Читать книгу Zivilcourage - Petra Paulsen - Страница 9
Einleitung
ОглавлениеMit meinem Erstlingswerk wollte ich den Menschen ein wenig die Augen über den Ist-Zustand in Deutschland öffnen. Voraussetzung dafür kann aber nur sein, dass man dies überhaupt zulässt. Schließlich kann durch belegte Fakten in Form von Daten, Zahlen und Ähnlichem in einer so geballten Form wie in einem Buch das bisherige Weltbild, welches uns durch Politik und Medien vermittelt wird, erheblich ins Wanken geraten. Schon die Nascherei vom Baum der Erkenntnis hatte in der Bibel bekanntlich zur Vertreibung aus dem Paradies geführt. Selbst wenn ich nur einigen Menschen die Augen ein wenig geöffnet haben sollte, hat es sich gelohnt. Nein, damit ist nicht der finanzielle Lohn gemeint. Schließlich verdienen insbesondere Amazon und das Finanzamt am geistigen Eigentum anderer kräftig mit. Von dem Buchverkauf habe ich bislang noch nicht einen einzigen Cent ausgegeben. So bin ich noch immer am Überlegen, was ich wirklich Sinnvolles mit diesem Geld anfange. Mein Herzenswunsch wäre es, irgendwann ein Hospiz für Kinder eröffnen zu können, mit denen es das Leben nicht so gut gemeint hat, denn das Leben ist leider oft nicht fair. So würde ich gerne ein bisschen Glück, von dem ich rückblickend ganz viel in meinem bisherigen Leben hatte, an sterbenskranke Kinder und deren Familien in ihrer letzten gemeinsamen Zeit weitergeben wollen.
Reich zu werden ist aber auch nicht mein Interesse gewesen, sondern lediglich ein wenig Aufklärung über die derzeitige Situation in Deutschland und wie es dazu kommen konnte. Ich persönlich möchte gar nicht zur High Society dieser Welt gehören, denn ich stelle mir das Leben der Schönen, Mächtigen und Reichen keinesfalls rosig, sondern ganz schön anstrengend vor. Außerdem zähle ich mit einer A13-Besoldung und einem ebenfalls erwerbstätigen Ehemann zur bürgerlichen Mittelschicht, leide derzeit also noch keine finanzielle Not. Diese Mittelschicht ist allerdings als Bindeglied der Gesellschaft zunehmend vom „Aussterben“ bedroht, was für den gesellschaftlichen Zusammenhalt natürlich negativ, wenn nicht sogar gefährlich ist.
Das Schreiben selbst ist für mich vielmehr eine Form von Zivilcourage, zugleich aber auch eine Form der Schreibtherapie, um mit diesem ganzen Wahnsinn, der in Deutschland und weltweit gerade geschieht, besser umgehen zu können. So werden regierungskritische oder Bundeskanzlerin Angela Merkel widersprechende Stimmen zunehmend verächtlich und mundtot gemacht. Dies kann mittlerweile nicht nur zur gesellschaftlichen Ausgrenzung, sondern sogar zum Verlust des Arbeitsplatzes führen. Aus zahlreichen Gesprächen bzw. Schriftwechseln mit Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft konnte und kann ich immer wieder entnehmen, dass sich viele mit einem unguten Gefühl bezüglich der Zukunft dieses Landes plagen. Manchem gelingt es, diese Sorgen erfolgreich auszublenden und sich durch Shoppen, Netflixen, Workaholismus und dergleichen erfolgreich abzulenken oder eine Art Schutzmechanismus zu entwickeln, während andere ihre negativen Gefühle einfach nicht mehr unterdrücken können. Und ja, es gibt auch diese Sorte Mensch, die meint, es sei doch wirklich alles bestens: Das Geld ist pünktlich auf dem Konto, der Strom kommt aus der Steckdose und drei Urlaube im Jahr sind locker drin. Das Leben kann so schön und einfach sein – ist es aber für viele Menschen in Deutschland und weltweit nicht, denn: Fairplay und Fairtrade kennen wir zwar aus Sport und Handel, Fairness seitens Politik und Wirtschaft gegenüber vielen Menschen in allen Teilen der Erde jedoch nicht.
Da ich wiederholt gefragt wurde, wann denn mein nächstes Buch erscheinen würde – ich hatte ja nicht einmal vor, überhaupt ein einziges Buch zu schreiben –, kam mir irgendwann die Idee, wie dieses zweite Buch aussehen könnte. Schließlich geht es in rasendem Tempo voran mit dem gesellschaftlichen Zerfall und mit nicht mehr nachvollziehbaren Entscheidungen seitens der Politik in Deutschland, in der Europäischen Union, aber auch in entlegenen Ländern der Erde. Dies bemerken zumindest die Menschen, die mit offenen Augen und Ohren durchs Leben gehen und all ihre Sinne beisammenhaben. Insbesondere war mir ähnlich wie bei „Deutschland außer Rand und Band“ schnell klar, was für einen Titel es tragen sollte, auch wenn dieser im Falle des neuen Buches nicht wie beim ersten einer Eingebung gleichkam. Natürlich hätte ich es der Einfachheit halber „Die ganze Welt ist außer Rand und Band“ nennen können. Doch ich wollte dem zweiten Buchprojekt einen positiveren, einen Mut machenden Titel geben. Ein paar Überlegungen und einige angestrengte graue Zellen unter dem mittlerweile immer schneller ergrauenden Haar aufgrund biochemischer Alterungsprozesse und gesellschaftspolitischer Entwicklungen waren deshalb schon damit verbunden. Irgendwann aber war es dann so weit und der Titel stand fest.
Wie aber fängt man ein neues Buch an, das von Zivilcourage, von Frieden und Freiheit handeln soll? Ich habe lange hin und her überlegt. Mittel- und Schlussteil waren schon so gut wie geschrieben, hingegen wollte mir keine rechte Idee für den Anfang in den Sinn kommen. Doch dann bin ich am 7. Juli 2019 zufällig auf einen Artikel in der WELT aus dem Jahr 2014 gestoßen. Dieser sollte mir als Aufhänger für den Buchanfang dienen. Ich lade Sie nun also herzlich ein, sich mit mir auf eine Zeitreise zu begeben. Ich werde Sie mit auf die Spuren der Vergangenheit nehmen, um in der Gegenwart zu landen. Ich verspreche Ihnen: Wir werden auf so manche Persönlichkeit aus Politik, Medien und Hollywood treffen. Außerdem werden Sie Ella-Marie Arndt und ihre Familie kennenlernen. Und vielleicht, ja vielleicht verstehen Sie nach dieser Lektüre, warum es wichtig ist, Zivilcourage zu zeigen und seinen Mund aufzumachen. Doch seien Sie gewarnt: Auch in diesem Buch wird Ihnen so manches Negative, so mancher Irrsinn nicht erspart bleiben.
Das Allerwichtigste aber ist, dass Sie die angesprochenen Inhalte selber recherchieren und vertiefen, denn dieses Buch ist ein Mitmach-Buch. Viele Themen werde ich nur anreißen, da die Fülle der Inhalte zu einem mehrbändigen Werk führen würde. So bin ich eine Art Stichwortgeberin, die Sie nicht davon entbinden möchte, selber zu denken, die Punkte miteinander zu verknüpfen und Ihre eigenen Schlüsse zu ziehen. Doch halt! Ich warne Sie lieber noch ein zweites Mal: Wenn Sie erst einmal anfangen, sich in den Kaninchenbau hineinzubegeben, wird Ihr bisheriges Weltbild in sich zusammenstürzen, denn sie werden auf äußerst unschöne Dinge stoßen.