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Der Leichnam des Mafioso wurde von der Staatsanwaltschaft freigegeben.

Die Beerdigung fand auf dem Greenwood Cemetery statt. Eine Reihe Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens hatten sich eingefunden. Da waren viele Gesetzestreue. Da waren aber auch eine Reihe anderer, die es mit Recht und Ordnung weniger genau nahmen. Clan-Chefs und ihre Bodyguards aus anderen Stadtteilen Manhattans, von denen einer dem anderen nicht in Quere kam. Es gab so etwas wie ein Gentlemans Agreement, ein Stillhalteabkommen, an das sich jeder dieser Herrn hielt.

So sicherte jeder seine Pfründe, und es herrschte Friede zwischen den Syndikaten.

Jetzt aber ging die Unruhe um. Man wusste nicht genau, wem der Mord an Billy Tompkin zuzuordnen war. Der Killer war bekannt. Nicht jedoch der Hintermann. Jeder dieser Herren im schwarzen Maßanzug, den mindestens zwei Gorillas mit Sonnenbrillen auf den Nasen und einer großkalibrigen Waffe in den Achselhalftern flankierten, konnte dahinterstecken.

Einer misstraute dem anderen.

Aber gekommen waren sie alle.

Ringsum auf den Grabstellen wachten hier und dort riesige Engel aus Marmor über die ewige Ruhe der Verstorbenen. Es gab Grüfte mit aufwändigen Bauten darüber, einfache Grabsteine, hier und dort ein schlichtes Holzkreuz.

Der Wert der Blechkarossen, die im Friedhof aufgefahren waren, hätte gereicht, um einem G-man, gemessen an seinem Gehalt, ein Leben ohne Arbeit und finanzielle Sorgen zu ermöglichen. Und er hätte uralt werden müssen, um alles auf den Kopf zu hauen.

Der Reverend hielt seine Grabrede. Über den Verblichenen gab es nur das Allerbeste zu berichten. Ein Leben für die Allgemeinheit, für die Familie, für die Gruppen am Rand der Gesellschaft. Uneigennützig, aufopfernd, sozial, gerecht ...

Das war Bill Tompkin.

Ich saß einige zehn Yards entfernt auf einer Bank, und mir blutete das Herz angesichts der Tatsache, welch wertvoller Mensch hier und heute zu Grabe getragen wurde.

Wer mich allerdings hier sitzen sah, hätte mich nicht als Special Agent Trevellian erkannt. Ich hatte mir einen grauen Bart ins Gesicht geklebt und eine graue Perücke übergezogen. Die Klamotten, die ich trug, waren zwar nicht heruntergekommen, sie zeugten aber davon, dass ihr Besitzer auch schon mal bessere Tage gesehen hatte. Auf dem Kopf trug ich einen hellen Sommerhut. Da auf den verschiedenen Bänken viele ältere und alte Leute herumsaßen, fiel ich nicht auf.

Auf der anderen Seite der Grabstelle Billy Tompkins zupfte Milo an den Blumen herum, die auf einem Grab wuchsen. Er war ähnlich verkleidet wie ich. Dass wir unsere SIGs gut verborgen bei uns trugen, konnte niemand wahrnehmen.

Die Stimme des Reverends hob und senkte sich.

Die beiden Brüder Fred und Harry Tompkin standen mit einer Reihe weiterer Angehörigen in vorderster Reihe. Die Gesichter waren ernst – dem Umstand angemessen ernst.

Ein Mann, der nicht so recht in die Gilde der Anzugträger einzureihen war, stand etwas abseits. Vielleicht weil er merkte, dass er nicht dazu passte. Er war gut 50 Jahre alt, seine Haare waren graumeliert. Der Anzug, den er trug, war hellgrau, darunter war ein hellblaues Hemd zu sehen, die Krawatte war von taubenblauer Farbe mit roten Punkten. Typische Trauerkleidung war das gewiss nicht. Immer wieder suchte sein Blick die beiden Brüder.

Die Büsche ringsum sowie einige hohe Grabsteine und -stätten, aber auch einige Mausoleen, die über einzelnen Gräbern erbaut worden waren, boten gute Deckung für einen hinterhältigen Schuss.

Ich hatte meine Augen in ständiger Bewegung. Aber immer wieder kehrte mein Blick zu dem Burschen zurück, der mir irgendwie und auf besondere Art auffiel.

