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Das Pferd, das John Whiteman erbeutet hatte, begann zu lahmen. Whiteman befand sich mitten in einem Gebiet, das von Felsen und Schluchten zerklüftet war. Der Boden war mit Geröll übersät, an den Felswänden türmten sich Steinblöcke, die irgendwann im Lauf der Jahrtausende aus dem Fels gebrochen und in die Tiefe gestürzt waren. Aus den Felsspalten wuchs dorniges Strauchwerk.

Whiteman saß ab und untersuchte den Huf, konnte aber nicht feststellen, weswegen das Tier lahmte. Er richtete sich auf, tätschelte den schweißnassen Hals des Pferdes und ließ seinen Blick umfassend in die Runde schweifen. Das Blickfeld war begrenzt; Felswände, Geröllhänge, enge Schluchten und Risse, Staub und grelles Sonnenlicht – das war alles, was er an Eindrücken aufnehmen konnte. Er nahm das Pferd am Kopfgeschirr und führte es in eine der Schluchten. Etwas kühlere Luft strömte ihm entgegen; zwischen den Felsen war es schattig. Die Hufe des Pferdes klirrten und krachten auf dem steinigen Untergrund.

Nachdem er sich etwa zwanzig Yard tief in der Schlucht befand, leinte Whiteman das Pferd an einem Comastrauch fest, zog die Winchester aus dem Scabbard und repetierte. Das trockene, metallische Geräusch hing für den Bruchteil eines Augenblicks in der Luft. Whiteman legte sich das Gewehr auf die Schulter und stakste mit sattelsteifen Beinen zurück zum Maul der Schlucht, postierte sich im Schatten eines Felsens, drehte sich eine Zigarette und begann sich in Geduld zu hüllen.

Es dauerte keine halbe Stunde, dann vernahm er das Pochen mehrerer Hufe, in das sich einmal das helle Wiehern eines Pferdes mischte. John Whitemans Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an, seine Augen blickten hart wie Bachkiesel. Er spähte an dem Felsen vorbei, der ihm Schutz bot, und die Geräusche, die sich auf der anderen Seite der staubigen Senke näherten, wurden von Augenblick zu Augenblick deutlicher.

Und dann zogen die fünf Reiter in sein Blickfeld. Sie waren nicht weiter als dreißig Yard von ihm entfernt. Er hob die Winchester an seine Schulter und sein kaltes Auge ruhte über Kimme und Korn der Waffe hinweg auf dem vordersten der Reiter, einem dunkelhaarigen Burschen von etwa dreißig Jahren, der besser gekleidet war als seine Begleiter und von dem Whiteman annahm, dass es sich um Jim Hooker handelte.

Whiteman hätte dem schändlichen Spiel mit einem einzigen Schuss ein jähes Ende bereiten können. Aber er wollte Hooker nicht einfach aus sicherer Deckung abknallen, darum hob er das Gewehr etwas an und jagte die Kugel über Hookers Kopf hinweg ins Blaue hinein.

Erschreckt zerrten die Reiter ihre Pferde in den Stand, ihre Hände fuhren zu den Waffen, ihre Blicke bohrten sich in die Schlucht hinein, in der der unsichtbare Schütze saß.

„Mit meiner Kugel hätte ich dich auch in der Hölle schicken können, Hooker!“, rief Whiteman.

Jim Hooker hatte seinen Schreck überwunden, reckte die Schultern und rief heiser: „Wie meinen Vater, nicht wahr?“

„Dein Vater war ein alter Narr, der mich bis aufs Blut gereizt hat, und der letztendlich zur Waffe griff. Hätte ich mich von ihm erschießen lassen sollen?“

„Mir wurde die Geschichte etwas anders erzählt, Whiteman. Und da ich weiß, dass mein Vater Gewalt verabscheute, glaube ich denen, die mir erzählt haben, dass du es warst, der meinen Vater solange provozierte, bis er zum Revolver griff.“ Jim Hookers Stimme sank herab, er zischte: „Schnappen wir uns den Hurensohn. Und denkt dran, ich hätte ihn gerne lebend.“

Die vier Sattelstrolche, die sich bereit erklärt hatten, für eine Handvoll Dollar mit Jim Hooker zu reiten und für ihn zu töten, erkannten die Unversöhnlichkeit, die ihren Auftraggeber leitete.

Aber sie kamen nicht dazu, lange darüber nachzudenken, denn Hooker spornte rücksichtslos sein Pferd an und jagte nach rechts davon. Ein Schuss knallte und Bill Meacham wurde regelrecht vom Pferd gerissen. Und nun hämmerten auch Delgado, Haggan und Robins ihren Vierbeinern die scharfen Sporenräder in die Seiten, sodass die Pferde fast aus dem Stand in Galopp verfielen.

John Whiteman hatte durchgeladen und feuerte erneut, doch in dem Moment riss der Reiter, auf den er zielte, sein Pferd zur Seite und die Kugel streifte ihn nur am Oberarm. Ehe Whiteman zum dritten Schuss kam, waren seine Gegner zwischen den Felsen verschwunden.

Nun wurde es brenzlig für Whiteman, denn die vier Kerle waren nicht auf die leichte Schulter zu nehmen, und was Whiteman von ihnen gesehen hatte, reichte, um sie der Sorte hinzuzurechnen, die aus brutaler Härte, Rücksichtslosigkeit und tödlicher Kompromisslosigkeit zusammengesetzt war.

Der Bursche, den er vom Pferd geschossen hatte, lag mit ausgebreiteten Armen auf dem Rücken und rührte sich nicht. Aber das konnte eine Finte sein. Einer der Charakterzüge der Spezies, mit der sich Jim Hooker umgab, war die Heimtücke.

Sekundenlang dachte John Whiteman daran, sich das Pferd des Reglosen zu holen, aber dazu hätte er alles auf eine Karte setzen müssen, und das erschien ihm zu riskant. Er zog sich deshalb zurück, erreichte sein Pferd, band es los und führte es tiefer in die Schlucht hinein. Soweit es möglich war, vermied er es, das Tier über felsigen Boden zu führen, denn der Hufschlag sollte seinen Feinden nicht verraten, dass er seine Flucht fortsetzte.

Whiteman sicherte immer wieder hinter sich und nach oben, wenn sich der Zugang zu einer Seitenschlucht öffnete tastete er sich vorsichtig heran, schließlich aber erreichte er ungeschoren das Ende der Schlucht und verschwand in dem Labyrinth aus Felsen und Spalten, das sich meilenweit nach Westen zog und in dem ein Mann verschwinden konnte wie ein Sandkorn in der Sonorawüste.

Marshals und Coltkiller: Wichita Western Sammelband 9 Romane

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