Читать книгу Marshals und Coltkiller: Wichita Western Sammelband 9 Romane - Pete Hackett - Страница 42
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Оглавление„Dad!“, rief Barry Hayes, „da kommen vier Reiter auf die Farm zu.“
Isaac Hayes trat durch das Tor der Scheune hinaus in den Sonnenglast, hielt neben seinem Sohn an, beschattete mit der rechten Hand seine Augen, weil ihn das grelle Licht blendete, und knurrte schließlich: „Ich kann keine Einzelheiten erkennen. Es können Fremde sein und Vorsicht ist angebracht. Hol mein Gewehr, Barry.“
Der Fünfzehnjährige warf sich herum und rannte ins Haus. In der Küche befanden sich Malinda Hayes, seine Mutter, sowie seine achtzehnjährige Schwester Carrie. Barry schnappte sich die Winchester seines Vaters und wollte, ohne irgendeine Erklärung abzugeben, die Küche wieder verlassen. Doch die Stimme seiner Mutter hielt ihn zurück, als sie scharf fragte: „Wohin willst du mit dem Gewehr?“
„Ich bringe es Dad“, antwortete der Junge. „Der Farm nähern sich vier Reiter und Dad meint, dass Vorsicht angebracht sei.“
Malinda Hayes ging zum unverglasten Fenster und schaute hinaus. Carrie trat hinter sie und blickte über ihre Schulter. Bei der Scheune stand Isaac Hayes und starrte nach Süden. Die vier Reiter waren noch an die dreihundert Yard entfernt. Die vor Hitze vibrierende Luft verzerrte etwas ihre Silhouetten. Da sie die Sonne im Rücken und jeder von ihnen den Hut weit in die Stirn gezogen hatte, war von den Gesichtern nichts zu erkennen.
„Beeile dich, Barry!“, gebot Malinda Hayes.
„Wer mag das sein?“, murmelte Carrie Hayes. Carrie war eine hübsche, blonde und sehr junge Frau von mittlerer Größe, sie war mädchenhaft schlank, verfügte aber bereits über frauliche Proportionen. Nun ließ sie Unruhe erkennen. Irgendwie muteten die vier Reiter sie bedrohlich an. Carrie konnte selbst nicht sagen, warum das so war, aber in ihr läuteten die Alarmglocken und sie spürte tief in ihrem Innern, dass mit diesen Männern das Unheil die Farm heimsuchte.
Um ihre Mutter nicht zu beunruhigen behielt sie ihre Angst für sich.
Draußen nahm Isaac Hayes von seinem Sohn die Winchester entgegen, riegelte eine Patrone in die Kammer und sagte grollend: „Geh ins Haus, Barry. Vorwärts!“
Die Stimme des Farmers duldete keinen Widerspruch.
Schließlich waren die Reiter so nahe, dass Isaac Hayes Einzelheiten ausmachen konnte. Die vier vermittelten einen wenig vertrauenerweckenden Eindruck. Sie waren hohlwangig, in ihren Gesichtern wucherten tagealte Bärte, sie waren verstaubt und verschwitzt und sie schienen ihre Pferde ziemlich rücksichtslos getrieben zu haben, denn von den geblähten Nüstern der Tiere tropfte weißer Schaum und ihr Fall war nass vom Schweiß.
Dreißig Meilen weiter südlich war die mexikanische Grenze. Auf diesen dreißig Meilen gab es nichts außer Staub, Felsen und stachliges Strauchwerk sowie glühende Hitze. Wer durch diese menschenfeindliche Hölle ritt und sein Pferd nicht schonte, musste einen triftigen Grund haben. In der Regel waren es Gejagte.
Diese vier Männer gefielen Isaac Hayes in keiner Weise. Ein unruhiges, zügelloses Leben hatte unübersehbare Spuren in den Gesichtern hinterlassen. Jeder von ihnen hatte einen Revolvergurt umgeschnallt, aus dem Scabbard eines jeden ragte der blanke Schaft einer Winchester.
Jetzt erhob sich auch der Schäferhund, der vor seiner Hütte im Staub gelegen und den Kopf zwischen die Vorderläufe gebettet hatte, dehnte und streckte sich, beobachtete kurze Zeit die Reiter und fing dann an zu bellen.
„Still, Jerry!“, gebot Hayes, der Hund bellte noch zweimal, dann ließ er sich auf die Hinterläufe nieder und schwieg.
Eine Pferdelänge vor dem Farmer zerrten sie ihre Pferde in den Stand. Die Tiere ließen die Köpfe hängen und prusteten. Aus entzündeten Augen fixierten die Reiter Isaac Hayes, der das Gewehr an der Seite hielt, jedoch nicht auf die Fremden zielte. Der Lauf der Waffe wies schräg zu Boden.
