Читать книгу Meine 13 hinterhältigsten Morde: Krimi Paket - Pete Hackett - Страница 18
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ОглавлениеDie Faust mit dem Schlagring zuckte auf Alexander zu. Er wich blitzschnell aus und schoss. Dennoch streifte ihn der Schlagring an der Schläfe. Alexander hörte noch das Donnern des Schusses, dann schwanden ihm die Sinne. Die Männer vor ihm drehten sich wie auf einem Karussell; das war seine letzte Wahrnehmung, bevor er bewusstlos wurde.
Der Schuss aus der Magnum hatte den Alten um wenige Millimeter verfehlt. Erschrocken betastete sich der Mann über die rechte Schulter, aber nur der Anzug war aufgeschlitzt.
„Das hätte ins Auge gehen können! Jungs, legt ihm einen Kopfverband an und schafft ihn in Maggies Zimmer. Wir brauchen ihn noch.“
Frank zuckte die Schultern. „Wozu? Das Beste wäre, ihn von hier wegzuschaffen. Er wird uns nur Kummer bringen. Wenn ein Cop hier auftaucht, haben wir Ärger. Die Sorte zieht einem immer das FBI auf den Hals. Weg mit ihm, Tinkey, ich sage, weg mit ihm, sonst nichts!“
Der alte Tinkey schüttelte den Kopf. „Nun macht schon, verbindet ihm den Kopf. Und dann tut ihr, was ich euch befehle. Dabei wollen wir es auch in Zukunft belassen, oder?“ Seine Frage ließ keine Antwort erwarten.
Die jungen Burschen, Frank eingeschlossen, wagten keinen Widerspruch. Frank nahm den Verbandsmull, den Maggie geholt hatte, und legte ihn um die Schläfenwunde des Barons.
Der alte Tinkey blickte auf die Uhr. „Kurz nach elf, noch genug Zeit. Ich glaube, mein Plan ist prächtig. Ihr passt auf. Aufpassen, sage ich! Wenn er mit euch fertig wird, soll euch alle der Teufel holen.“
„Was hast du vor, Tinkey?“, fragte Frank missmutig.
Der alte Gangster lächelte süffisant. In seinem faltigen Gesicht zuckten die Runzeln. „Es ist unsere große Chance, Jungs. Endlich mal ein dickerer Fisch. Du hast damals von mir einen Auftrag bekommen, der aus dem Üblichen herausging. Gut, ihr werdet diesmal alle an einem dickeren Happen kauen können. Ich mache das. Achtet nur gut auf ihn hier!“ Er deutete auf den Baron, der am Boden lag und von Frank jetzt verbunden worden war.
„Willst du Jenny Jackson ins Spiel bringen?“ Frank blickte den Alten besorgt an. „Sie arbeitet für Geheimdienste, da ziehen wir uns FBI und CIA auf den Pelz. Mir gefällt das nicht. Ich bin froh, dass wir damals heil aus der Sache herausgekommen sind.“
„Quatsch, mit kleinen Kofferdiebstählen könnt ihr nie einen Blumentopf gewinnen. Ich rufe jetzt Jenny an.“ Er sah wieder auf Alexander hinunter, der gerade das Bewusstsein wiedererlangte. „So, nun in Maggies Zimmer mit ihm, bevor er sich mausig macht.“
Alexander hatte nicht nur die letzten Worte mitgehört. Trotz Kopfschmerzen und einem brennenden Stechen an der Schläfe konnte er hören, was der Alte von Jenny Jackson erzählte. Das genügte ihm. Er begann jetzt, die Zusammenhänge zu begreifen. Die drei jungen Burschen hatten also wirklich nur einen Koffer stehlen wollen. Doch irgendwann früher waren sie für Jenny Jackson tätig gewesen, und das hatte auch in den Karten der Polizei gestanden.
Jenny Jackson, einstiges Revuegirl, Callgirl und Spielhallenbesitzerin, die für einen ausländischen Agentenring tätig war, für den auch Gerringbough gearbeitet hatte. Seit zwei Jahren suchte man sie, die ominöse Jenny Jackson, von der man nur wusste, wie sie hieß, aber die man dennoch nie erwischt hatte. Sie schien erstklassige Beziehungen zu Informationen zu haben. Schlimm, dass der Alte sie kannte. Doch zum Glück konnte er jetzt nur mit ihr telefonieren.
Es war eine Menge, was Alexander in diesen Sekunden durch den Kopf ging. Und er hatte Schmerzen an der Schläfe. Eine Weile markierte er noch den Bewusstlosen und hielt die Augen geschlossen, als ihn die Burschen in ein Zimmer trugen, um ihn dort auf die Couch zu legen.
