Читать книгу Blutsbande - Peter Horper - Страница 14

Оглавление

IV

Es drang kein Tageslicht in den Raum. Sie hatte die Schwärze der Nacht erlebt. Die Stille. Die Angst, die manchmal leise war, manchmal brüllend, in Wellen wuchs und schwand, aber nie so weit verschwand, dass sie wirklich klare Gedanken fassen konnte. Und sie war müde. Kein Gefühl für Zeit. Sie wusste nicht, wie lang sie hier war. Der Tag hatte mit dem Abschalten einer einzigen schwachen Glühbirne an der Decke geendet. Und der nächste würde erst beginnen, wenn er sie wieder anschaltete.

Was wollte er von ihr? Seine Mutter! Warum erzählte er von seiner Mutter? Und er erzählte nicht nur. Es war, als würde er sich in das Kind zurückverwandeln.

Sollte sie es miterleben? Sollte sie zuhören? War es wie eine Beichte? Sie glaubte nicht, dass er sich damit begnügen würde. Er hatte keine Scheu vor Gewalt. Da war ein Schlag gewesen. Ein harter Schlag in ihr Gesicht. Sie hatte ihr verzweifeltes kleines Aufbegehren, ihren Schrei mit Schmerz bezahlen müssen. Ihr linkes Auge war geschwollen. Das fühlte sie, auch wenn sie noch nicht wissen konnte, wie sehr das ihr Sehen beeinträchtigte.

Sie hörte, wie an der Tür hantiert wurde, ein Schlüssel sich drehte. Sie öffnete sich, die Glühbirne machte Tag.

»Guten Morgen, Liebes!«

Sie antwortete nicht, blickte ihn an. Das Sehen war nicht eingeschränkt.

»Du wirst schon noch redseliger werden. Wir haben Zeit ohne Ende.«

Zeit ohne Ende. Sie hatte keine Zeit ohne Ende. Sie wollte ihre Zeit nicht hier verbringen, nicht mit ihm, nicht in der Rolle, die er ihr zugedacht hatte. Und sie wollte nicht »Liebes« genannt werden. Trotz ihrer Angst wollte sie ihm das entgegenschreien.

Als hätte er ihre Gedanken gelesen, beugte er sich über sie und betrachtete ihr Auge.

»Es wird vielleicht zuschwellen. Bleib ruhig, dann passiert so etwas nicht wieder!«

»Meine Handgelenke tun weh von den Seilen«, sagte sie leise.

»Ich lasse dich ohne Fesseln. Du kannst dich hier im Raum bewegen. Wenn du schreist und Lärm machst, hört das kein Mensch. Füge dich, dann wird es angenehmer! Tu einfach, was ich dir sage! Übrigens, der Lichtschalter ist für dich nicht nutzbar. Der Sicherungskasten ist anderswo und Strom fließt hier nur, wenn ich es will. Da kannst du lange knipsen. Deine Tage mache ich.«

»Wo bin ich hier?«

»Du bist bei mir.«

Er setzte sich neben sie. Sah sie an. Sein Blick entflog. Wieder dieser Tonfall. Als würde ihn etwas in weite Ferne versetzen, Gestalt annehmen, wiedergeboren werden.

»Manchmal lag Mama auf dem Balkon und sonnte sich. Meistens lag sie auf dem Bauch und bräunte sich den Rücken. Ihr Bikinioberteil hatte sie dann geöffnet oder ganz abgelegt, weil sie keinen weißen Streifen bekommen wollte.

›Willst du mich einölen, Schatz?‹

Seine Stimme veränderte sich, wenn er mit der ihren sprach. Er imitierte nicht, sie wurde nicht höher, aber es war nicht mehr seine. Es war, als lauschte er ihr nach, während er sprach.

