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In Rich Delaneys Hotelsuite läutete das Telefon. Er nahm den Hörer und hob ihn vor das Gesicht. Nachdem er seinen Namen genannt hatte, sagte eine seltsam verzerrte Stimme am anderen Ende: „Pass auf, Delaney. Wenn morgen Annie Hewitt gegen Jane Snyder im Endspiel antritt, dann gewinnt Annie. Sollte sie verlieren, verlierst auch du – und zwar deine Zähne. Und auch der hübschen Jane werden wir die Flügel stutzen.“

Der Anrufer legte auf.

Rich Delaney blinzelte. „Hallo“, rief er in die Muschel. „Wer sind Sie? Hallo ...“

Die Leitung war tot.

Rich Delaney wusste nicht, was er mit dem Anruf und vor allem mit der Drohung anfangen sollte. Etwas perplex legte er den Hörer auf. Er lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte nachdenklich auf einen unbestimmten Punkt an der Wand.

Die Worte von eben hallten in ihm nach. War es ein Scherz gewesen? Oder steckte mehr dahinter.

Delaney gab sich einen Ruck. Er rief nach seiner Sekretärin. „Stellen Sie mir eine Verbindung mit Dirk Peppard im Intercontinental her, Corinna. Wenn möglich, sofort.“

Er musste nicht lange warten. Das Telefon schrillte, seine Hand schnappte danach, er zwang seine verkrampften Kinnbacken auseinander und presste zwischen den Zähnen hervor: „Peppard, sind Sie dran?“

„Ja, natürlich“, kam es zurück. Peppard sprach breiten Texas-Slang. „Wer sonst? Sie haben mich doch angerufen. Was wollen Sie, Delaney? Weshalb rufen Sie mich nicht erst morgen nach dem Spiel an? Dann könnten Sie mich doch gleich beglückwünschen, wenn meine Annie Ihre Jane vom Platz gefegt hat.“

Rich Delaney biss die Zähne zusammen. Er konnte Peppard nicht leiden. Der Texaner managte Annie Hewitt, die Nummer 4 der Weltrangliste im Damentennis. Und da Delaney eine tiefe Abneigung gegen Peppard empfand, verdächtigte er ihn auch sofort des Drohanrufs von vorhin.

„Mit Ihnen geht wieder mal der Größenwahn durch, Peppard“, tönte Rich Delaney erbost. „Wenn Sie denken, dass ich den Blödsinn von eben ernst nehme, dann haben Sie sich in den Finger geschnitten. Ihre Annie muss eben an ihrem Tennis arbeiten ...“

Er war wütend, und das schlug sich im Tonfall seiner Stimme nieder. Er war derart voll Wut, dass seine Stimmbänder versagten. Hätte er Peppard greifbar gehabt, hätte er ihm wahrscheinlich das Gesicht auf den Rücken gedreht.

Am anderen Ende der Strippe herrschte kurze Zeit verdutztes Schweigen. Dann grollte Dirk Peppard in die Leitung: „Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden, Delaney. Haben Sie vielleicht was getrunken? Natürlich arbeitet Annie an ihrem Tennis, sonst wäre sie ja wohl nicht innerhalb kürzester Zeit zur Nummer vier avanciert. Und was das morgige Endspiel angeht ...“

„... wird Jane gewinnen“, bellte Delaney in den Hörer, „und zwar mit Pauken und Trompeten. Ihre Drohung von eben können Sie sich sonstwo hinschieben, Peppard. Ich werde meine Zähne behalten, und Jane ihren ersten Platz in der Weltrangliste. Und sollten Sie mir noch einmal drohen, schicke ich Ihnen den Scotland Yard auf den Hals.“

Wutentbrannt warf Rich Delaney den Hörer auf die Gabel. Er lehnte sich zurück und presste die Finger an die Schläfen. Er dachte über die nächsten Schritte nach, die es zu unternehmen galt. Schließlich ging er zum Fenster und starrte hinunter in den Park, der das „Heathrow“ umgab, in dem er mit seinem Stab und seinem Star Jane Snyder Quartier bezogen hatte.

