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Gegen Mittag des darauffolgenden Tages erreichten sie Chapham. Wie schon beim ersten Mal, als er diese Stadt betreten hatte, konnte sich Jesse Quincanon des Eindrucks nicht erwehren, dass sich diese Stadt vor irgendetwas duckte. Kein Mensch war auf der Straße zu sehen. Alles war wie vor einigen Tagen; ärmlich, schmutzig, beklemmend.

Quincanon rief: „Stopp, Jim. Ich weiß nicht was es ist, aber irgendetwas stimmt hier nicht.“ Er hatte sein Pferd angehalten, und die beiden Tiere, die er an der Longe führte, blieben von selbst stehen. Jetzt hielt auch Jim Hooker an und ließ seinen Blick über die Fassaden der Häuser gleiten.

„Es scheint wirklich so zu sein, dass sich die Menschen hier wie Ratten in ihren Löchern verkrochen haben“, knurrte Jim Hooker. „Ich kann mir vorstellen, dass die Kerle von der H.D. Ranch, nachdem du sie ziemlich harsch zurechtgestutzt hast, weinend zu ihrem Boss gelaufen sind und der hat jeden verfügbaren Mann in den Sattel gejagt, um uns die heilige Mannesfurcht einzujagen. Sie sind uns aber nicht gefolgt, wie wir vermutet haben, sondern sind auf dem schnellsten Weg hierher geritten, um uns zu erwarten.“

„Und sie sollen es uns gleich mit heimzahlen, dass John Whiteman auf seiner Flucht nach Westen einigen von ihnen ebenfalls die Flügel gestutzt hat. Ich kann mir schon vorstellen, dass solche Niederlagen einen Gesichtsverlust für Dwayne Harding bedeuten, der wahrscheinlich der große und mächtige Mann in diesem Landstrich ist. Er gehört zur unduldsamen Sorte, die sich von keinem auf die Füße treten lässt.“

„Ein Grund für dich, mir die Armspangen abzunehmen und mir einen Revolver und ein Gewehr zu geben“, stieß Jim Hooker hervor. „Ich verspreche dir auch, dass ich nicht versuchen werde, dich hereinzulegen.“

Quincanon fixierte Jim Hooker fast durchdringend, als versuchte er seine Gedanken zu lesen. Schließlich trieb er sein Pferd neben das Hookers, holte den Handschellenschlüssel aus seiner Westentasche, und als ihm Hooker die Hände hinhielt, schloss er die Handschellen auf, nahm sie Hooker ab und verstaute sie in der Satteltasche. Dann zog er das Gewehre aus dem Sattelschuh eines der Pferde, das er führte, und er hielt Hooker auch einen Revolver hin, den er aus der Satteltasche nahm. „Ich vertraue deinem Wort, Jim.“

Jim Hooker versenkte die Winchester im Scabbard an seinem Sattel, dann ließ er die Trommel des Revolvers einmal rotieren, nickte zufrieden, weil die sechs Kammern mit Patronen bestückt waren, und stieß die Waffe ins Holster. „Dann wollen wir mal.“

Sie trieben die Pferde an.

Ihr Ziel war der Saloon. Als sie sich ihm bis auf etwa zwanzig Schritte genähert hatten, traten zwei Männer ins Freie. Sie trugen Gewehre, die sie mit beiden Händen schräg vor der Brust hielten. Um ihre Hüften lagen Revolvergurte und aus den Holstern ragten die Knäufe der Sechsschüsser.

Sofort fielen Quincanon und Hooker ihren Pferden in die Zügel.

„Da kommen sicher noch einige“, presste Jim Hooker zwischen den Zähnen hervor. „Mit diesen zwei Figuren ist es sicher nicht getan.“

„Das schätze ich auch“, versetzte Quincanon gerade so laut, dass ihn Hooker verstehen konnte. Die rechte Hand des Gesetzeshüters ließ die Zügel los und lag nun neben dem Holster auf seinem Oberschenkel.

