Da ritt einer der Apachen ein Stück auf sie zu und schüttelte drohend eine schwere Wurflanze gegen sie. Es war ein großer Kerl mit wilder Bemalung im Gesicht. Er ritt einen kleinen, verrückt gefleckten Pinto.
„Der wartet auf deine Antwort“, raunte Jimmy. „Er will, dass du dein Gewehr hebst.“
Buster Tom spie wütend aus und schaute aus schmalen Augen hinüber. „Genau das werde ich nicht tun. Wir sind schließlich nicht hier, weil wir Heldenruhm ernten wollen. Wir wollen nach Hause. Und zwar auf dem direktesten Weg.“
Er starrte spähend zu dem großen Krieger hinüber. In dessen langem schwarzen Schopf steckte eine einzelne Adlerfeder. Das war sein ganzer Schmuck. Er trug schenkelhohe Mokassins und lederne, fransenbesetzte Hosen. Sein eingefetteter nackter Oberkörper glänzte im Licht der aufgehenden Sonne.
„Red Cloud!“, sagte da Mexico leise. „Verdammt, das ist dieser Apachen Red Cloud, der den Sioux-Häuptling nachäfft!“
Buster Tom zuckte herum. „Bist du sicher?“
„Ja!“, zischte Mexico.
Buster Tom blickte wieder auf den Krieger und hob die Hand.
Doch die Apachen waren in der Übermacht und auf eine Geste des Friedens nicht angewiesen. Zudem hatten Red Clouds Horden jedem Weißauge den Tod geschworen.
Auf einen Schrei des großen Kriegers warfen sie ihre Mustangs vorwärts.
„Nach Westen!“, rief Buster Tom und trieb seinen Falben mit einem harten Schlag um die Hand.
Im gestreckten Galopp flohen die fünf Männer der Circle-C-Ranch vor den heranstürmenden Kriegern nach Westen. Die Indianer feuerten mit Gewehren, neuen Winchestern und alten Vorderladern, und sie schossen auch Pfeile ab. Dazu gellte den Weißen ihr Kriegsgeschrei in den Ohren. Die Hufe der jagenden Pferde weckten ein dumpfes trommelndes Geräusch aus dem von der Sonne hart gebackenen Sandboden. Staub stieg auf.
Die großen Rinderpferde der weißen Männer waren in den letzten Tagen und Wochen stark beansprucht worden. Die Ponys der Roten waren ausgeruht. Aber sie waren trotzdem nicht schnell genug.
So ließ der Elan der Verfolger bald nach. Zuerst hörten die Roten auf zu schreien. Dann stellten sie das Schießen ein. Bald hatten sie mächtig zu tun, um den Abstand zu ihren Feinden nicht ins Uferlose anwachsen zu lassen. Sie schlugen erbarmungslos auf ihre Mustangs ein, um den verhassten Weißen auf den Fersen zu bleiben.
Buster Tom sah sich immer wieder um. Die Roten waren fast außer Schussweite, und sie fielen noch weiter zurück.
„Dicht zusammenbleiben, Jungs!“, rief er den Männern zu. „Wir sind sie bald los. Wenn es wirklich dieser Red Cloud ist, wird er auch merken, dass der Wichtigeres zu tun hat, als uns bis nach Südarizona zu folgen.“
Aber da krachte noch einmal ein einsamer Schuss aus der Meute der Verfolger, und dieses Geschoss traf Jimmys Pferd.
Der Graue brach aus vollem Galopp heraus tot zusammen, und Jimmy ging kopfüber aus dem Sattel.
Die Apachen begannen sofort zu schreien und spornten ihre Mustangs noch einmal kräftig an.
Buster Tom, Hep, Mexico und Sten sahen Jimmy durch den Sand fliegen, rissen die Pferde herum und sprangen aus den Sätteln. Buster Tom rannte bis zu seinem Jungen zurück. Hep wich nach links aus. Mexico und Sten warfen sich hinter einen flachen Felsbrocken.
Mit einem Schlag begannen die Winchestergewehre der Weißen zu krachen. Auch Jimmy feuerte. Er hatte sich bei dem Sturz nicht verletzt.
Von Red Clouds Leuten stürzten sofort vier getroffen aus den Sätteln. Die anderen schwenkten nach links und rechts ab, brüllten wie die Teufel und schossen wie verrückt. Im Abreiten schlossen sie sich wieder zusammen. Dabei verloren sie noch einmal zwei Krieger. Hinter einer Felsgruppe hielten sie an, glitten von den Mustangs und schwärmten gegen die Stellung der Weißen aus. Von Deckung zu Deckung springend kamen sie zu Fuß wieder heran.
„Ich nehme Jimmy aufs Pferd!“, rief Hep.
Doch davon wollte Buster Tom nichts wissen. Heps erschöpfter Wallach würde das Tempo mit der doppelten Belastung nicht lange durchhalten. Er richtete sich auf und sah sich nach einem günstigeren Platz um.
Vierhundert Yard von ihnen entfernt ragte ein einsamer Talwächter aus dem Sand. Der Felsen war nicht sehr hoch. Aber die Wand, auf die Buster Tom blickte, hing über, so dass sie von oben her nicht angegriffen werden konnten, sollten sie dort Schutz suchen.
Buster Tom wies auf den Felsen. „Los, dort hinüber! Mexico, nimm die Pferde! Wir decken dich.“
Die Indianer erkannten die Absicht der Weißen. Sie bewegten sich schneller. Eine Gruppe von sechs Kriegern wich zur Seite aus, um die Weißen in der Flanke zu packen. Aber sie kamen zu spät.
Als einer von ihnen hinter dem toten Wallach in Deckung ging, hatten die Weißen die Felswand erreicht. Ein wütender Schusswechsel fand statt. Doch dann brach das Schießen von einem Augenblick zum anderen ab.
„Sie sind nur noch zwölf Mann“, sagte Jimmy zu seinem Vater. „Lassen wir sie getrost kommen. Wenn wir noch zwei von ihnen erwischen, werden die schon bemerken, wie hoch wir die Trauben gehängt haben.“
Buster Tom sah sich unbehaglich um. Sie hatten den Tag noch vor sich. Red Cloud war mit diesen Leuten nicht allein in der Gegend. Schon kurz nach Sonnenaufgang hatten sie Rauchsignale im Osten und Süden beobachten können. Der Rancher glaubte deshalb, dass es Red Cloud nicht schwerfallen würde, in kürzester Zeit Verstärkung heranzuholen. Außerdem konnte er sich sehr gut vorstellen, dass Red Cloud sie haben wollte, schon allein, um seinem Volk seine Starke zu beweisen. Es hatte ihn viel Mühe gekostet, einige Apachen-Stämme auf seine Seite und gegen die Weißen auf die Beine zu bekommen. Wenn er seinen Anhängern nicht fortgesetzt die eigene Kraft bewies, war sein Ruhm gefährdet. Fünf Weiße durften ihm deshalb schon gar nicht entkommen.
Buster Tom schätzte Red Clouds Situation jedenfalls so ein. Erst als er sich darüber klar geworden war, begann er über die eigene Lage nachzudenken.
Da stieg im Osten eine dünne Staubwand über die Hügel. Kurz darauf jagte ein Trupp von einem Dutzend Krieger von da oben herunter zu jener Felsformation herab, hinter der die Mustangs von Red Clouds Horde standen.
„Jetzt ist unsere Lage aber ziemlich mies“, sagte Jimmy zu seinem Vater.
Buster Tom fluchte. Mehr sagte er nicht.