Ja, dachte er, wenn Annie Hewitt das Championship-Endspiel gewinnt, dann rückt sie in der Weltrangliste nach vorn. Sie nimmt dann Platz zwei ein und verdrängt die Deutsche Rosemarie Kellner sowie die Russin Smirnikova von den Plätzen zwei und drei. Und sollte sie in zwei Monaten in Flushing Meadow als Siegerin vom Platz gehen, dann ist Platz eins für sie greifbar nahe.

Er spann seine Gedanken weiter. Diese Drohung! Muss ich sie ernst nehmen? Verdammt, kann es sein, dass Peppard tatsächlich so weit geht, und sein Sternchen mit Erpressung auf Platz eins hieven will?

Er zuckte zusammen, als wieder sein Telefon dudelte. Seine Wangenmuskulatur spannte sich, scharf traten die Backenknochen aus seinem Gesicht hervor. Er riss seinen Blick von dem Grün der Anlage tief unter ihm los und ging zum Schreibtisch. Er nahm ab. „Delaney.“

Es war Dirk Peppard. In seiner umwerfend direkten Art grollte er: „Zur Hölle mit Ihnen, Delaney. Sie haben vorhin in Rätseln gesprochen. Jetzt reden Sie mal Klartext. Was hat es mit der Drohung auf sich? Was faselten Sie von Ihren Zähnen?“

Delaney, der fest davon überzeugt war, dass die Drohung von Peppard kam, wurde sofort wieder von einer Welle des Jähzorns überschwemmt. Er giftete: „Weshalb dieses heuchlerische Getue, Peppard. Sie haben mir doch gedroht, dass ich meine Zähne verliere, wenn Annie Hewitt morgen das Endspiel nicht gewinnt. Und auch Jane soll ...“

Dirk Peppard unterbrach ihn. „Das ist Blödsinn, Delaney. Halten Sie mich für einen Kriminellen? Wahrscheinlich hat Sie ein fanatischer Fan von Annie angerufen. Das kennen wir doch. Solche Idioten gibt es immer wieder. An Ihrer Stelle würde ich nicht weiter darüber nachdenken. Annie und Jane werden morgen ein faires Endspiel austragen, und es wird auf die Tagesform und die Stimmung im Stadion ankommen, wer als Siegerin vom Platz geht. Wobei Ihre Jane als Engländerin den Heimvorteil genießt.“

Rich Delaney beruhigte sich etwas. Natürlich, sagte er sich. Es hat immer wieder verrückte, besessene Fans in der Vergangenheit gegeben, die die Spiele zu beeinflussen versuchten. Es haben sogar schon Anschläge auf die Spielerinnen stattgefunden. Wieso hab ich gerade nach dem heutigen Anruf so überzogen reagiert?

Diese Gedanken zogen durch sein Gehirn, er murmelte etwas betreten: „Tut mir leid, Peppard. Mit mir sind wahrscheinlich die Nerven durchgegangen. Es ist wahrscheinlich die immense Anspannung vor dem Match. Bestellen Sie Annie die besten Grüße. Und – vergessen Sie meinen Ausraster.“

„Schon gut, Delaney“, erwiderte der Manager der amerikanischen Tennisspielerin. „Sie haben recht. Vor den Grand-Slam-Endspielen ist unser aller Nervenkostüm nicht das standhafteste. Schöne Grüße auch an Jane. Wünschen wir uns ein schönes, und faires Spiel. Good by, Delaney.“

Dirk Peppard beendete das Gespräch.

Rich Delaney wischte sich fahrig über die Augen. „Wirst du alt, Rich?“, murmelte er vor sich hin. „Du hattest doch mal Nerven wie Stahlseile.“

Mörder Nummer eins: 5 Krimis

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