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Unter den Augen der Eule

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Privat treffen sich die 2.000 einflussreichsten Männer Amerikas aus Politik, Finanzen, Militär, Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Medien sowie deren geladene Gäste im exklusivsten und geheimnisvollsten Herrenclub der USA, dem Bohemian Club, 120 km nördlich von San Francisco zur größten Männer-Party der Welt. Dies berichtete schon 1982 der SPIEGEL in seiner 30. Ausgabe.132 In der Vergangenheit waren unter den Teilnehmern Persönlichkeiten wie die US-Präsidenten Herbert Hoover, Dwight D. Eisenhower, Richard Nixon und Gerald Ford sowie auch Helmut Schmidt als damaliger Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Auch die beiden Bush-US-Präsidenten, auf die wir später noch zu sprechen kommen, das Politikurgestein Henry Kissinger – googeln Sie mal „Die Akte Kissinger“ mit dessen Kriegsverbrechen und Massenmorden – und der frühere US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld, von dem später ebenfalls noch zu lesen sein wird, waren Teilnehmer des seit 1878 bestehenden politischen Freiluft-Hinterzimmers. Doch nicht nur das: Auch der aus Österreich stammende Arnold Schwarzenegger – „Terminator“ und kalifornischer Gouverneur bis 2011 – nahm im Sommer 2010 an einem solchen Treffen teil.133 Dort geht es bei einer zweiwöchigen großen Sause bei Tanz, Essen und Trinken natürlich nur um eines: Um Spaß und Vergnügen, um dem Alltag mal zu entfliehen. So stand es zumindest u. a. in einem Artikel der Frankfurter Rundschau aus dem Jahr 2008.134, 135 Auch Prinz Philip, Ehemann von Queen Elisabeth II. und Vater von Prinz Andrew, soll 1962 im Grove gewesen sein.136 So viele einflussreiche und monetär betuchte Männer und keine Frauen dabei, mag so manch einer sich jetzt wohl denken.

Vielleicht fallen Ihnen an dieser Stelle aber auch gerade der „Lolita-Express“ des 578-US-Dollar-Millionärs, Investmentbankers und wegen Missbrauchs von Minderjährigen verurteilten Jeffrey Epstein und seine guten wie Freunde Prinz Andrew und Bill Clinton ein? Dieser stand auch in gutem Kontakt mit Leslie Wexner, dem Inhaber der amerikanischen Modemarke Vicoria´s Secret für Reiz- und Damenunterwäsche. Auch nach seiner Verurteilung und seiner Entlassung aus dem Gefängnis hielt man Epstein in erlauchten Kreisen und im Geldadel die Stange. Wenn das keine wahre Freundschaft fürs Leben ist. So nahm Epstein beispielsweise im Jahr 2011 an einem Milliardärsessen teil, bei dem auch Elon Musk und Jeff Bezos zugegen waren.137 Gönnen Sie sich doch mal per YouTube einen Drohnenflug zu Epsteins Privatinsel Little St. James samt Tempel mit goldener Kuppel und zwei goldenen Eulen auf dem Dach. Die Queen ist jedenfalls not amused über die Freundschaft ihres von den Briten oft als „Randy Andy“ – der geile Andy – bezeichneten Sohnemanns zu dem pädophilen Wallstreet-Manager gewesen. Dieser soll am 10. August 2019 in seiner Zelle in einem New Yorker Hochsicherheitsgefängnis einen viele Fragen aufwerfenden Suizid – eventuell wurde er auch geselbstmordet – begangen haben, während in den laufenden Ermittlungen auch der britische Prinz mit Vorwürfen belastet und in Erklärungsnot gebracht wird.138, 139 Ein Insider soll zuvor sogar erklärt haben, die Königin befürchte, die Monarchie könnte nicht überleben, wenn der Skandal hochkocht.140 Nunmehr bleibt also abzuwarten, ob auch nach dem Tod von Epstein, der in seinem Haus ein Ölgemälde von Bill Clinton in einem blauen Kleid nebst roten High Heels in lasziver Pose hängen hatte, die durchaus Interpretationsspielraum bietet, weiter ermittelt wird oder ob die Akte zu seinem Sexsklavenring, zu dessen Kunden Politiker, Staatsanwälte und Professoren gezählt haben, als geschlossen gilt.141 Fein säuberlich hatte Epstein auf 92 Seiten eines schwarzen Notizbüchleins seine Kontakte in die höchsten Kreise der angeblich feinen Gesellschaft geführt. Neben manchen Namen hatte er das Wort „witness“, also Zeuge vermerkt.142 Möchten Sie mehr Details über die Hintergründe im Fall Epstein oder aber über die Bronfman-Erbin im Fall der Sex-Sekte Nxivm wissen? Dann empfehle ich Ihnen sehr gut recherchierte Beiträge auf YouTube von Amazing Polly in englischer Sprache, gute Übersetzungen dazu von Anon Rah ins Deutsche oder Videos des vermeintlichen Verschwörungstheoretikers Oliver Janich.

