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Im Laufe des Vormittags gelangten Hooker und seine Begleiter nach Yates. Es war ein kleiner, verschlafener Ort in den westlichen Ausläufern der Berge, die der Ute Creek spaltete. Nach Westen hin erstreckte sich eine weite Ebene, eine Savanne, auf der das Gras hüfthoch wuchs.

Am westlichen Horizont schien sich ein Sturm zusammenzubrauen, schwarze Wolken ballten sich dort zu einer bedrohlich anmutenden Gewitterfront zusammen. Kam endlich der heiß ersehnte Regen?

In Yates gab es einen Saloon, ein Hotel, einen Mietstall und – eine kleine Kirche mit einem spitzen Glockenturm aus Holz, um die herum der Friedhof angelegt war. Alles war von einer mannshohen Mauer umgeben, durch die eine Pforte mit einem gemauerten Rundbogen führte.

Die Wohnhäuser waren zu beiden Seiten einer breiten, staubigen Main Street errichtet, und es gab sogar Gehsteige, die jedoch dort, wo sich zwischen den Gebäuden Baulücken befanden, unterbrochen waren.

Nach Yates kam keine Postkutsche, und Jim Hooker fragte sich, wovon die Menschen hier lebten. Der Ort war mitten in der Wildnis errichtet worden und die nächste größere Stadt, in der sich die Menschen versorgen konnten, war sicherlich zig Meilen entfernt.

Dies fand seine Bestätigung, als am Stadtrand eine von Wagenrädern zerfurchte und von Hufen aufgewühlte Straße nach Süden abzweigte und ein verwitterter Wegweiser, der in diese Richtung zeigte, darauf hinwies, dass eine Stadt namens Mosquero fünfundvierzig Meilen entfernt war.

Sie ritten zwischen die ersten Häuser. Um die Hufe ihrer Pferde wirbelten kleine Staubfahnen. Die Wolken über den Bergen im Wesen falteten sich mehr und mehr und immer schneller zu formlosen, tiefdunklen Bergen zusammen und schienen von einem ungeheueren Sturm herangetrieben zu werden.

„Sieht noch einem mächtigen Unwetter aus“, sagte James Delgado in die leise pochenden Hufschläge hinein. „Aber uns soll das nicht belasten, denn wir werden hier in diesem Drecknest ein Dach über dem Kopf haben.“

„Diese Holzhütten hier sehen nicht so aus, als würden sie einem richtigen Sturm standhalten“, gab Frank Haggan zu bedenken.

„Wir reiten zum Mietstall“, gebot Jim Hooker. „Wenn Whiteman den Ort angeritten hat, dann weiß das am ehesten der Stallmann.“

Sie lenkten ihre Pferde in den Wagen- und Abstellhof und saßen vor dem geöffneten Stalltor ab. Im Stall war es düster, das Stampfen der Pferde und ihr Prusten waren zu vernehmen. Sie führten ihre Tiere über die Lichtgrenze unter dem Stalltor. Der Stallbursche kam ihnen entgegen. „Da habt ihr aber verdammtes Glück gehabt, dass ihr dem Sturm, der sich auch anbahnt, gerade noch entkommen seid.“

„Mag sein“, versetzte Jim Hooker etwas kurz angebunden. „Wir sind hinter einem Burschen her. Er ist um die dreißig und dunkelhaarig, sein Name ist John Whiteman. Ist dieser Mann in der Nacht oder heute Morgen in die Stadt gekommen?“

„Dass sich jemand – abgesehen von euch dreien natürlich – nach Yates verirrt hat, ist mindestens zwei Wochen her“, antwortete der Stallmann. „Dieses gottverlassene Nest ist wahrscheinlich nicht einmal in den Landkarten vermerkt. Ein Mann namens Jeremiah Yates hat hier vor etwa zehn Jahren bei einem Wasserloch seinen Planwagen angehalten und ein Haus gebaut. Daraus hat sich der Ort entwickelt. Vielleicht wird Yates noch einmal eine richtige Stadt, doch viel wahrscheinlicher ist, dass die Menschen wieder verschwinden und Yates als Ghost Town dem Verfall preisgegeben sein wird.“

„Wenn dir die Stadt nicht zusagt, warum hast du ihr dann nicht längst den Rücken gekehrt?“, knurrte Frank Haggan.

