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Es war weit nach Mitternacht, als sich Lesley Clayton in ihre Wohnung zurück wagte. Sie hatte sich in einigen Kneipen in Harlem herumgetrieben. Rastlosigkeit tief in ihrem Innersten trieb sie. Sie hatte Angst, konnte aber nicht genau analysieren, worauf sich diese Angst bezog. Sie war einfach da und krampfte ihr den Magen zusammen.

Sie schob den Schlüssel ihrer Wohnungstür ins Schloss und drehte ihn um. Die Tür sprang auf. Licht aus dem Treppenhaus flutete vor Lesley her in den Flur.

Lesley trat ein. Sie spürte Beklemmung. Die Wohnung kam ihr plötzlich kalt und feindselig vor. Lesley zog die Schultern hoch, als fröstelte sie. Sie machte Licht, drückte die Tür ins Schloss und legte die Sperrkette vor.

Die Frau zog ihre dunkelgrüne Lacklederjacke aus und hängte sie an die Garderobe. Dann langte sie in die Jackentasche, holte Zigaretten und Feuerzeug hervor und ging ins Wohnzimmer. Sie beschloss, noch einige Brandys zu sich zu nehmen, da sie befürchtete, in nüchternem Zustand nicht einschlafen zu können.

Sie stand noch ziemlich im Banne der Ereignisse im „Royal Flush“, als ihr der Schuss fast die Trommelfelle zerriss und sie das Gefühl hatte, jeden Moment die Kontrolle über sich zu verlieren.

Also betrat sie das Wohnzimmer. Ihre Hand tastete am Türstock vorbei zum Lichtschalter – da wurde sie gepackt und mit einem harten Ruck quer durch den Raum geschleudert, bis ein Sessel sie bremste und sie mit einem spitzen Aufschrei hineinfiel.

Das Licht flammte auf.

Die Tür klappte zu.

Im ersten Moment blinzelte Lesley geblendet. Dann sah sie die beiden Kerle, die hier auf sie gewartet hatten.

Einer hatte ein blatternarbiges Gesicht mit fliehender Stirn und einer Nase, die fast platt war. Er hatte dichtes schwarzes Kraushaar und dunkle, fast schwarze Kreolenaugen.

Der andere sah aus wie ein Fuchs. Spitzes Gesicht, spitze Nase, abstehende Ohren. Ein Fuchs mit den unsteten Augen eines Frettchens.

Entsetzt starrte Lesley den mit der platten Nase an.

„Wo hat er sich verkrochen?“

Lesleys Kopf ruckte zu Fuchsgesicht herum, der diese Frage stellte. Seine Stimme hatte den Klang verrosteter Scharniere und ging Lesley durch und durch.

Ihre Stimmbänder wollten nicht gehorchen. Sie schluckte, räusperte sich, setzte zweimal an, dann kam es jämmerlich: „Wer?“

Flat-Nose mit der fliehenden Stirn eines Neandertalers war mit zwei Schritten bei ihr. Seine Hand fuhr in ihre Haare und verkrallte sich. „Wer wohl? Dein Stecher! Der dreckige Bastard namens Tom Hooker.“

Der Schmerz von ihren Haarwurzeln ließ Lesley den Mund aufklappen, aber der Schrei, der sich in ihr staute, erstickte im Ansatz, als Flat-Nose zuschlug.

Diese Kerle kannten kein Erbarmen. Das wurde Lesley spätestens jetzt klar. Sein Handrücken traf sie bretthart auf den Mund. Ihre Lippen platzten, Blut tröpfelte über ihr Kinn und in ihren Ausschnitt.

„Also, raus mit der Sprache, Lady. Wo finden wir Tom Hooker?“

„Ich – ich würd‘ es euch sagen, wenn ich‘s wüsste“, würgte sie hervor. „Bis heut‘ Abend hatte er sich bei Simon Pollack im Royal Flush versteckt. Aber plötzlich tauchten zwei Kerle vom FBI auf, und es gelang ihm zu fliehen. Er ist mit seiner Maschine auf und davon. Ich – ich weiß nicht, wo er ist.“

