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Elitäre Clubs

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Im Jahr 2007 titelte der SPIEGEL einen Artikel mit „Global City Hamburg – Die heimliche Macht der Clubs“. In Hamburg, dem „Tor zur Welt“ an Alster und Elbe, gibt es beispielsweise den Übersee-Club. Dies ist ein exklusiver Ort für Gentlemen, der auf Initiative von Max Warburg 1922 gegründet wurde. Des Weiteren gibt es den Hafen-Klub e.V., der heute als der führende Wirtschaftsclub in der Hansestadt gilt. Der Banker Warburg konnte damals an der Gründungsversammlung des Übersee-Clubs am 27. Juni 1922 aus Sorge um seine Sicherheit nicht teilnehmen. Drei Tage zuvor war der liberale Reichsaußenministers Walther Rathenau, dessen Vater der Firmengründer von AEG war, durch einen Komplott des rechtsextremen Geheimbundes Consul ermordet worden. Zu diesem Schluss kommt der Historiker Martin Sobrow, für den Rathenaus Ermordung ein Teil einer terroristischen Eskalationsstrategie gewesen sei mit dem Zweck, einen Bürgerkrieg zu entfesseln.65 Man befürchtete, dass auch das Leben Warburgs in Gefahr sei, der mit Rathenau freundschaftlich bekannt war.66 Aus diesem Grund fuhren sämtliche Teilhaber der M.M. Warburg & Co. ab Sommer 1922 aus Angst, selbst Ziel eines Attentates zu werden, nur noch mit vergitterten Scheiben und unter Begleitung von Polizeieskorten zur Arbeit.67 An dieser Stelle sei daran erinnert, dass das Attentat auf den österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand nebst seiner Gemahlin in Sarajevo durch Gavrilo Princip als Auslöser des Ersten Weltkriegs gilt. Dieser gehörte der Untergrundorganisation Mlada Bosna an, welche mit offiziellen Stellen Serbiens in Kontakt gestanden haben soll.68

Eines ist all diesen Clubs gemeinsam: Sie bleiben der Öffentlichkeit gegenüber verschlossen. Hier gilt auch heute noch die britische Regel: „Ein Club ist ein Gebäude, in dem sich auch ein Minister ungestört betrinken kann.“ An diesen Orten treffen sich jedenfalls die wahren Drahtzieher der Stadt, wo sie unter sich sind.69 Und da die Hamburger ohnehin als eher wortkarg und etwas unterkühlt gelten, kommt es ihnen nur zugute, nicht in der Öffentlichkeit über ihre Treffen reden zu müssen. Hinterzimmerpolitik ist sicherlich keine Erfindung der Neuzeit. Sie findet sowohl in der vergleichsweise kleinen Metropole Hamburg, die immerhin Kaufmanns-, Handels- und Medienstadt mit einem Seehafen ist, als auch in der ganz großen, also der Weltpolitik statt.

Ein weiterer elitärer Club der Hansestadt ist der sich unpolitisch gebende, für internationale und vornehmlich deutsch-britische Beziehungen eintretende Anglo-German-Club, zu dessen Gründungsmitgliedern 1948 u. a. Bürgermeister Max Brauer und die Verleger Axel Cäsar Springer, John Jahr und Ernst Rowohlt zählten.70 Springer selbst lernte zunächst das Drucker- und Setzerhandwerk in der Buchdruckerei Hammerich & Lesser seines Vaters Hinrich Springer. Danach war er von 1931 bis 1933 Volontär bei der Bergedorfer Zeitung und arbeitete ab 1934 bei den Altonaer Nachrichten/Hamburger Neueste Zeitung als Redakteur, Chef vom Dienst und stellvertretender Redakteur im Unternehmen seines Vaters. Während sich Springer nach dem Zweiten Weltkrieg als großer Israel- und Judenfreund erwies, war seine Haltung gegenüber den Juden – seine erste Frau war eine getaufte Jüdin – während der NS-Zeit keinesfalls makellos. So soll er in den Jahren, in denen er für die Altonaer Nachrichten tätig war, für antisemitische Propaganda mitverantwortlich gewesen sein. Dieses dunkle Kapitel im Leben des Zeitungskönigs, der wegen seiner Bauchspeicheldrüse nicht an die Front berufen wurde, sich selbst als Messias gesehen und unter schizophrenen Schüben gelitten haben soll, wollte sein verlegerischer Konkurrent Rudolf Augstein 1979 öffentlich machen.71, 72 Springer höchstpersönlich soll interveniert haben, wodurch ein Artikel über ihn im SPIEGEL verhindert wurde.