Der Stallmann schaute Haggan an, seine linke Braue hob sich etwas, und er erwiderte: „Als ich vor drei Jahren hier ankam, hatte ich zweihundert Dollar in der Tasche und ich war der Meinung, dass Yates an die Postkutschenlinie angeschlossen wird und möglicherweise eine aufstrebende Stadt sei. Aber dann führte man die Postkutschenlinie von Raton herunter etwa achtzig Meilen weiter westlich an unserem Ort vorbei und wir waren gewissermaßen in den Hintern gekniffen. Meine zweihundert Dollar hatte ich in diesen Mietstall investiert, und nun lebe ich sozusagen von der Hand in den Mund, denn – wie ich schon sagte –, in dieses Drecknest verirrt sich kaum ein Mensch. Wenn ich Yates verlasse, habe ich gar nichts mehr. Darum bleibe ich hier und lebe in der Hoffnung, dass sich vielleicht doch noch einmal etwas tut, was diese Stadt und ihre Menschen weiterbringt.“

„Ein nicht gerade erstrebenswertes Dasein“, knurrte Jim Hooker. „Gibt es weiter westlich eine Stadt, in die unser Mann geritten sein könnte?“

„Dreißig Meilen weiter liegt Mills. Dazwischen ist der Carrizo Creek und zehn Meilen weiter der Tequesquite Creek. Mills liegt ungefähr zwölf Meilen östlich vom Canadian River. Wenn der Sturm tatsächlich so heftig wird, wie die Wolken im Westen vermuten lassen, dann dürften sich die Flüsse innerhalb kürzester Zeit in reißende Wildwasser verwandeln. Sie zu überqueren wäre dann eine Herausforderung an das Schicksal.“

„Wir bleiben in Yates, bis der Sturm vorüber ist“, gab Jim Hooker zu verstehen. „Vielleicht kommt Whiteman noch. Wenn nicht, versuchen wir unser Glück in Mills.“

Sie ließen ihre Pferde im Mietstall und begaben sich in den Saloon. Ihre Gewehre hatten sie mitgenommen. Im Schankraum des Saloons gab es gerade mal fünf Tische, um die jeweils vier Stühle gruppiert waren. Der Fußboden war mit Sägemehl bestreut, die Theke bestand aus einer Bohle, die auf zwei aufgestellten Bierfässern lag. In dem Regal hinter dem Tresen standen drei angebrochene Whiskyflaschen sowie etwa zwei Dutzend Gläser und Krüge. Der Salooner saß an einem der Tische und las in einem ziemlich abgegriffenen Magazin.

Hooker und seine Kumpane setzten sich an einen Tisch beim Fenster, durch das sie die Straße beobachten konnten, der Salooner hatte sich erhoben und kam zu ihrem Tisch. „Was darf es sein, Gentlemen?“

„Kann man etwas zu essen bekommen?“, antwortete Jim Hooker. „Außerdem hätte keiner von uns etwas gegen einen Krug voll frisches Bier.“

„Ich kann euch ein Stück Fleisch braten.“

„In Ordnung. Bring uns aber vorher das Bier.“

Der Salooner nickte und ging hinter den Tresen.

Hooker und seine Begleiter drehten sich Zigaretten und rauchten. Der Salooner brachte ihnen das gewünschte Bier, dann verschwand er in der Küche. Zehn Minuten später fiel der Sturm wie ein wildes Tier über die Stadt her. Es gab keinen allmählichen Übergang von der Reglosigkeit in das Toben des Unwetters, und es dauerte nicht länger als eine Sekunde, und alles hatte sich in eine brüllende und orgelnde Hölle aus Sturmböen und Regen verwandelt. Ächzend und knarrend bogen sich die Bäume im Wüten der Elemente. Der Wind heulte wie ein hungriger Wolf durch Häuserlücken und trieb peitschende Regenschauer schräg über die Dächer und gegen die Fenster. Von den Fensterscheiben lief das Regenwässer in Bächen, von den Vorbaudächern schoss es in regelrechten Fontänen, und auf der Main Street bildeten sich um Nu riesige Pfützen.

Einige Zeit später brachte der Salooner drei Teller mit gebratenem Fleisch und Kartoffeln. Hungrig machten sich die drei Männer darüber her.

„Ich glaub es nicht!“, stieß Jim Hooker kauend hervor und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Sein Blick war durch das Frontfenster auf die Straße gerichtet, und dort zog ein Reiter vorbei, der einen Regenumhang trug und nach vorne gekrümmt auf dem Pferd saß. Und obwohl er sich den Hut weit in die Stirn gezogen hatte und den Kopf gesenkt hielt, obwohl die Sicht durch die Regenwand nicht die beste war, erkannte Hooker ihn.

Es war John Whiteman.

Delgado und Haggan drehten die Köpfe und starrten ebenfalls nach draußen. „Sieht aus, als hätten wir ihn überholt“, knurrte Delgado.

„Egal!“, stieß Hooker hervor. „Endlich habe ich dieses elende Stück Dreck.“

„Er reitet sicher zum Mietstall“, meinte Delgado.

„Und als nächstes besucht er hundertprozentig den Saloon“, versetzte Hooker. „Und dann geht es ans Sterben.“ In seinen Augen glühte geradezu dämonischer Hass, in seinen Mundwinkeln hatte sich ein gnadenloser Zug festgesetzt.

„Der Stallmann wird ihm sagen, dass wir im Saloon auf ihn warten“, wandte Delgado ein.

„Natürlich“, knurrte Hooker. „Das hab ich gar nicht in Erwägung gezogen.“ Er erhob sich mit einem Ruck und griff nach dem Gewehr, das am Tisch lehnte. „Wir gehen in den Mietstall.“

Marshals und Coltkiller: Wichita Western Sammelband 9 Romane

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