Читать книгу Marshals und Coltkiller: Wichita Western Sammelband 9 Romane - Pete Hackett - Страница 29
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ОглавлениеEinen Schritt vor Quincanon hielt Hooker an, duckte sich etwas und vermittelte einen sprungbereiten Eindruck. Er belauerte Quincanon wie ein Raubtier, das sich jeden Moment auf sein Opfer stürzt.
„Du kannst mich nicht schlagen“, warnte Quincanon und es klang auf besondere Art ruhig. „Darum solltest du jetzt Vernunft annehmen, Jim. Wir haben uns immer gut verstanden, haben sogar den einen oder anderen Drink im Saloon zusammen getrunken. Verdammt, Jim, das ist es nicht wert, dass du …“
Hooker schlug ansatzlos und ohne jede Vorwarnung mit dem Gewehr zu, doch Quincanon duckte sich instinktiv und der gemeine Schlag wischte dicht über seinen Kopf hinweg. Hätte er getroffen, würde er ihm den Schädel zertrümmert haben. In einer Reflexbewegung rammte Quincanon dem Farmer die Faust in den Leib. Jim Hooker brüllte auf und knickte in der Mitte ein. Blitzschnell entwand Quincanon ihm die Waffe und schleuderte sie hinter sich, gleichzeitig glitt er einen Schritt zurück.
Hooker stand gekrümmt da, presste beide Hände vor den Leib, keuchte abgehackt und stierte Quincanon völlig perplex an. Seit seinem unvermuteten Angriff auf Quincanon waren keine drei Sekunden vergangen.
Mit klirrender Stimme sagte Quincanon: „Hör auf, Jim, beim Henker. Du bist doch sonst immer ein vernünftiger Mann …“
„Du verdammter Hund!“, brach es wild und unbeherrscht aus Hookers Kehle, und er stieß sich ab. Wie von einem Katapult geschleudert flog er auf Quincanon zu, der mit diesem erneuten blitzartigen Angriff nicht gerechnet hatte, und er reagierte einen Sekundenbruchteil zu spät. Der Aufprall des schweren Körpers warf Quincanon fast um. Hookers Faust traf ihn am Ohr, und Quincanon hatte das Gefühl, der Kopf würde ihm von den Schultern geschlagen. Vor seinem Blick schien die Welt zu explodieren.
Seine Not schien unüberwindlich zu sein, und Hooker ignorierte sämtliche Gesetze der Fairness. Er attackierte Quincanon mit wilden Heumachern, und der hatte Mühe, den wuchtigen Schlägen auszuweichen. Blindlings schlug er mit dem Gewehr zu, traf Hooker am Hals und der Rancher taumelte zur Seite. Der Schwinger, den er im selben Moment auf die Reise schickte, zischte ins Leere und Hooker wurde von der Wucht seines Schlages nach vorne getrieben.
Die Nebel vor Quincanons Augen lichteten sich und er fand Zeit, sich auf den Gegner einzustellen. Hooker wirbelte zu ihm herum und holte aus. Quincanon ließ das Gewehr fallen und blockte den Schlag ab, gleichzeitig stieß seine rechte Faust kerzengerade nach vorn. Mit der Wucht einer Dampframme knallte sie mitten in Hookers Gesicht.
Der Rancher stolperte zwei Schritte zurück und ein gefährliches Grollen stieg aus seiner Brust, Blut rann aus seiner Nase. Er hob die Fäuste und giftete: „Ich schlage dich durch Sonn’ und Mond, Quincanon. Du hältst mich nicht auf. Ich werde dich jetzt dermaßen verprügeln, dass du die nächsten zwei Wochen nicht aufs Pferd kommst. Wärst du Narr doch bloß in Dalhart geblieben.“
Mit dem letzten Wort griff er an, und seine Fäuste wirbelten wie Dreschflegel.
Quincanon hatte erneut alle Mühe, die Schwinger Jim Hookers zu parieren und abzublocken. Er schaffte es nicht, seinerseits einen Treffer anzubringen. Der Kampf wurde verbissen und unerbittlich geführt. Keiner der beiden Gegner gab sich eine Blöße. Ihre Fäuste prallten aufeinander, suchten eine Lücke in der Deckung des anderen oder wehrten einen ungestümen Haken ab.
Wie ein Panther sprang Quincanon auf Jim Hooker zu, platzierte einen Haken auf dessen Brustbein und ließ sofort die Linke fliegen, mit der er Hooker am Kinnwinkel erwischte. Einen Lidschlag lang hatte Quincanon das Gefühl, die Knochen seiner linken Hand zersplitterten unter der Wucht des Treffers.
