Читать книгу 15 Western Koffer Sommer 2018 - Gegen das Gesetz und 14 andere Romane - Pete Hackett - Страница 51

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Zusammen mit Linda kam Kane die breite Freitreppe hinunter. Kane erkannte Ben Calder, der am Schanktisch seinen Whiskey herunterkippte. Er horchte ebenso auf wie Ward Sorenson, als von draußen Hufschlag zu hören war. Zwei Dutzend Pferde jagten die Main Street entlang.

Das musste Dan Garth’ Mannschaft sein.

Das Wiehern der Pferde mischte sich mit heiseren Stimmen.

Wenig später flogen die Schwingtüren auseinander. Dan Garth trat an der Spitze seines Gefolges in den Dead Comanche. Er wurde von Reilly und One Eye flankiert. Firehands rechte Hand war bandagiert. Der Verband war blutgetränkt, aber da es nur ein Streifschuss war, den Kane ihm verpasst hatte, standen die Chancen gut, dass nichts zurückblieb.

McPhee orientierte sich nach links und besetzte die Flanke.

Unter den Männern entdeckte Kane auch Caleb Blossom. Obwohl dieser den Stern trug, so war doch auf den ersten Blick klar, dass er nichts zu sagen hatte. Dan Garth trat vor.

Kane erkannte ihn sofort wieder. Er war in den letzten fünf Jahren älter geworden, sein Blick noch entschlossener und die gefurchten Linien, die sein Gesicht wie ein Relief durchzogen, hatten sich noch tiefer eingegraben, als Kane es in Erinnerung hatte. Allein dieser Blick und seine Körperhaltung sagten jedem, der ihn ansah, dass er es mit dem Herrn dieses Landes zu tun hatte. Dem Mann, der in San Antonio das Gesetz war und dessen langer Arm jeden erwischte, der versuchte, sich dagegen aufzulehnen.

Kane brachte die letzten Stufen hinter sich. Linda wich nicht von seiner Seite.

„Besser, du bringst dich in Sicherheit“, sagte Kane. Seine Worte waren nicht mehr als ein Wispern, von dem Dan Garth und seine Leute nichts mitbekamen. Aber schon im nächsten Moment begriff er, weshalb Linda nicht zur Seite wich und was sie so starr und bleich hatte werden lassen.

One Eye trat auf sie zu. Er grinste dreckig. „Schön, dass man dich auch mal wieder sieht, Linda.“

Sie wich seinem Blick aus.

Ihre Züge verrieten die Anspannung.

„Allerdings wundert es mich, dich an der Seite dieses Verräters zu sehen.“ One Eye spuckte aus und schob sich den Hut in den Nacken. Der Daumen seiner Rechten klemmte hinter der Schnalle seines Revolvergurts. Die Linke ruhte auf dem Griff der Shotgun, der aus dem Spezialfutteral herausragte, dass er an der Seite trug.

„Ein paar aufrechte Texaner sind dir wohl nicht gut genug – es muss schon ein waschechter Yankee sein, was?“

„Lass mich zufrieden, One Eye! Begreif es ein für allemal: Ich will nichts mit dir zu tun haben!“

„Aber diese Yankee-Ratte neben dir ist was besseres, ja?“

One Eyes Gesicht wurde dunkelrot.

„Hör auf damit!“, wies ihn sein Boss zurecht. Dan Garth trat an den Schanktisch. Er zog sich eine seiner Lederhandschuhe aus und schnipste mit den Fingern.

„Whiskey!“

„Jawohl, Mister Garth“, antwortete Ward Sorenson kleinlaut.

„Einen Doppelten für mich und einen für Mister Kane.“

„Okay.“

Ward Sorenson schenkte den Whiskey in die Gläser. Garth führte das seine zum Mund und lehrte es einem Zug.

„Was ist, Laredo Kid? Trinken Sie nicht mit mir?“

„Was wollen Sie von mir, Mister Garth?“

„Dasselbe wollte ich Sie fragen. Ihr Onkel, der ja tragischerweise verstarb, dürfte Ihnen eine Urkunde von zweifelhaftem Wert vererbt haben.“

„Ich bin der neue Besitzer seines Landes“, bestätigte Kane.

„Dieser Titel ist nicht rechtskräftig. Das habe ich ihm auch schon gesagt, aber der Narr hat auf seiner Sicht der Dinge bestanden.“

„Ich tue das ebenfalls“, erwiderte Jeff Kane. „Ich hatte leider keine Möglichkeit mehr, mich mit meinem Onkel vor dessen Tod auszusprechen. Aber die Ranch, die er bewirtschaftete war sein Lebenswerk. Und ich werde nicht zulassen, dass Sie sich das einfach so unter den Nagel reißen, Garth.“

Ein breites Lächeln zeigt sich in Garth’ Gesicht.

„Warum so feindselig, Mister Kane! Ich habe noch erlebt, wie der knapp fünfzehnjährige Laredo Kid beim Post-Express mit geritten ist. Damals hatte ich Respekt davor, wie dieser Junge mit dem Pferd umgehen konnte. Aber jetzt...“

Kane hob die Augenbrauen.