Ich stand unter einer ungeheuren inneren Anspannung.

Wenn Hooker auf dem Friedhof auftauchte und zum Schuss kam, dann würde wohl einer der Brüder sein Leben aushauchen.

Aber viele der Alten und Älteren im weiten Rund waren Leute des FBI. Ich sah Annie Francesco als altes Mütterchen verkleidet sich an einem Stock über den Rasen zwischen den Gräbern tasten. Jay Kronburg stand vor dem Grab einer Frau, die vom Alter her jederzeit zu ihm als seine Gattin gepasst hätte. Ich sah viele Kollegen, und jeder passte auf wie ein Schießhund ...

Aber der Killer kam nicht.

Die Beerdigung endete, die Trauergemeinde löste sich auf. Im Schritttempo verließen die Renommierschlitten den Friedhof. Zurück blieben nur ein Berg Kränze und Blumensträuße.

Der Mister, der mir aufgefallen war, weil er so gar nicht zum Rest der Trauergemeinde passen wollte, war ebenfalls nicht mehr zu sehen. Ich dachte auch gar nicht mehr weiter über diesen Mann nach.

Langsam ging ich zu dem frischen Grab. Ich traf mich dort mit Milo. Wir schauten hinunter. Da unten stand der sündhaft teure Sarg mit den sterblichen Überresten eines Gangsterbosses, der sein verbrecherisches Vermächtnis an seine Söhne weitergegeben hatte, und die bereits begonnen hatten, blutig ins Geschäft einzusteigen.

Vor meinem geistigen Auge sah ich wieder den Leichnam Lesley Claytons mit dem verzerrten Gesicht und den schreckgeweiteten Augen ...

„War wohl nix“, murmelte Milo.

„Tom Hooker hat sicherlich Lunte gerochen“, meinte ich und blickte Jay Kronburg entgegen, der sich uns näherte. „Aber der Mister schläft ganz sicher nicht. Ist dir der Kerl im hellgrauen Anzug auch aufgefallen, Milo? Er stand etwas abseits und beobachtete ausgesprochen intensiv die beiden Brüder.“

Jay Kronburg gesellte sich zu uns. „Ich denke, wir können die Aktion abblasen“, sagte er.

„Ja“, antwortete ich und nickte. „Hooker hat sich cleverer verhalten als wir annahmen.“

Jay angelte sein Walkie-Talkie aus der Jackentasche.

Milo meinte: „Ja, Jesse, der Mister in dem hellgrauen Anzug ist mir auch aufgefallen. Er gehörte nicht dazu. Das war deutlich. Trotzdem schien ein ein besonderes Interesse an den Tompkins an den Tag zu legen.“

„Ich hab mir sein Gesicht ziemlich genau eingeprägt“, gab ich zu verstehen. „Vielleicht sollten wir mal ein wenig mit dem Computer spielen. Möglicherweise werden wir fündig.“

„Wär‘ ‘ne Möglichkeit“, knurrte Milo und verzog den Mund. Die Liebe, die er für die Computerarbeit hegte, war geradezu sprichwörtlich.

Wir verließen den Friedhof.

*


Die Gangsterbosse, die der Beerdigung beigewohnt hatten, kehrten in ihre Stadtteile zurück. Die nahen Angehörigen Billy Tompkins fuhren zu einem Restaurant in der Willow Street. Und nach dem Leichenschmaus trennte sich die Familie.

„Wir werden uns zusammensetzen müssen, um einige Dinge zu besprechen“, verabschiedete sich Fred Tompkin von seinem Bruder Harry.

„Wir rufen uns zusammen“, erwiderte Harry.

Einer seiner beiden Bodyguards öffnete die hintere Tür seines Wagens.

Die Brüder reichten sich die Hände. Harry wartete, bis seine Lebensgefährtin im Fond des Wagens Platz genommen hatte, dann schwang er sich neben sie. Der Bodyguard lief ums Auto herum und setzte sich auf den Beifahrersitz.

Der Wagen rollte davon.

Es war ein Abschied für immer!

Fred Tompkin und seine Freundin wurden von seinen Leibwächtern zum schwarzen S-Klasse-Mercedes geleitet. Auch sie nahmen auf den Rücksitzen Platz.

Der Wagen bewegte sich wenig später in Richtung Brooklyn Heights.

Mörder Nummer eins: 5 Krimis

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