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Ein Hotelpage klopfte an die Tür zu Annie Hewitts Suite im Intercontinental. Annie lag auf der Couch und dachte an das morgige Endspiel. Sie konnte es zur Nummer zwei der Weltrangliste bringen, wenn sie Jane Snyder schlug. Nummer zwei!

Annies Herz schlug höher bei dem Gedanken.

Das Klopfen riss sie aus ihren Träumen. Sie sammelte sich und schwang die langen, schlanken Beine von der Couch. Als sie zur Tür ging, strich sie sich eine Strähne ihrer blonden, schulterlangen Haare aus der Stirn.

Sie öffnete.

Da stand der Page. In seinen Armen lag ein riesiger Strauß langstieliger, roter Rosen. „Der wurde für Sie abgegeben, Miss Hewitt. Er kam mit dem Blumendienst.“

Annie lächelte und übernahm den Strauß. Die 23-jährige freute sich. Sie liebte rote Rosen. „Warte“, sagte sie zu dem Pagen, machte kehrt und lief in ihre Suite. Wenig später kehrte sie zurück und drückte dem Jungen ein sattes Trinkgeld in die Hand.

„Vielen Dank, Miss Hewitt.“ Der Junge deutete eine Verneigung an. „Und – viel Glück, morgen, auf dem Center Court. Ich wünsche Ihnen wirklich, dass Sie morgen gewinnen.“

Annie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln.

Der Junge nickte ihr zu, lächelte ebenfalls, machte kehrt und ging. Als sich hinter ihm die Tür schloss, begutachtete er den Schein in seiner Rechten. Er war zufrieden. Schnell ließ er ihn in der weinroten Jacke seiner Pagenuniform verschwinden.

Annie suchte eine Vase, füllte sie im Badezimmer mit Wasser und stellte die Rosen hinein. Und jetzt sah sie auch das kleine Kuvert, das ziemlich verborgen im Grün der Blätter zwischen den langen, dornigen Stängeln steckte. Sie nahm es und zog eine Karte aus Büttenpapier mit kunstvoll geschnittenen Rändern heraus. Annie las:

Ich mache Dich zur Nummer eins. Ich schwöre es.

Einer, der stolz auf Dich ist und Dich liebt.

Das war alles. Die Karte war nicht unterschrieben. Etwas verwirrt starrte Annie auf die Buchstaben. Ihre Brauen hatten sich zusammengeschoben.

Dass ihr immer wieder irgendwelche ausgeflippten Fans ihre Liebe beteuerten, daran hatte Annie sich gewöhnt. Dass aber einer soweit gegangen wäre, und ihr schwor, sie zur Nummer eins der Weltrangliste zu machen, das war ihr noch nicht untergekommen.

Annie lächelte. Die kritische Falte über ihrer Nasenwurzel glättete sich wieder. Diesen Schwur wirst du kaum halten können, mein unbekannter Förderer, durchrann es sie amüsiert. Zur Nummer eins kann niemand gemacht werden – die Nummer eins wird man, indem man auf dem Platz die Besten der Tennisgilde besiegt.

„Ein Phantast“, murmelte Annie für sich, und damit wollte sie die Sache abtun. Sie ging zum Papierkorb im Badezimmer und warf die Karte hinein.

Auf halbem Weg zurück zur Couch überlegte sie es sich aber anders. Sie kehrte zurück und holte die Karte wieder heraus. Dann wählte sie die Suite ihres Managers an. Als sie ihn an der Strippe hatte, sagte Annie: „Mir hat jemand einen wunderbaren Strauß roter Rosen geschickt, Dirk. Anonym. Der Text auf der Karte, die dabei war, ist allerdings sehr seltsam. Da schwört einer, dass er mich zur Nummer eins machen wird. Irgendwie gibt mir diese Karte plötzlich zu denken.“

Kurze Zeit schwieg Dirk Peppard. Dann sagte er schleppend: „Mir auch, Annie. Vor zwei Stunden rief mich Delaney an. Er erhielt heute eine telefonische Drohung. Wenn du morgen nicht das Endspiel gewinnst, verliert er die Zähne, und auch Jane Snyder soll nicht ungeschoren davonkommen.“

„Gütiger Gott“, entfuhr es Annie. „Ob zwischen dem Anrufer und dem Schreiber der Karte eine Beziehung besteht?“

„Das nehme ich an“, versetzte Peppard. „Nach einem Zufall sieht das jedenfalls nicht aus.“

„Aber das ist doch Irrsinn. Dirk, wir müssen sofort die Polizei einschalten. Es ist immer wieder mal vorgekommen, dass ...“

„Ja, ich weiß. Seit ein Wahnsinniger eine Weltklassespielerin mit dem Messer angefallen und schwer verletzt hat, dürfen solche Anrufe nicht mehr auf die leichte Schulter genommen werden. Aber nicht wir müssen die Polizei einschalten. Das muss schon Delaney tun. Schließlich werden ja er und Jane bedroht. Ich rufe Delaney sofort an.“

Nach dem Gespräch warf sich Annie Hewitt wieder auf die Couch. Die Karte und das, was sie soeben von ihrem Manager erfahren hatte, lösten eine seltsame Unruhe in ihr aus. Und einen Augenblick dachte sie daran, die Teilnahme am Endspiel abzusagen. Sie brauchte nur durch ihren Manager erklären zu lassen, dass ihr eine alte Oberschenkelzerrung wieder zu schaffen mache ...

Aber das würde auch ihren Traum von Platz 2 zerstören.

In Annie riss ein tiefer Zwiespalt auf. Sie war hin und her gerissen zwischen Gefühl und Verstand.

Mörder Nummer eins: 5 Krimis

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