Tatsächlich. Aus dem Schutz verschiedener Gebäude traten noch insgesamt fünf Männer mit Gewehren in den Händen und kompromissloser Härte in den Augen.

„Jetzt wird’s kritisch“, knurrte Jim Hooker und seine Muskeln spannten sich. „Wir sollten anfangen zu beten.“

Jesse Quincanon hatte die Lippen zusammengepresst, hart traten die Backenknochen in seinem Gesicht hervor, und ohne noch ein Wort zu verlieren trieb er sein Pferd wieder an. Die beiden Tiere an der Longe wurden mitgezerrt.

Jim Hooker folgte dem Sheriff nicht.

Beim Hitchrack stemmte sich Quincanon gegen die Zügel, und nachdem das Pferd stehengeblieben war rief er: „Ich schätze mal, dass euch Dwayne Harding hinter uns hergeschickt hat.“

Einer der beiden Kerle bei der Tür des Saloons, ein etwa vierzigjähriger Mann mit einem riesigen Schnurrbart unter der Nase, der fast seinen Mund verdeckte, rief grollend: „Ich bin Dwayne Harding.“

„Mein Name ist Jesse Quincanon, ich bin Sheriff im Dallam County drüben im Panhandle.“

„Das interessiert mich herzlich wenig, Quincanon“, versetzte Harding mit schiefgezogenem Mund. „Du hast dich unbefugterweise auf meinem Grund und Boden herumgetrieben, und als meine Leute mein Hausrecht wahren wollten, hast du sie ziemlich rüde behandelt. So etwas schlucke ich nicht.“

„Du verwechselst scheinbar etwas, Harding“, erwiderte Quincanon ruhig. „Ich habe mich nicht auf deinem Land herumgetrieben, ich bin lediglich darüber hinweggeritten, weil ich mir auf dem Weg nach Dalhart einen sinnlosen Umweg ersparen wollte. Ich habe deinem Land keinen Schaden zugefügt, und dass ich deine Männer nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst habe, das haben sie sich selber zuzuschreiben.“

„Mir wurde berichtet, dass der dort –“ Harding wies mit der Mündung seiner Winchester auf Jim Hooker, „– dein Gefangener sei. Er war gefesselt. Wieso ist er jetzt bewaffnet?“

„Hooker ist nicht mein Gefangener, ich habe ihn lediglich wie einen Gefangenen behandelt, um ihn vor einer Dummheit zu bewahren. – Okay, Harding, ihr habt uns überholt und hier gestellt. Dieser Ort befindet sich nicht auf deinem Grund und Boden. Was nun? Willst du uns standrechtlich erschießen lassen, weil wir mit unseren Pferden etwas von deinem Gras niedergetreten haben?“

„Das wäre wohl etwas übertrieben“, antwortete Dwayne Harding. „Ich kann euch aber auch nicht straffrei wegkommen lassen. Würde ich es nämlich dulden, wird man mich bald für unglaubwürdig halten und mir auf der Nase herumtanzen.“

„Und wie stellst du dir das vor?“

„Das wirst du gleich sehen, Quincanon! – Holt sie von den Pferden und bringt sie her. Und dann hole einer meine Peitsche vom Sattel.“ Die letzten beiden Sätze hatte Harding mit erhobener Stimme gesprochen. Als er fortfuhr, sprach er wieder mit normaler Tonlage. Er sagte: „Ich werde dir und deinem – hm, Gefangenen mit der Peitsche klarmachen, dass man mir nicht auf der Nase herumtanzt. Und dann lasse ich euch am Lasso bis zur texanischen Grenze schleifen.“

Die Reiter Hardings näherten sich von allen Seiten, um seinen Befehl in die Tat umzusetzen und Quincanon sowie Hooker von den Pferden zu zerren.

