Читать книгу Meine 13 hinterhältigsten Morde: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 11
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ОглавлениеAn diesem sonnigen Junimorgen ahnte niemand in der Demonbreun Street in Nashville/Tennessee, dass eine Katastrophe bevorstand. Weder der Milchmann, der seine Flaschenkästen vom Wagen hob, um sie in Custer‘s Supermarkt zu tragen, noch ahnte es der Straßenkehrer, der mit seinem Karren über den Fußweg schlurfte.
Es war noch still auf der Demonbreun Street. In einer Viertelstunde würden sich Hunderte von Menschen zu den Bushaltestellen, zu ihren Autos, zu den S-Bahn-Schächten begeben. Aber noch war es still, und alles sollte anders ablaufen als sonst. Denn in wenigen Minuten würde es zu einer Katastrophe kommen, die niemand gewollt hatte.
Er stand auf dem kleinen Balkon neben der Feuerleiter, kratzte sich durchs ungekämmte Braunhaar und störte sich offensichtlich wenig daran, dass ihm die dicke Frau von gegenüber missbilligend den Rücken kehrte, denn Gerringbough stand im Schlafanzug auf seinem Balkon.
Der Morgen war schön, so herrlich schön. Man müsste einmal ausspannen, einfach an den Nagel hängen und …
Gerringbough sah unten einen roten Porsche in eine Parklücke rollen. Das wäre nichts Besonderes, doch Gerringbough wusste genau, wem dieser Wagen gehörte, und noch besser wusste er, was es hieß, wenn dieser Mann mit diesem Wagen plötzlich in so unmittelbarer Nähe anhielt.
„Verteufeltes Pech, jetzt hat er mich entdeckt!“, keuchte Gerringbough und ging rasch ins Zimmer zurück. Verdeckt durch die Gardine spähte er zur Straße hinunter. Zwei Stockwerke tiefer verließ ein großer dunkelhaariger Mann den Porsche.
Gerringbough atmete hastig, er wurde nervös. „Er ist es tatsächlich, dieser Baron, immer wieder er. Der Satan soll ihn holen, verfluchter Hund!“
Er stand wie ein Wolf, der keinen Ausweg vor seinen Verfolgern wusste. Und er war ein Wolf. Wochenlang hatten sie ihn gejagt, wochenlang hatte er keine ruhige Minute, doch immer war er schneller gewesen als sie. Aber jetzt?
Auch jetzt wollte er schneller sein. Und er blickte noch einmal die Straße nach rechts und nach links. Dort war alles ruhig. Kein zweiter ankommender Wagen, keine fremden Männer, nur der Mann im grauen Anzug da unten ging gerade auf das Haus zu, auf das Haus Nr. 44, in dem Gerringbough wohnte.
Gerringboughs Stirn wurde feucht. Glänzende Perlen rannen ihm über die Schläfen. Hastig griff er in die Pyjamatasche, holte eine lose Tablette heraus und schluckte sie. Dann zog er sich an. Schnell ging das, denn Gerringbough war geübt in der Flucht und im plötzlichen Aufbruch.
Auf der Treppe tappten Schritte. Eine klangvolle Männerstimme fragte etwas. Eine Frauenstimme antwortete. Das war eine Etage tiefer. Also noch Zeit. Genaugenommen noch eine einzige Minute Zeit.
Gerringbough warf sich den Mantel über, obgleich er ihn draußen nicht nötig hatte. Und dann zog er den Koffer vom Schrank. Ein schwerer, massiver Koffer war das. Behutsam hob ihn der Mann bis auf Brusthöhe. Seine Muskeln waren gespannt. In diesem Koffer konnten nicht nur Kleidungsstücke sein, eher Blei oder gar …
Schritte näherten sich der Tür. Gerringbough hielt den Atem an – da tappten die Schritte vorbei, gingen weiter zum Nebenappartement. Ein Summer brummte. Und da passierte es.
Gerringbough wollte den Koffer absetzen, aber er sah nicht, dass sich das Deckelschloss geöffnet hatte. In diesem Augenblick, als er den Koffer am Griff fasste, klappte der Deckel auf. Und dann erkannte der Mann noch, wie der schwere Kanister herausfiel, wie der Verschluss aufsprang. Keine Armlänge entfernt stand die kleine elektrische Kochplatte. Die Drähte glühten, denn Gerringbough wollte sich Kaffeewasser kochen. Er hatte vergessen, die Platte abzustellen. Jetzt wurde sie ihm zum Verhängnis.
Aus dem Kanister rann eine gelbliche Flüssigkeit auf den Boden. Ein scharfer Geruch stieg in Gerringboughs Nase. Das alles dauerte höchstens eine Sekunde, dann erfolgte die Explosion. Und die war fürchterlich.