Der Anprall warf Hooker gegen einen der Stützpfeiler des Stalles, dass es krachte. Aber Hooker zeigte kaum Reaktion. Es war unglaublich, was er wegstecken konnte und mit welcher Ausdauer er kämpfte. Er schüttelte sich nur und ihm entrang sich ein abgerissenes Grunzen. Dann rammte er beide Fäuste in Quincanons Körper und stieß mit dem Kopf in das Gesicht des Sheriffs. Im nächsten Moment zog er aus der Hüfte einen Schwinger, der wahrscheinlich einen Bullen von den Beinen geholt hätte.
Quincanon sprang im letzten Moment zurück und der Schlag pfiff ins Leere. Aus Hookers Hals kam das Knurren eines Wolfes. Quincanon hatte die Arme angewinkelt und die Fäuste gehoben. Ungestüm mit den Armen schwingend trieb ihn Hooker vor sich her. In den Schlägen lag nichts als blinde Wut. Hooker war nicht mehr der Herr seiner Sinne und wollte nur noch zerschlagen, Quincanon regelrecht zertrümmern - ihn wahrscheinlich sogar mit seinen Fäusten töten. Er zwang Quincanon, immer weiter zurückzuweichen.
In Hookers Gesicht glitzerte Schweiß. Die Anstrengung hatte es gerötet. Es war eine Grimasse des Hasses und Vernichtungswillens, sein Atem ging stoßweise und rasselnd.
Quincanons Rechte schoss nach vorn, durchbrach Hookers Deckung und bohrte sich in die Magengrube des Ranchers, der diesen Schlag mit einem gequälten Aufschrei quittierte. Die Luft wurde ihm aus den Lungen gedrückt, sein Oberkörper pendelte nach vorn, genau in Quincanons Schwinger hinein.
Die knallharte Linke ließ den Schädel Hookers wieder hochfliegen. Hooker taumelte und wich einige Schritte zur Seite aus. Er spürte nun die Wirkung von Quincanons Schlägen, aber er war hart genug, sie zu ertragen. Er begann sogar Quincanon zu umrunden, belauerte ihn und suchte nach einer Blöße bei Quincanon. Seine blinde Wut schien kühler Überlegung gewichen zu sein. Er wirkte jetzt schnell, geschmeidig und sicher in seinen Bewegungen.
Quincanon drehte sich auf der Stelle und unternahm unvermittelt einen Ausfallschritt. Seine Linke zuckte nach Hookers Kopf, und Hooker riss unwillkürlich beide Fäuste zur Deckung hoch. Quincanons Rechte knallte auf seine Leber. In diesem Schlag lagen alle Empfindungen, die Quincanon beherrschten.
Ein wilder Schrei löste sich aus Hookers Mund, aber ein stahlharter Schwinger erstickte ihn sofort wieder. Der Rancher taumelte rückwärts, krachte erneut mit dem Rücken gegen den Stützbalken, sein Hinterkopf schlug dumpf dagegen.
Hooker ächzte. Blut rann aus seiner Nase und aus einigen Platzwunden in seinem Gesicht. Sein Blick war glasig. Die Benommenheit nach den unerbittlichen Treffern ließ seinen Kopf von einer Seite auf die andere pendeln. Er war jetzt angeschlagen, aber er war noch immer nicht kampfunfähig. Ein geradezu dämonischer Durchhaltewille riss ihn aus seiner Betäubung. Eine Woge der tödlichen Leidenschaft überspülte seinen Verstand.
Hooker drückte sich ab und stürzte Quincanon entgegen. Er legte all seine Kraft in diesen Angriff. Seine Fäuste flogen. Er kämpfte mit Kraft und Verbissenheit. Seine Zähne waren fest aufeinandergepresst, seine Lippen in der Anspannung verzogen. Er schien die Umwelt vergessen zu haben.
Sein Angriff kam wie eine Explosion. Doch Quincanon blieb in den Knien elastisch, federte zurück, zur Seite, duckte sich ab, tauchte unter Hookers Heumachern hinweg, und bald spürte Hooker, wie seine Arme erlahmten. Der Rhythmus seiner Schwinger kam längst nicht mehr so rasend.
Er hielt inne und schnappte nach Luft. Und jetzt begann Quincanon, ihn zu umtänzeln. Er bewegte sich leichtfüßig, mit der Geschmeidigkeit eines Panthers, und unvermittelt schnellte er auf Hooker zu, warf sich mit der linken Schulter gegen den Leib des Ranchers und feuerte ihm gleichzeitig die geballte Faust ins Gesicht. Hooker stolperte rückwärts, ein Gurgeln quoll aus seinem Mund, und fast automatisch ließ er seine Rechte noch einmal fliegen, im nächsten Moment die Linke.
Quincanon, der dem ersten Schwinger ausweichen wollte, beugte sich genau in den linken Haken hinein. Er flog regelrecht zur Seite, Blitze zuckten vor seinen Augen, und die Welt schien sich um ihn herum zu drehen. Er wankte und spürte, wie seine Beine unter ihm nachgaben. Er hatte dem nichts entgegenzusetzen und sank auf die Knie nieder. Der Schmerz trieb ihm die Tränen in die Augen.