Jetzt tippte einer der Kerle mit dem Zeigefinger seiner rechten Hand gegen die Krempe seines verstaubten Stetsons und sagte krächzend: „Verdammtes Land! Wir kommen von der Grenze herauf und wollen noch Tucson. Mein Name ist Terrence Shaw. Irgendwo in der Wildnis müssen wir die Orientierung verloren haben und sind völlig ahnungslos, wo wir uns befinden.“
„Zwei Meilen weiter westlich liegt Tombstone. Um nach Tucson zu gelangen müsst ihr euch mehr nordwestlich halten.“
„Hast du etwas dagegen, Hombre, wenn wir an deinem Brunnen unsere Pferde tränken und unsere Wasserflaschen auffüllen?“
„Warum sollte ich?“
Die vier Kerle schwangen sich von den Pferden, nahmen die Tiere an den Kopfgeschirren und führten sie zum Brunnen, über dem ein Galgen errichtet war, von dem ein Ledereimer hing. In einen der Stützbalken des Gestells war ein Nagel geschlagen, an dem eine Schöpfkelle aus Aluminium hing.
Langsam folgte ihnen Isaac Hayes. Er hatte sich ein Bild von den Kerlen gemacht und war zu dem Ergebnis gekommen, dass es sich um heruntergekommene Sattelstrolche, vielleicht sogar Banditen handelte, die vor dem Gesetz auf der Flucht waren. Die Flamme des Misstrauens in ihm loderte hoch, er nahm sich vor, auf der Hut zu sein und keine Fragen zu stellen. Je schneller diese Kerle wieder verschwanden, umso besser war es.
Die Winde quietschte durchdringend, als einer von ihnen den Eimer nach unten ließ. Nachdem er ihn wieder nach oben gehievt hatte, nahm Shaw die Schöpfkelle vom Nagel, schöpfte Wasser aus dem Eimer und trank. Dann reichte er sie einem seiner Gefährten und wandte sich an Isaac Hayes, der das Quartett mit Argusaugen beobachtete. „Du wohnst doch sicher nicht alleine hier, Hombre.“
„Nein. Ich bewirtschaftete die Farm zusammen mit meiner Frau und meinen Kindern.“
„Wirft denn die Farm überhaupt genug Ertrag ab, um eine Familie zu ernähren?“
Isaac Hayes hob die Schultern, ließ sie wieder nach unten sacken und erwiderte: „Wenn man genügsam ist, reicht es. Reich kann man allerdings nicht werden.“
Terrence Shaw lachte und – zog für Isaac Hayes völlig überraschend den Colt, richtete die Waffe auf ihn und spannte den Hahn. „Ein paar Dollar hast du sicher auf die Seite gelegt, Hombre. Und da ich annehme, dass du sie uns nicht freiwillig aushändigst …“
Show feuerte. Der Farmer bekam die Kugel in die Brust und wurde regelrecht umgerissen. Als er am Boden aufschlug, war kein Funke Leben mehr in ihm. Im Haus erklang ein Aufschrei, und dann stürzte Malinda Hayes aus der Tür, rannte zu ihrem Mann und beugte sich über ihn. Barry Hayes folgte ihr.
Der Schäferhund war aufgesprungen, zerrte wie wild an seiner Kette, die von seinem Lederhalsband zur Hundehütte führte und die keinen weiteren Auslauf als fünf Schritte zuließ, und begann wie von Sinnen zu bellen. Seine Nackenhaare hatten sich gesträubt, schließlich fletschte er die Zähne und nur noch ein gefährliches Knurren stieg aus seiner Kehle.
„Isaac!“, entrang es sich Malinda mit einer Mischung aus Entsetzen und Verzweiflung im Tonfall. „Großer Gott …“
Malinda Hayes war einundvierzig Jahre alt und keine unansehnliche Frau. Sie hatte die blonden Haare hochgesteckt, ihr schmales Gesicht war von der Sonne gebräunt und ihr Mund wies einen sinnlichen Zug auf.
Die vier Banditen wechselten vielsagende Blicke, in ihren Augen glitzerte unverhohlene Habgier und in Terrence Shaws Mundwinkeln hatte sich ein brutaler Zug festgesetzt. Er richtete den Colt auf den Jungen und sagte zwischen den Zähnen: „Tut mir leid, Kleiner, aber Zeugen können wir leider nicht brauchen.“
Kaum, dass das letzte Wort über seine Lippen war, erschoss er Barry.
Keiner der Kerle zeigte irgendeine Gemütsregung.