„Halt uns nur nicht für dümmer, als wir ausseh‘n“, fuhr Fuchsgesicht sie an. „Wir können es nämlich noch um einiges rauer mit dir machen, Sweetheart. Wir können dir zum Beispiel das Gesicht mit ‘nem Rasiermesser derart zurechtschnitzen, dass du dich selbst nicht wieder erkennen wirst.“

„Bitte ...“, flehte Lesley. „Ich – ich weiß es doch wirklich nicht.“

Der Neandertalertyp trat hinter sie. Wie eine Stahlklammer schloss sich seine Rechte um ihr Genick. Seine Finger verkrallten sich an beiden Seiten ihres Halses. „Was glaubst du, wie lange es dauert, bis du den Löffel abgibst, wenn ich dir die Schlagader abdrücke?“, knirschte er.

Der Druck seiner Finger verstärkte sich ein wenig.

„Also, Lady, spuck‘s schon aus“, ließ Fuchsgesicht vernehmen. „Wir haben einen Auftrag zu erfüllen und wollen hier bei dir keine Wurzeln schlagen. So attraktiv bist du nicht mehr, dass uns Sachen in den Sinn kommen könnten, die zwar mit unserem Job nichts gemein haben, die man aber zu den schönen Dingen des Lebens zählt und die uns zum Bleiben bewegen könnten.“ Er lachte gemein. „Also hältst du uns nur unnötig auf, wenn du die Zähne nicht auseinandernimmst, und das kann zur Folge haben, dass wir verdammt ungemütlich werden.“

„Hat er nicht mit dir telefoniert, nachdem er aus dem Royal Flush abgehau‘n ist?“, fragte Flat-Nose, der Neandertaler.

Sie schüttelte den Kopf. Das Grauen versiegelte ihr die Lippen. Die Hand in ihrem Nacken fühlte sich an wie die kalte Klaue des Todes. Der eiserne Ring der Angst, der um ihre Brust zu liegen schien und ihr die Kehle abschnürte, schien immer enger zu werden.

Sie spürte, wie der Druck der Finger an ihrem Hals die Blutzufuhr zum Gehirn unterbrach und wie ihr schwindlig wurde. Ihr Kopf begann vor Benommenheit zu wackeln. Aber sie wagte nicht sich zu wehren. Sie wollte einfach nicht glauben, dass die Kerle so weit gingen und sie umbrachten.

Fuchsgesicht winkte ab. Sofort ließ der Druck nach. Der Schwindel verflog.

„Wo ist dein Handy?“

„In – meiner Jackentasche. Sie hängt an der Garderobe“, antwortete Lesley mit schwankendem Tonfall.

Fuchsgesicht verschwand. Als er zurückkehrte, hielt er triumphierend das Mobiltelefon in die Höhe. Er feixte: „Die Nummer war schon auf dem Display, Sweetheart. Wer wird sich wohl am anderen Ende melden, wenn ich jetzt auf Ok drücke?“

„Ich – ich hab‘s versucht“, röchelte Lesley. „Aber Tom hat sein Handy nicht eingeschaltet. Vielleicht hat er es bei seiner Flucht sogar vergessen und es liegt noch in Pollacks Wohnung.“

Er drückte den grünen Knopf.

Niemand meldete sich. Mit einer Verwünschung auf den Lippen gab Fuchsgesicht auf. Seine Hand senkte sich.

„Was – was wollt ihr überhaupt von Tom?“, entrang es sich Lesley.

„Wir wollen von der Ratte wissen, für wen er jetzt arbeitet, nachdem er sich mit einem Donnerknall aus dem Syndikat verabschiedet hat. Und wenn er es uns gesungen hat, dann werden wir ihn wohl mit einem Betonstein um den Hals im Hudson versenken.“

„Hat er wirklich Billy Tompkin mit einer Bombe ...“

„Ja.“ Fuchsgesicht schaute seinen Komplizen an. „Sie weiß wohl wirklich nichts“, murmelte er. „Ich denke, wir brauchen sie nicht mehr ...“

Der Schwarzhaarige mit der fliehenden Stirn und der platten Nase nickte. Er griff unter seine Jacke und holte eine dünne Lederschnur hervor. Lesley wollte aufspringen, aber da legte sich schon die Schnur um ihren Hals.

Flat-Nose zog mitleidlos und unerbittlich zusammen.

Mörder Nummer eins: 5 Krimis

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