„Was ist jetzt?“

„Sie verrennen sich, Kane. Hat man Ihnen nicht gesagt, was mit dem Ranchgebäude geschehen ist?“

„Jemand hat es niedergebrannt!“

„Sehen Sie! Und im Heimstättengesetz heißt es, dass man nur die Parzellen für sich beanspruchen kann, die man auch selbst bewirtschaftet oder auf denen man sein Haus errichtet hat!“

„Spitzfindigkeiten, Mister Garth. Sie wissen, dass Sie vor keinem Gericht damit durchkämen.“

Die beiden Männer sahen sich an. Garth schob sich den Hut in den Nacken. Der Ärger war ihm anzusehen. Es ärgerte den Großrancher offenbar noch immer maßlos, dass seine Männer es nicht geschafft hatten, Kane abzufangen, bevor er die Stadt erreichte.

„Ich bin dafür, die Sache hier und jetzt zu Ende zu bringen“, meldete sich nun Firehead zu Wort. Er griff mit beiden Händen zu den Revolvern. Vielleicht um zu demonstrieren, dass er inzwischen auch mit der bandagierten Rechten wieder in der Lage war zu ziehen. Vielleicht auch deshalb, weil er es tatsächlich darauf ankommen lassen würde.

Seine Wut war kaum zu übertreffen.

Der Streifschuss an der Hand musste in seinen Augen eine Schmach sondergleichen darstellen.

Kane griff blitzschnell zur Hüfte.

Die Waffe war bereits mit gespanntem Hahn in Kanes Hand, noch ehe sein Gegenüber sein Eisen richtig aus den Lederlaschen der Holster herausgerissen hatte. Firehead erstarrte mitten in der Bewegung. Schweißperlen standen auf seiner Stirn. Er schluckte.

„Wie ich sehe, habe sich Ihre Leute die Waffen wiederbesorgt“, sagte Kane sehr leise und sehr bestimmt.

„Eins schwör ich Ihnen, Garth, wenn noch einmal einer Ihrer Gunslinger zum Eisen greift, dann werde ich ihn nicht nur entwaffnen, sondern töten. Haben Sie mich verstanden?“

„Voll und ganz“, sagte Garth.

Der Rancher war sichtlich von Kanes Revolverkünsten beeindruckt.

Er nickte Firehead zu.

Dieser entspannte sich daraufhin und ließ die Colts stecken.

„Wir sollten uns unterhalten wie erwachsene Männer“, sagte Garth an Kane. Er langte in die Innentasche seiner Jacke und holte ein Bündel mit Geldscheinen hervor und legte es auf den Schanktisch. Dann schob er es zu Kane hinüber. „Das ist für Sie.“

„Wofür?“

„Dafür, dass Sie die Stadt verlassen. Und zwar gleich morgen früh.“

„Wenn Sie mit mir über einen Verkauf der Ranch verhandeln wollen, können Sie das gerne tun – aber nicht für die paar Dollars“, erwiderte Kane.

„Sie können natürlich auf Ihren zweifelhaften Ansprüchen bestehen und am Ende leer ausgehen. Ich rate Ihnen – nehmen Sie diese Dollars und verschwinden sie.“

„Ich bin nicht käuflich“, sagte Kane.

Er würdigte das Bündel mit Dollarnoten keines Blickes und ging auf die Schwingtüren zu.

Die Männer bildeten eine Gasse für ihn.

„So redet man nicht mit Dan Garth!“, rief der Rancher ihm hinterher.

Kane beachtete ihn nicht weiter.

Garth griff zur Waffe und feuerte.

Der Schuss ging dicht hinter Kanes Füßen in den Boden und riss dort ein daumengroßes Loch in den Fußboden.

Kane blieb stehen.

In diesem Augenblick hätte man eine Stecknadel fallen hören können. Kane blieb ruhig stehen. Er drehte sich nicht um.

„Sie haben Glück, Mister Garth.“

„Wieso?“

„Ich wusste, dass Sie ein Feigling sind und nicht selbst gegen mich ziehen würden. Andernfalls hätte ich Sie erschossen, noch bevor Sie Ihr Eisen in der Hand gehabt hätten. Aber wie gesagt, Sie würden das niemals wagen, sondern stattdessen einen Ihrer erbärmlichen Handlanger ins Feuer schicken.“

Dan Garth’ Gesicht verzog sich zu einer Grimasse. Die Knöchel seiner rechten Hand, die den Revolvergriff umfassten, wurden weiß.

„Mister Garth!“, zischte Town Marshal Caleb Blossom. „Nicht hier! Machen Sie das außerhalb der Stadt aus. Aber ich will hier nicht noch mehr Blutvergießen.“

Garth steckte den Colt zurück ins Holster. „Sie werden in Zukunft mehr auf sich Acht geben müssen, Mister Kane. Sonst werden Sie nicht alt.“

Kane antwortete nicht. Stattdessen verließ er den Dead Comanche Saloon. Die Türen schwangen noch einige Zeit hin und her, nachdem er ins Freie getreten war. Wenig später war der Hufschlag seines Pferdes zu hören.

„Ich möchte, dass ihm jemand folgt“, sagte Garth.

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