Um die britische Krone müssen wir uns sicherlich keine Sorgen machen. Die Monarchie hat schon so viele Kriege, Eskapaden und Krisen überlebt, da wird doch eine solche „Lappalie“ nicht zu deren Sturz führen. Schließlich wurde der britische Discjockey und BBC-Moderator Jimmy Savile, der nach eigener Angabe als inoffizieller Eheberater von Prinz Charles und Prinzessin Diana Ende der 1980er-Jahre agiert haben soll, 1990 zu den Ehrungen des Geburtstags der Queen für sein soziales Engagement zum Ritter geschlagen. Noch im gleichen Jahr wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Ritter des Gregoriusordens ernannt. Er, den Scotland Yard als den schlimmsten Sexualverbrecher in der Geschichte des Landes bezeichnete.143 Und denken Sie nur an die vielen Missbrauchsfälle von Telford und Rotherham, wo man im Reich der Insel-Royals so wunderbar weggesehen hatte.

Nun aber wieder zurück zum Bohemian Grove mit seinen schützenden sowie gigantisch hohen Redwood-Bäumen. Zu diesem, einmal im Jahr über zwei Wochen stattfindenden Sommerlager, welches nur Männern vorbehalten ist und ungebetenen Gästen den Zugang strikt verwehrt, war Helmut Schmidt durch den damaligen US-Außenminister George Shultz eingeladen worden. Der hatte ihn im „politischen und sozialen Fort Knox“ in der „Straße der Verdammten“ des „Mandalay“-Camps untergebracht. Wie, das alles wussten Sie nicht? Dann haben Sie bestimmt auch nicht gewusst, dass Edward Teller, der als Vater der Wasserstoffbombe während des Kalten Krieges gilt, ebenfalls zu den illustren Gästen zählte. Ein weiterer solcher Gast war bereits in den 1930er-Jahren der Atomphysiker Ernest Lawrence. Dieser soll interessanterweise beim Geschirrspülen auf den Financier William Crocker getroffen sein. Von ihm erhielt er 75.000 US-Dollar für seine Forschungsarbeit, die grundlegende Voraussetzungen zum Bau der Atombombe schuf.144 Schon in seiner Ausgabe 31/1979 berichtete das SPIEGEL-Magazin unter der Überschrift „SCHMIDT-URLAUB – Altar der Eule“ von einer privaten USA-Visite von Kanzler Schmidt, auf der er sich mit politischen Gegnern des US-Präsidenten traf.145 Dort sei er damals von den Republikanern in den Bohemian Grove eingeführt worden. Mit folgenden Worten beginnt übrigens der SPIEGEL-Artikel aus dem Jahr 1982: „Unter riesigen Mammutbäumen, nahe einem kleinen See, steht eine rund zehn Meter hohe, moosüberwachsene Eulenskulptur. Davor sind Holzkloben zu einem Scheiterhaufen aufgeschichtet. In lange rote Gewänder gekleidete Männer tragen eine Figur herbei, bringen sie zum Scheiterhaufen und entzünden ihn unter Sang und Klang. Eine Band spielt das Lied ‚Heiße Zeiten in der alten Stadt‘.“ Können Sie sich, die Sie wie ich vielleicht der schon etwas älteren Generation angehören, den früheren Hamburger Innensenator, Finanzminister und Bundeskanzler Schmidt vorstellen, dessen Trauerfeier in der St. Michaeliskirche, dem Hamburger Michel, stattfand, wie er in roter Robe mit Kapuze unter einer riesigen Steineule an einem okkulten Opferritual teilnimmt? Würde Ihr Nachbar so etwas bei sich im Garten veranstalten, würden Sie ihn wahrscheinlich für verrückt erklären, oder? Bei den Teilnehmern dieses Sommercamps handelt es sich jedoch um US-Präsidenten und die Mächtigen über Finanzen, Wirtschaft & Co., allesamt männlich und extrem einflussreich. Das alles stand wie gesagt schon 1979 und 1982 im SPIEGEL bzw. 2008 in der Frankfurter Rundschau. In seinem Buch „Menschen und Mächte“ schreibt Schmidt Schnauze, wie der frühere Bundeskanzler häufig aufgrund seines Koddermundwerks genannt wurde, über seine Zeit im US-amerikanischen Sommerlager: „Dieses Wochenende brachte mir eine der erstaunlichsten Erfahrungen, die ich je in den USA gemacht habe. Später bin ich noch ein zweites Mal im Bohemian Grove gewesen, und meine Eindrücke haben sich noch vertieft.“146 Auch soll er in seinen Memoiren erwähnt haben, dass es ähnliche Clubs in Deutschland gebe, wo zum Teil ebenso die „Cremation of Care“ vorgenommen werde, aber auch andere druidische Rituale.147 Interessant ist in diesem Zusammenhang auch das, was Helmut Schmidt in seinem Buch „Was ich noch sagen wollte“ schreibt: „Meine Verehrung für Mark Aurel geht auf das Jahr meiner Konfirmation zurück. Das kirchliche Ritual selbst habe ich nicht sehr ernst genommen, das meiste fand ich etwas seltsam. Was mir am Konfirmationsunterricht Spaß gemacht hat, war die Tatsache, dass ich das Harmonium spielen durfte.“148

