Читать книгу Marshals und Coltkiller: Wichita Western Sammelband 9 Romane - Pete Hackett - Страница 39
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ОглавлениеJohn Whiteman hatte gefrühstückt. Er beschloss, wie jeden Tag auch heute nach seinem Pferd zu sehen, das er in einem Mietstall in der Nähe des Boardinghouse abgestellt hatte. Er trat hinaus auf die Straße und schlug die Richtung zum Mietstall ein. Um ihn herum war reges Treiben. Santa Fe war ein wirtschaftlicher Dreh- und Angelpunkt, ein wichtiges Handelszentrum im nördlichen Teil New Mexikos. Hier hatte auch der Gouverneur seinen Sitz. In der Stadt gaben sich Abenteurer, Glücksritter, Geldhaie und – Banditen ein Stelldichein. Der Dollar wechselte schnell den Besitzer, der Colt saß höllisch locker. Es war eine lasterhafte, eine sündige Stadt am Santa Fe Trail.
Die Sonne schien heiß, im Straßenstaub glitzerten winzige Kristalle wie Diamanten, die Schatten waren noch lang, denn die Sonne stand noch weit im Osten.
Wenig später betrat John Whiteman den Mietstall. Vom Stallmann war nichts zu sehen, doch Whiteman verschwendete deswegen keinen einzigen Gedanken sondern strebte der Box zu, in der sein Pferd stand.
Im Stall war es düster. Als aus der Box, die Whitemans Ziel war, ein Mann trat, dachte Whiteman im ersten Moment, dass es sich um den Stallburschen handelte. Doch dann sah er den tiefgeschnallten Colt am rechten Oberschenkel des Mannes – und er hielt abrupt an. Seine Hand legte sich auf den Knauf des Revolvers.
„Hallo, Whiteman“, sagte Jesse Quincanon. „Ich musste verdammt weit reiten, um dich aufzustöbern.“
„Ich erinnere mich an dich. Du bist der Sheriff aus dem Panhandle, nicht wahr?“
„Richtig. Du kannst dir sicher denken, weshalb ich dir gefolgt bin.“
„Es ist wegen Hooker. Ich hätte wahrscheinlich niemals Ruhe vor ihm bekommen. Darum bin ich zurückgeritten und habe ihm einen Kampf aufgezwungen. Ich war der bessere Mann …“
„Du hast ihn kaltblütig ermordet, Whiteman. Die Männer von der H.D. Ranch waren Augenzeugen. Dein zweiter Mord, Whiteman. Denn als du damals Jason Hooker gezwungen hast, zum Schießeisen zu greifen, war das auch Mord – hinterhältiger Mord aus niedrigen Beweggründen.“
„Ich war betrunken. Warum hat der alte Narr auch nach dem Eisen gegriffen?“
„Weil du ihn dermaßen provoziert hast, dass er gar nicht anders konnte.“
„Ich will nicht mit dir debattieren, Quincanon. Falls du hier bist, um mich zu verhaften, solltest du wissen, dass dein Stern hier nicht zählt.“
„Ich werde dich dem Sheriff hier übergeben, Whiteman. Du wirst wegen des Mordes an Jim Hooker nämlich in New Mexiko gesucht. Und es wäre nur noch eine Frage der Zeit gewesen, bis dein Steckbrief an jedem Sheriff’s Office im ganzen Territorium ausgehängt worden wäre. Mörder werden gehängt, und ich werde dafür sorgen, dass sie dir einen Strick um den Hals legen.“
„Und sicherlich willst du in der vordersten Reihe stehen, wenn sie mich aufknüpfen.“ Whiteman lachte schallend. Aber das sollte Quincanon nur ablenken. Er tat, als würde er sich biegen vor lachen und – griff nach dem Colt. Er wollte seinen Gegner überraschen und ihn töten, ehe dieser zum Denken kam.
Aber Quincanon war auf der Hut, und Whiteman konnte ihn nicht überrumpeln. Sein Zug war eine fließende Bewegung von Hand, Arm und Schulter, als er den Sechsschüsser hochschwang spannte er ihn, und als er in der Waagerechten war, drückte er ab.
Whiteman kam nicht zum Schuss. Er zuckte zusammen, krümmte sich nach vorn und der Colt entfiel seiner Hand. „Die Pest an deinen Hals, Bastard!“, röchelte er, dann brach er zusammen wie eine Marionette, deren Schnüre man loslässt.
Als sich Quincanon über ihn beugte, schaute er in die gebrochenen Augen Whitemans. Ohne jede Gemütsregung richtete er sich auf, rammte den Colt ins Holster und verließ den Stall. Draußen atmete er tief durch. Dann machte er sich auf den Weg, um den Sheriff von Santa Fe zu informieren. Er musste nichts befürchten, denn ein Bericht über den Mord an Jim Hooker, der von einem Verantwortlichen in Chapham angefertigt worden war, lag dem U.S. Marshal des Staates New Mexiko, der ebenfalls in Santa Fe seinen Sitz hatte, bereits vor …
ENDE