„Ihr seid alle gleich, ihr Männer“, hörte er Maggie sagen. „Nur Mord und Totschlag habt ihr im Sinn, und wir Frauen sind eure wandelnden Salbentöpfe, die euch immer in gute Laune versetzen müssen oder eure eingeschlagenen Holzköpfe bekleben dürfen. Gib mir mal das Tuch dort, Jim! Mach es an der Leitung nass!“
Dann legte sie das Tuch über Alexanders Stirn. Instinktiv schlug er die Augen auf und sah Maggie an. Sie lächelte. „Na, Bombenschmeißer, wird‘s jetzt besser? Einen grässlichen Job hast du dir ausgesucht, Darling. Und unseren Tinkey hättest du auch bald totgeschossen mit deinem furchtbaren Knallding. Nur gut, dass Tinkey so ein heller Kopf ist. Sonst liefe der auch nicht mehr frei herum. Ja, unser Tinkey, mit dem hättest du arbeiten müssen, da brauchtest du keine Bomben zu werfen. Jim, reich mal das Handtuch herüber, das Blut verschweinigelt mir meine schöne Couch. Ja, ja, die Männer …“ Sie seufzte und lächelte. Etwas Verständnisvolles, Nachsichtiges kam in ihre Züge. Die Tür klappte zu.
Mit knarrenden Schuhen kam der Alte zurück, setzte sich schwer auf einen Stuhl nieder und blickte Alexander fest an. „Du bist also wieder auf Deck, Junge. Okay, kommen wir zur Sache. Ich habe mit Jenny Jackson gesprochen. Sag mir doch mal eben deinen Namen!“
Alexander schaltete blitzschnell. „Gerringbough“, murmelte er.
Das Gesicht des Alten zeigte keine Veränderung. Nur in seinen Augen schien es aufzublitzen. Doch ebenso gelassen wie eben fuhr er fort: „Gut, du bist also Gerringbough. Jenny hat zwar gedacht, du wärst heute morgen draufgegangen, aber du hast wohl immer mehr Glück als Verstand. Glück, dass du mich nicht getroffen hast vorhin. Jetzt hast du einen Partner wie noch nie, Junge. Ich habe in deinem Alter bei Al Capone mitgewirkt, wenn dir das was sagt. War bei seiner ersten Bootleggercrew, später gehörte ich zu seiner Leibgarde. Bin zwar in der letzten Zeit etwas abgerutscht, aber das macht nichts, Junge. Du verhilfst mir wieder zu großem Glanz. Hmm, also zur Sache. Bist du wieder fit? Setz dich hin. Frank, du holst den Whisky aus dem Schrank unten, lauf zu, Junge!“
Alexander beobachtete den alten Gangster Tinkey. Er hatte den Eindruck, dass Tinkey nicht übertrieben hatte, als er sich vorhin als „alten Hasen“ bezeichnete. Ich habe ihn unterschätzt, sagte sich Alexander. Das war ein entscheidender Fehler.
Auch ein mit allen Wassern gewaschener Draufgänger wie Alexander konnte sich irren. Und Alexander hatte diesen Tinkey als abgestaubten, drittklassigen Ganoven gewertet. Vorhin waren ihm die Jungen gefährlicher erschienen. Der Alte war aber viele Klassen gefährlicher als die Jungs.
Frank brachte den Whisky. Der Alte schenkte ein, reichte Alexander das Glas.
„Trink, und es soll dir guttun, obgleich …“, er machte eine Pause und zwinkerte Alexander zu, „… obgleich du weder Gerringbough heißt noch ein Bombenschmeißer bist. Zum Wohl, Freund!“
Alexander trank nicht. „Was soll dieser Blödsinn, Tinkey?“ Er richtete sich auf und stellte das Glas weg. Frank nahm es und leerte es auf einen Zug. Tinkey warf Frank einen vorwurfsvollen Blick zu und wandte sich dann an Alexander.
„Dieser Frank wird nie in unsere Kategorie aufsteigen. Hemmungslos, diese Jugend von heute. Säuft deinen Whisky, statt dich im Auge zu halten. Nichts los mit den Jungs von heute. Ja, Gerringbough bist du nicht, wer also bist du denn?“
„Wer sagt, dass ich nicht Gerringbough bin?“
„Es hat heute morgen Zeugen gegeben, mein Freund. Einer davon war Jenny Jackson. Und du bist, wenn mich nicht alles täuscht, ein Busenfreund vom FBI, stimmt doch, was?“ Er lachte und schüttete sich das Glas voll.
Frank und die beiden anderen im Zimmer sprangen auf. Maggie trat erschrocken einen Schritt zurück und musterte Alexander mit noch größerem Interesse als bisher. Nur den Alten schien das alles kaum zu erregen. Und ebenso gelassen nahm Alexander die Erklärung auf.
„Wie spät ist es, Tinkey?“, fragte er, als gäbe es nichts anderes zu sagen, und doch war diese Frage wichtig. Auch Tinkey schien das zu wissen.