Ein Club neueren Datums und der etwas anderen Art ist der Ende der 1960er-Jahre gegründete Club of Rome. Dieser hat jedoch nichts mit der Stadt am Tiber, zu der sprichwörtlich alle Wege führen, Italien oder dem Vatikan zu tun. „Der CLUB OF ROME ist ein gemeinwohlorientierter und gemeinnütziger Zusammenschluss von Experten verschiedener Disziplinen aus mehr als 30 Ländern. Er setzt sich für die nachhaltige Zukunft der Menschheit ein, und studiert dafür die großen Megatrends. Der CLUB OF ROME wurde 1968 gegründet und genießt seit 1972 durch die Veröffentlichung des Berichts ‚Die Grenzen des Wachstums‘ internationale Anerkennung.“ So steht es zumindest auf dessen Internetseite.73 Dummerweise oder vielmehr zum Glück sind die vielen Schreckensszenarien dieses Berichts nicht eingetreten. In einem äußerst lesenswerten Artikel des Journalisten und Autors Bruno Bandulet vom 2. September 2008 liest man: „[…] Und doch war die Publikation ‚Die Grenzen des Wachstumsnichts anderes als ‚unverantwortlicher Unfug, wie der Yale-Professor Henry C. Wallich schon am 13. März 1972 in einem Artikel für das US-Magazin ‚Newsweekerkannte. Wenn Meadows und seine Kollegen Recht gehabt hätten, wären die wichtigsten Rohstoffreserven schon längst erschöpft. Gold sollte laut Meadows nur noch bis 1979 reichen, Silber bis 1983, Öl bis 1990 und Erdgas bis 1992. Jeder Geologe mit ein bisschen Erfahrung, jeder Unternehmer aus der Rohstoffbranche hätte dem Club of Rome sagen können, dass das alles grausam falsch war. […]“74 Gott sei Dank dreht sich auch heute noch die Erde und noch immer geht jeden Morgen auf diesem wunderschönen Planeten die Sonne wieder auf. Macht mal sutsche und bitte keine Panik auf der Titanic! Doch wer waren die Gründer dieses Clubs?

Auf Kosten des aus Turin stammenden Fiat-Chefs Giovanni Agnelli junior, der mehr als ein Viertel der Unternehmen an der Börse in Mailand kontrollierte, wurde dieser Think Tank von dem Industriellen Aurelio Peccei initiiert und nach einem ersten Treffen im April 1968 in der Accademia die Lincei in Rom gegründet.75, 76 Peccei war damals Mitglied der Firmenleitung bei Fiat und Olivetti und hatte Fiat erfolgreich als Top-Manager in Lateinamerika aufgebaut.77, 78 Das nächste Treffen wurde mit Unterstützung der Rockefeller Foundation im italienischen Bellagio vorbereitet, wie auf der französischen Seite bei Wikipedia zu lesen ist.79 Im Jahr 2000 ging das Rockefeller Center in New York über den Ladentisch, an dem laut New York Times zuvor auch David Rockefeller, der ehemalige Chef der Chase Manhattan Bank, die Goldman Sachs Group, die italienische Agnelli-Familie (Fiat) und der Nachlass des griechischen Reeders Stavros Niarchos beteiligt waren.80 Verbindungen zwischen David Rockefeller und Giovanni Agnelli, der oft als der mächtigste Mann Italiens bezeichnet wurde und dessen Vater zusammen mit sieben Bankern, Großbürgern und Adligen im Jahr 1899 die „Fabbrica Italiana Automobili Torino“ gründete, gab es aber auch durch das International Advisory Committee (IAC) sowie die Chase Manhattan Bank.81 Das IAC selbst ist das Spitzengremium, bestehend aus 14 vom Generaldirektor der im November 1945 in London gegründeten UNESCO in persönlicher Eigenschaft ernannten Mitgliedern, welches für die Beratung der UNESCO bei der Planung und Durchführung des gesamten Programms zuständig ist.82 Dabei ist die UNESCO wiederum die Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur.

Aktives und erstes weibliches Clubmitglied seit 1999 ist übrigens „Lady Bertelsmann“ Liz Mohn von der Bertelsmann SE & Co KGaA, eines der weltweit größten Medienunternehmen inklusive der RTL Group (RTL, Vox) und dem Gruner + Jahr Verlag (Geo, Stern, Brigitte).83, 84 Nicht vergessen werden darf natürlich die Bertelsmann-Stiftung, die nach eigener Aussage ihre Bestimmung darin sieht, „‘Reformprozesse‘ anzustoßen und mit den ‚Prinzipien unternehmerischen Handelns‘ eine ‚zukunftsfähige Gesellschaft‘ aufzubauen.“85 Wiederholt wurde deren Einfluss auf Politik und Gesellschaft kritisiert.86 So hatte sie als Meinungsmacherin der Politik Angela Merkel als Bundeskanzlerin vorgeschlagen, die bekanntlich eine gebürtige Hamburgerin ist und hinter dem Eisernen Vorhang während des Kalten Krieges in der Deutschen Demokratischen Republik lebte, während der Hamburger Helmut Schmidt von 1974 bis 1982 Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, der sogenannten Bonner Republik, war.

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