Hooker atmete tief durch. Ihm entging Quincanons momentane Schwäche nicht. Der Gedanke, das Ruder doch noch zu seinen Gunsten herumzureißen, beflügelte ihn und schien ihm neue Kraft und Energie zu verleihen.
Wie durch wallenden Nebel sah Quincanon ihn vor sich auftauchen. Mit einer einzigen, kraftvollen Bewegung, an der sein ganzer Körper beteiligt zu sein schien, rammte Hooker ihm das Knie gegen die Brust. Es gab einen grässlichen Laut, der an das Platzen einer Melone erinnerte.
Quincanon stöhnte mit weit aufgerissenem Mund, der Atem entwich seinen Lungen wie der Überdruck aus einem Dampfkessel. Er sah nur noch feurige Garben, und dann traf ihn Hooker mit aller Härte am Kinnwinkel. Sein Kopf wurde auf die linke Schulter gedrückt, wie haltsuchend griffen seine Hände ins Leere. Quincanon war in diesen alptraumhaften Sekunden völlig orientierungslos, er wusste nicht mehr, wo hinten oder vorne war.
„Ich zertrete dich wie einen Wurm!“, hechelte Hooker. Seine Stimme klang kratzend, seine Worte fielen abgehackt. Er war erschöpft und die Treffer, die er einstecken musste, zeigten Wirkung. Im Moment aber triumphierte er, und diesen Triumph kostete er aus.
Damit verschaffte er Quincanon die Zeit, die er brauchte, um seine Benommenheit zu überwinden und neue Reserven zu mobilisieren. Die Nebelschleier vor Quincanons Augen rissen. Verschwommen sah er Hooker einen Schritt vor sich. In seinem Schädel dröhnte und hämmerte es. In seinen Ohren rauschte das Blut, sein Puls raste.
Quincanon bot allen Willen auf, überwand seine Schwäche und sah wieder einigermaßen klar. Sein Verstand arbeitete wieder sachlich und nüchtern, seine Muskeln und Sehnen reagierten wieder auf die Signale seines Gehirns. Aus seiner knienden Haltung warf er sich nach vorn und umklammerte mit beiden Armen die Beine Hookers. Mit einem kraftvollen Ruck riss Quincanon die Füße des Gegners vom Boden weg. Hooker war total überrumpelt. Sekundenlang schien er quer in der Luft zu hängen und seine Arme ruderten verzweifelt, aber da war nichts, woran er sich klammern konnte, und so krachte er der Länge nach auf den Rücken.
Quincanon kämpfte sich hoch und keuchte.
Hooker rollte auf den Bauch und stemmte sich in die Höhe. Aber ehe er die Knie durchdrücken und sich zu seiner vollen Größe aufrichten konnte, landete Quincanon einen knochentrockenen Haken an seinem Kinn. Hookers Kopf flog in den Nacken, er sank auf die Knie zurück, ein dumpfer Ton brach über seine Lippen, und als ihn Quincanons weit aus der Hüfte geholter Schwinger genau auf die Kinnspitze traf, kippte er hinüber und blieb verkrümmt liegen.
Hooker war fertig. Er hob den Kopf, versuchte, sich noch einmal aufzurappeln, fiel aber kraftlos zurück. In seinem zerschlagenen, schweiß-, schmutz- und blutverschmierten Gesicht zuckten die Muskeln.
Quincanons Arme schmerzten bis in die Schultergelenke. Er spürte schmerzhafte Verspannungen in den Händen, und nur langsam legte sich in ihm der Aufruhr, der sein Innerstes aufgepeitscht hatte. Seine Atmung beruhigte sich und das Herz fand wieder zu seinem regulären Rhythmus zurück.
Ziemlich außer Atem stieß Quincanon hervor: „Das hättest du einfacher haben können, Jim.“ Er holte seinen Hut, den er während des Kampfes verloren hatte, stülpte ihn sich auf den Kopf, dann nahm er Handschellen aus der Satteltasche und fesselte damit Jim Hookers Hände vor dessen Leib.
„Es gibt keinen Grund, aus dem du mich verhaften könntest, Quincanon“, ächzte Jim Hooker. „Außerdem darfst du in New Mexiko gar keine Verhaftung vornehmen. Dazu legitimiert dich dein Stern nämlich nicht.“
„Ach, halt die Klappe, Hooker!“, keuchte Quincanon. „Eines Tages bist du mir vielleicht dankbar, dass ich dich daran hindere, eine große Dummheit zu begehen.“
„Eines Tages bekommst du die Prügel zurück, Quincanon, mein Wort drauf.“