Читать книгу Mörder Nummer eins: 5 Krimis - Pete Hackett - Страница 25
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An diesem Nachmittag landete Annie Hewitt samt Trainer und Manager und dem dazugehörigen Stab auf dem La Guardia Airport. Die Fahrzeuge, die sie abholen sollten, standen bereit. Man brachte sie zu dem Bungalow in Queens, der während der US-Open ihr Quartier sein sollte.
Sie bezogen das Haus. Ein Security-Dienst war mit der Bewachung beauftragt, um allzu fanatische Fans davon abzuhalten, bis zum Haus vorzudringen.
Annie ruhte auf einer bequemen Couch im Wohnzimmer des Bungalows. Sie war der Star. Ihr Job war es, Tennis zu spielen. Das Drumherum erledigte Dirk Peppard mit seinen Mitarbeitern.
Es ging auf den Abend zu, und die Sonne war schon hinter den Wolkenkratzern Manhattans verschwunden. Die Düsternis griff um sich. Ein Lieferwagen hielt vor dem Gartentor des Bungalows an, in dem Annie Hewitt untergebracht war. Der Fahrer stieg aus. Er trug einen riesigen Strauß mit langstieligen, roten Rosen.
Als er den Garten betreten wollte, stellte sich ihm schon einer der Guards in den Weg.
„Ich soll diesen Strauß Blumen bei Miss Hewitt abgeben“, erklärte der Bursche.
Der Guard hielt sein Walkie-Talkie vor den Mund und sagte: „Da ist der Bote eines Blumengeschäfts mit einem Strauß roter Rosen.“
„Er soll bis zur Haustür gehen“, kam es zurück. „Dort wird man ihn in Empfang nehmen.“
„Kannst weitergehen“, knurrte der Guard und blickte dann dem Boten hinterher.
Vor der Haustür wartete ein weiterer Wachmann. Er läutete. Die Haustür wurde geöffnet, eine etwa 30-jährige Lady erschien.
„Blumen für Miss Hewitt“, grinste der Bote. „Der eine oder andere lässt sich seine Verehrung ganz schön was kosten.“
Er reichte den Rosenstrauß der Lady. Sie drückte ihm lächelnd ein Trinkgeld in die Hand, dann verschwand sie wieder im Haus. Der Bote machte kehrt und marschierte pfeifend, die Hände in den Hosentaschen, zu seinem Lieferwagen zurück.
Die Betreuerin Annies betrat mit dem Rosenstrauß den Raum, in dem Annie ruhte. In der Linken hielt sie die Karte, die zwischen den Stängeln gesteckt hatte.
„Der erste Verehrergruß!“, rief die Betreuerin und wedelte mit der Karte.
Annie sah die roten Rosen, die Erinnerung an Wimbledon griff nach ihr, wie elektrisiert sprang sie auf. „Was steht auf der Karte?“, ächzte sie voll banger Erwartung.
Die Betreuerin legte den Strauß auf den Tisch. „Hab ich noch nicht gelesen“, erwiderte sie und öffnete das Kuvert. Sie zog die Karte heraus. Sie war aus Büttenpapier und hatte kunstvoll geschnittene Ränder.
Annie riss ihrer Betreuerin die Karte aus der Hand. Ihr gehetzter Blick verkrallte sich regelrecht an den Worten, die auf die Karte geschrieben waren.
Ich mache dich zur Nummer eins, geliebte Annie. Hindernisse werden überwunden.
Die Buchstaben wirbelten vor Annies Augen. Ihr Herz begann zu rasen und jagte das Blut durch ihre Adern. Ihre Schultern sanken nach vorn. Mit der Karte in der Hand wankte Annie zurück zur Couch. „Hol Dirk her, Jennifer“, entrang es sich ihr mit brüchiger Stimme.
Dirk Peppard kam. Annies Betreuerin hatte ihm soviel berichten können, dass er ahnte, welche Botschaft Annie erhalten hatte.
Wortlos reichte Annie ihm die Karte.
Er las. Seine Zähne knirschten übereinander. Dann brach es dumpf aus ihm heraus: „Die Wiederholung von Wimbledon. Mein Gott. Ich muss mit Rich Delaney Verbindung aufnehmen.“
Annie hatte die Unterlippe zwischen die Zähne gezogen und kaute darauf herum. Plötzlich murmelte sie: „Ich – ich werde alles tun, um frühzeitig auszuscheiden. Sollte ich in Flushing Meadow nämlich wieder gegen Jane antreten müssen ...“
„Bist du verrückt?“, herrschte Dirk Peppard sie an. „Wir sind nicht von Texas hierher geflogen, um vorsätzlich zu verlieren. Du bist jetzt die Nummer drei Annie, und deine Fans erwarten einiges von dir bei diesem Turnier. Wir werden die Polizei informieren. Du wirst dein Spiel machen wie immer. Und solltest du gegen Jane Snyder auf den Platz müssen, dann wirst du alles geben, um zu gewinnen.“
„Aber wenn nicht – wenn Jane gewinnt? Haben die Schläger nicht gedroht, Delaney und sie umzubringen, wenn mich Jane besiegt? Mein Gott, wer steckt dahinter? Was treibt einen solchen Menschen?“
„Ich kann dir weder die eine noch die andere Frage beantworten, Annie“, murmelte der Manager bedrückt. „Ich kann nur sagen, dass wir uns nicht beirren lassen dürfen. Du hast das Zeug, die Nummer eins zu werden. Wir werden nicht bedroht. Also kannst du frei aufspielen.“
Er trat vor Annie hin und strich ihr über die Haare. Ein verkrampftes Lächeln umspielte seine Lippen. Er hub noch einmal an: „Vielleicht klingt es herzlos, wenn ich sage, dass das eigentlich gar nicht unser Problem ist, Annie. Für dich sollte es allenfalls ein besonderer Ansporn sein, im Falle des Falles Jane zu schlagen. Dann ist der Verrückte zufrieden, früher oder später verdrängst du Jane von Platz eins, und alle sind zufrieden – außer Jane Snyder und ihrem Manager natürlich.“
Verstört starrte Annie zu Dirk Peppard in die Höhe. „Und bis ich die Nummer eins bin, wird dieser Wahnsinnige jeden erpressen und bedrohen, der sich mir als Stolperstein in den Weg stellen könnte.“
„Früher oder später wird ihm die Polizei das Handwerk legen.“
Dirk Peppard empfahl Annie, sich wieder hinzulegen und nicht länger darüber nachzudenken. Dann ging er in den Raum, in dem sein Büro eingerichtet worden war. Er sagte zu seiner Sekretärin: „Stell fest, ob Jane Snyder und ihr Stab schon in Queens eingetroffen sind. Wenn ja, verbinde mich mit Delaney.“