„Es ist jetzt kurz nach elf, lieber Freund. Heute Abend, acht Uhr, passiert es. Tun sie dir leid, die Leute im Bus? Sie brauchen dir nicht leid tun, Junge. Du wirst die Bombe dort wegholen.“ Er lachte dunkel und fügte hinzu: „Natürlich erst sozusagen m den letzten zehn Minuten. Und vielleicht bist du zu langsam, junger Mann. Dann liegt es aber an dir, wenn den Leuten was passiert.“
In Alexander schoss kalte Wut hoch. Er wusste jetzt, da dieser Tinkey nicht nur durchtrieben, sondern von eiskalter Berechnung war. Menschenleben schienen ihm nichts zu bedeuten.
„Und was versprichst du dir von deinem Einfall?“, fragte Alexander scheinbar ungerührt.
Der Alte lachte glucksend. „Wir leben in einer turbulenten Zeit. Es soll hunderttausend Dollar kosten, damit deine lieben Leutchen im Omnibus nicht angekratzt werden. Ich bin ja ein Menschenfreund. Und Jenny findet es auch so jammerschade, dass die Bombe für einen blöden Omnibus verplempert wird. Dabei wollte sie es doch ganz anders haben. Gerringbough hatte nur nicht aufgepasst, daran lag es. Er hätte sich denken können, dass ein normaler Mensch so einen schweren Koffer nicht mit ins Flugzeug nimmt. Wäre die Bombe im kleinen Gepäck von diesem Pentagonkerl gewesen, hätte es heute Abend auf einer Besprechung im Hotel in Mexico City geknallt. Aber vielleicht wäre es auch schiefgegangen. Wie gesagt, Gerringbough hat das alles sehr schlecht durchdacht. Desto besser werde ich alles überlegen. Das wär‘s für den Augenblick, mein Freund. Und nun haben wir Zeit. Ich denke, du kannst Bomben entschärfen, dann ist das alles für dich ja kein Problem. Damit du dein Geld auch wert bist, werde ich dir anschließend den passenden Auftrag geben, wo wir das Bömbchen dann endlich anlegen. Doch das später.“
Alexander hatte nichts darauf zu sagen. Er machte sich auch keine übertriebenen Hoffnungen, und doch glaubte er, eine Chance darin zu entdecken, dass die Gangster ein Interesse daran hatten, die Bombe nicht am selben Tage zur Explosion kommen zu lassen. Vielleicht wollten sie aber nur die Erpressungssumme einstreichen, um sich nachher einen feuchten Staub um die Bombe zu kümmern. Es könnte dann zu spät sein, den Omnibus noch zu finden.
Die anderen Gangster und Maggie blickten den alten Tinkey bewundernd an. Es erschien Alexander so, als hielten sie den Alten für einen zweiten Einstein. Alexander dachte anders darüber. Dennoch, die Situation war äußerst gefährlich. Weniger für Alexander, das sah er ganz klar, vielmehr für die Businsassen, die nicht ahnten, in welcher Lage sie sich befanden, die nicht in ihren kühnsten Träumen wissen konnten, welch gemeinen und skrupellosen Trick ein abgetakelter Ganove mit ihnen vorhatte. Zu gut spürte Alexander, dass dieser Alte einen Ehrgeiz hatte, in seinen „Kreisen“ wieder zu altem Glanz zu kommen, dass er ein Comeback als Firstclass-Gangster starten wollte. Ein seltsamer Ehrgeiz fürwahr, doch Gangster dachten abwegiger. Und dieses Denken könnte leicht der Tod von vierundvierzig Menschen sein, oder von noch mehreren, je nachdem, wo die Bombe zur Explosion kommen würde.
Die Zeitnot war das Handikap des Barons. Würde der Augenblick der Explosion nicht schon in wenigen Stunden sein, hätte er sich keine Sorgen weiter gemacht. So aber musste er nicht nur versuchen, so schnell wie möglich aus der Gewalt seiner Gegner zu entkommen, er konnte auch nicht zum Gegenschlag ausholen.
Das waren die Gedanken vom Baron, als er noch nicht die geringste Möglichkeit hatte, mit seinen Gegenspielern fertig zu wenden. Der Schlagring hatte ihm eine üble Wunde am Kopf verursacht, und Alexander, der schon mit weitaus gefährlicheren Gegnern fertig geworden war, schalt sich selbst einen Narren, dass er auf Tinkey hereinfallen konnte.
Tinkey blickte Alexander lauernd an. „Du sagst nicht viel, Kollege! Das ist wenig. Die Nuss scheint doch verflucht hart zu sein, wie?“ Er lachte und bleckte die quittegelben Zähne. „So, und die Zeit drängt“, erklärte er, „war haben ein großes Geschäft vor, dafür muss man etwas tun. Frank, achtet auf ihn! Und“, er hob warnend den rechten Zeigefinger, „legt ihm besser Handschellen an. Bringt ihn in den Keller; falls er noch ein paar Bullen in Reserve hat, die nachher hier herumschnüffeln.“