»Ich ließ keine Stelle aus. Auch die nicht, an die sie selbst rangekommen wäre. Am liebsten mochte ich ihre Seiten. Wenn ich mit meinen cremigen Händen an ihnen entlang strich, hob sie die Brust ein bisschen, und ich konnte mit meinen Händen unter sie greifen. Aber nur kurz. Dann legte sie sich wieder fest auf ihr Handtuch. Auch den Teil von ihrem Po, den das Höschen nicht bedeckte, cremte ich ein.

›Magst du dich ein bisschen zu mir legen?‹ und ich legte mich ein bisschen zu ihr, bettete meine Wangen auf ihren weichen Po.

›Zieh doch auch deine Hose aus und deine Badehose an‹ und ich zog meine Hose aus und meine Badehose an.

›Ein bisschen Sonne würde dir auch gut tun. Soll ich dich auch einölen?‹«

Er ließ jetzt seine Hand über ihren Körper gleiten, befühlte die Weichheit ihrer Brüste. Sie hielt den Atem an, spürte schmerzhaft, wie sich alle Muskeln in ihrem Leib spannten, als würde eine Flüssigkeit in ihnen stocken und aushärten. Er zog seine Hand zurück.

»Zieh dich aus!«

Sie wollte widersprechen, wollte das nicht, auf keinen Fall, wollte nicht, dass er sie nackt sah. Sie blickte in seine Augen. Da war keine Nachsicht, kein Verständnis, da war nur wildes, wirres Begehren und eine fast kindliche Grausamkeit. Sie wusste, dass sie nicht Nein sagen durfte.

Ohne aufzustehen, streifte sie ihre Kleider ab.

»Den Slip kannst du anlassen. Dreh dich um und leg dich auf den Bauch!«

Sie tat, was er befohlen hatte. Alles in ihr war Furcht und Ekel. Er würde sie berühren.

Er zog eine Creme aus seiner Tasche, nahm etwas auf seine Hände und begann, sie auf ihrem Rücken zu verteilen. Sie fühlte nicht viel. Die Nerven in ihrem Körper schienen betäubt, als ob sie aus Mitleid beschlossen hätten, ihren geschundenen Geist zu schonen. Er verstrich die Creme auf ihrem Rücken, auf ihren Beinen, seine Hände wanderten über ihre Flanken.

»Komm jetzt etwas hoch!«

Sie gehorchte. Seine Finger schoben sich unter ihre Brüste. Er beugte sich über ihren Rücken, zu ihrem Kopf, seinen Mund ganz nah an ihrem Ohr.

»Du bist so schön wie sie!«

Sie fühlte seine Erektion an ihrem Po. Dann zog er seine Hände zurück, richtete sich auf.

»Ich wusste damals schon, was Männer mit ihren harten Pimmeln machen. Ich wusste es von Papa. Er hat es mir erklärt, als wir einmal auf einer Weide gesehen hatten, wie ein Hengst hinten bei einer Stute aufstieg. Ich wusste, dass Papa das mit Mama machte. Nicht nur einmal, damit ich auf die Welt kommen konnte. Öfter. Immer wieder. Ihr Schlafzimmer lag neben meinem. Nur eine Tür dazwischen. Ich hörte, wie sie sich herumwälzten. Hörte, wie Mama stöhnte. Von Papa hörte ich nichts, aber er ging danach immer ins Bad.

Mir gefiel das nicht. Mir gefiel nicht, dass er das mit Mama machte. Am liebsten hätte ich es ihr gesagt, aber das ging nicht.«

»Mir gefällt das auch nicht!«, schrie etwas in ihr, das sie nicht heraus ließ. »Ich hasse es! Ich habe Angst. Ich habe Angst vor dem, was du mir antun wirst. Ich fürchte es so sehr, dass ich es nicht denken kann!«

Aber sie hielt dieses panische Tier in sich zurück. Versuchte zu atmen. Einfach weiteratmen, liegenbleiben, die Augen geschlossen. Warten.

Dann war es vorbei. Er stand auf, ging zur Tür. Sie hörte, wie er sie öffnete.

»Bis bald, Liebes!«

Blutsbande

Подняться наверх