„Das solltest du dir überlegen, Harding“, stieß Quincanon hervor und er spürte, wie in ihm etwas vereiste. „Du bist nicht das Gesetz. Und wir werden uns von dir nicht wie Hammel zur Schlachtbank führen lassen.“

In diesem Moment spornte Jim Hooker sein Pferd an, stieß einen spitzen Schrei aus und zog den Colt. Der Cowboy, der sich ihm von vorne genähert hatte, wurde von dem Pferd umgeworfen und kam unter die Hufe, und dann donnerte auch schon der Revolver in Hookers Faust. Dwayne Harding, der das Gewehr an die Hüfte gerissen hatte, bekam die Kugel in die Schulter und wurde herumgerissen. Sein Schuss verfehlte Quincanon, der nun seinerseits den Colt zog und auf den anderen Mann feuerte, der mit Harding den Saloon verlassen hatte und der, nachdem er das Überraschungsmoment überwunden hatte, das Gewehr anschlug. Er bekam Quincanons Projektil in den Oberschenkel, das Bein wurde ihm regelrecht vom Boden weggerissen und er stürzte. Sein Schuss löste sich zwar, pflügte aber nur in den Staub und ließ ihn spritzen.

Quincanon sprang vom Pferd und rannte geduckt zu Harding hin, dem das Gewehr entfallen war und der seine linke Hand auf die durchschossene rechte Schulter presste. Blut sickerte zwischen seinen Fingern hervor, in seinem Gesicht wühlte der Schmerz.

Jetzt donnerte auch wieder Hookers Revolver.

Zugleich mit dem Brechen des Schusses ließ sich Hooker vom Pferd fallen. Die Kugeln von zwei der Cowboys, die auf ihn feuerten, pfiffen über den leeren Sattel hinweg. In dem Moment aber, als Hooker hochkam, traf ihn ein Stück Blei in die Hüfte. Ein gequälter Aufschrei stieg aus seiner Kehle, er knickte in der Mitte ein, ging auf das linke Knie nieder, überwand für einen Moment seine Not und schoss auf den Weidereiter, vor dessen Gesicht eine Pulverdampfwolke schwebte. Der Mann brach zusammen.

„Aufhören!“, brüllte Jesse Quincanon, der nun bei Harding stand, ihn mit der linken Hand am Westenkragen gepackt hielt und ihm die Mündung seines Revolvers unters Kinn drückte. Der Hahn war gespannt, der Zeigefinger Quincanons krümmte sich um den Abzug. Ein leichter Druck genügte …

Die Cowboys erfassten augenblicklich die Situation und entspannten sich. Etwas unschlüssig standen sie herum, während der Pulverdampf vom sachten Wind zerpflückt wurde.

„Sag ihnen, dass sie die Waffen wegwerfen sollen!“, gebot Quincanon mit einer Stimme, die an zerspringenden Stahl erinnerte.

Harding stöhnte, sein Gesicht war bleich wie ein Leichentuch, der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen und den Schweiß auf die Stirn, in seinen Mundwinkeln zuckte es. „Macht, was er sagt“, ächzte er.

Die Cowboys zögerten noch etwas, dann aber klatschten ihre Waffen in den Staub und die Verkrampfungen der Anspannung in den Gesichtern lösten sich. Jim Hooker hatte seinen Revolver in das Holster gerammt und sein Halstuch abgenommen, das er nun zwischen Hose und Wunde stopfte.

„Wie sieht es aus, Jim?“, rief Quincanon.

„Übel, Jesse – ich möchte fast sagen verdammt übel. Die Kugel steckt im Beckenknochen, und es wird mir kaum möglich sein, die restlichen dreißig Meilen bis Dalhart im Sattel zurückzulegen.“ Hooker kam hoch, stand ziemlich schief da und versuchte zu gehen, doch ein stechender Schmerz, der bis unter seine Hirnschale zuckte, ließ ihn sofort wieder anhalten. „Verdammter Mist!“, keuchte er. „Es war keine besonders gute Idee von dir, Jesse, dieses elende Drecknest anzureiten.“

Marshals und Coltkiller: Wichita Western Sammelband 9 Romane

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