Den Druiden Miraculix kennen Sie wahrscheinlich nur aus der Comicserie „Asterix und Obelix“. Hätten Sie gewusst, dass die Druiden in Großbritannien seit 2010 offiziell als Religionsgemeinschaft anerkannt sind?149 Den keltischen Druiden, die vor dem Römischen Reich und der Christianisierung durch die katholische Kirche lebten, wird ein gewaltiger politischer Einfluss nachgesagt und ihr Wissen über die Natur soll enorm gewesen sein. Ihre Rituale sind oft blutig gewesen, wobei auch Menschenopfer erbracht worden sein sollen.150 Und in Amerika sind jetzt die Satanisten am Werk, die für die Anerkennung ihres Glaubens an den Teufel kämpfen, da Satan der Befreier sei und in den USA nun einmal Glaubensfreiheit herrsche.151 Was für eine irre Welt! Schaut man auf der Internetseite „Die Unbestechlichen“ nach, so sind dort viele Fotos, Videos und Buchempfehlungen zum Bohemian Grove zu finden.152 In der Mythologie kommen der Eule übrigens verschiedene Bedeutungen zu. Einerseits steht sie als Symbol für Schutz und Weisheit, andererseits als Botin des Todes.153 Biologisch betrachtet ist sie ein lautlos fliegender Vogel, der überwiegend nachts, also im Verborgenen der Dunkelheit aktiv ist.

Seit 1985 lud Helmut Schmidt, der während seiner Amtszeit lieber Schulden machte als Reformen voranzutreiben, nebenbei bemerkt zu einer Art privaten Denkfabrik, bestehend aus 25 Mitgliedern, an jedem zweiten Freitag im Monat in der Winterzeit in sein Reihenhaus ein. Dabei ging es in erster Linie um Außen- und Weltpolitik, weniger jedoch um Innenpolitik.154 Erst ein halbes Jahr vor Schmidts Tod wurde diese Runde 2015 aufgehoben. Dieser Freitagsgesellschaft, die sich zu strenger Diskretion verpflichtet sah, und immerhin knapp drei Jahrzehnte tagte, gehörten u. a. der Unternehmer Michael Otto vom Versandhaus und Internethandel, der Schriftsteller Siegfried Lenz und Max Moritz Warburg von der Hamburger Bankendynastie an.155, 156 Bei dem letzten Treffen, welches der Flüchtlingsproblematik gegolten hatte, sagte Helmut Schmidt dem Kunsthistoriker Heinz Spielmann beim Abschied, er sei froh, dass er diese Zukunft nicht mehr erleben müsse.157

Wie, das war Ihnen alles noch nicht bekannt? Aber die Bilderberger, die kennen Sie doch bestimmt oder etwa auch nicht? Naja, man hat einfach mit Familie, Beruf, Haushalt und dergleichen genug zu tun und kann sich schließlich nicht um alles kümmern.

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