Читать книгу Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart - Polizeihistorische Sammlung - Страница 24

Wolfram Sangmeister

Оглавление

Leiter der Abt. K – Kriminalpolizei – Berlin vom 1. April 1952 bis 30. September 1968

von Friedrich Sander

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Spaltung Berlins mussten sich die Verwaltungen der Stadt neu organisieren, so auch die Kriminalpolizei. Der angestrebte Standard war noch lange nicht erreicht und so kam die Ernennung von Wolfram Sangmeister als Leiter der Berliner Kriminalpolizei und Nachfolger des ehemaligen Staatsanwaltes Linke gerade zur rechten Zeit. Er fand eine Kriminalpolizei vor, die im Wesentlichen nicht seinen Vorstellungen einer wirksamen, geschlossenen und geachteten Kriminalpolizei entsprach.

Er entstammte einer bürgerlichen Familie, hatte in Berlin-Steglitz das Gymnasium besucht und in Berlin Jura studiert. 1939 machte er sein Assessorexamen. Seine kurze Tätigkeit in einer Anwaltskanzlei wurde durch den Ausbruch des Krieges beendet. 1949 kam er aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Seinen Sinn für Kreativität und Feinsinnigkeit, gepaart mit musischem Talent, belegte unter anderem, dass er in der Gefangenschaft für seine Mitgefangenen zwei Operetten geschrieben hatte.

Im Dezember 1949 wurde er Justitiar in der Verwaltung der Berliner Polizei, im Herbst 1950 dann deren Leiter und am 1. April 1952 Leiter der „Abteilung K“ – Kriminalpolizei –, die zu diesem Zeitpunkt eine eigenständige Abteilung innerhalb des Polizeipräsidiums war, mit eigener Personal- und Disziplinarhoheit.

Seine Amtszeit ist geprägt von einer intensiven und erfolgreichen Aufbauarbeit, deren Folgen bei den Beamten seiner Zeit noch heute spürbar sind. Wolfram Sangmeister kam zur Kriminalpolizei, als diese einem „ungeordneten Haufen“ glich. Die damals bestehende Struktur einer eigenverantwortlichen Abt. K innerhalb des Polizeipräsidiums nutzte er, um seine Abteilung aufzubauen. Diese Selbständigkeit der Kriminalpolizei sah er als zwingende Notwendigkeit an, wie sie damals auch in der gesonderten Laufbahn der Kriminalbeamten zum Ausdruck kam.

Dabei war ihm sein analytischer Realismus und sein Talent, Erkanntes auf schnellstem Wege zu realisieren, behilflich. Aus dem „Haufen“ formte er eine straff organisierte Einheit, die später über die Grenzen der Stadt hinaus Lob und Anerkennung finden sollte. Er verstärkte die zentrale Bearbeitung in seinem Hause sowie die Zusammenarbeit mit den Landeskriminalämtern und dem Bundeskriminalamt.

Intensive Öffentlichkeitsarbeit durch eine eigens von ihm dafür initiierte Kriminaldirektion war der Ausdruck seiner Vorstellung von mehr Transparenz in der kriminalpolizeilichen Arbeit. Der Gedanke einer „geheimen“ Kriminalpolizei entsprach nicht Sangmeisters Demokratieverständnis.

Die Erkenntnis, wie wichtig Kriminalwissenschaften für die Aufklärungsarbeit von Straftaten sind, hatte den Aufbau der Kriminaltechnischen Untersuchungsstelle zur Folge.

Mitte der fünfziger Jahre erkannte Sangmeister die bedrohliche Entwicklung gemeinsam handelnder Krimineller in den Sparvereinen und veranlasste die Gründung einer Sonderkommission „Sparvereine“.

Rückblickend war die Berufung zum Leiter der Abt. K – Kriminalpolizei – für Sangmeister und die Berliner Kriminalpolizei ein Glücksfall.

Was war er für ein Mensch, von dem viele, die ihn kannten, immer noch mit Respekt und Achtung sprechen und ihn nicht vergessen?

Er war mit Gewissheit kein einfacher Mensch, hatte jedoch seine Abteilung stets im Griff. In gewisser Weise war er sogar gefürchtet wegen seiner Art, die Abteilung nach Gutsherrenart zu leiten. Jedoch war er mit Talenten und Fähigkeiten ausgestattet, die für seine Tätigkeit notwendig waren. Er war streng, ein Pedant, mit der Gabe eines Schnelldenkers ausgestattet, nicht immer gerecht, befähigt zu abstraktem Denken, selbstbewusst bis hin zur Unangreifbarkeit. Für viele auch arrogant erscheinend. In Fachgesprächen übernahm er oft die Rolle des Fragenden, um seine eigene Position zu überprüfen. Seine Mitarbeiter wusste er gut einzuschätzen und ihren Fähigkeiten entsprechend zu positionieren. So war es für ihn selbstverständlich, den Nachwuchs der Kriminalpolizei selbst zu prüfen.

Sein Blick für das Wesentliche war eine seiner Stärken. Seine Entschlusskraft und sein unbeirrtes Handeln verhalfen ihm zu Anerkennung in der Kollegenschaft und bei Fachleuten. Seine Fachkompetenz war unbestritten und überall hoch geachtet. Ein Vorteil für die Kriminalpolizei war, dass er politisch ungebunden und unbeugsam war und sich nicht in seine Arbeit hineinreden ließ. Parteien und die übergeordnete Verwaltung hatten es nicht leicht mit ihm. Eines ist bei vielen noch gut in Erinnerung: Er stand wie ein Mann vor seiner Kriminalpolizei und vermittelte so den Mitarbeitern Sicherheit und Rückhalt.

Um die Kriminalpolizei noch schlagkräftiger zu machen, legte er besonderen Wert auf eine höhere berufliche Qualifikation und stellte in den Einstellungsprüfungen hohe Anforderungen.

In einem Artikel der Zeitung „Der Tag“ vom 31. Mai 1961 wurden von ihm diese Ansichten als notwendig für die Polizeiarbeit zitiert:

1 Hohe berufliche Qualifikation

2 Hebung des Ansehens der Kriminalpolizei

3 Personelle Verstärkung.

Seine Artikel in den Fachzeitschriften waren darüber hinaus ein Spiegelbild seiner Fachkompetenz. In seinen Vorträgen verstand er es, die Zuhörer in seinen Bann zu ziehen. So zum Beispiel bei einem Vortrag im Polizeiinstitut Hiltrup, wo man die oft besagte „fallende Stecknadel“ hätte hören können.

Darüber hinaus war es Wolfram Sangmeister besonders wichtig, der Jugend kriminalpolizeiliche Probleme nahe zu bringen. Bei seinen Vorträgen in Schulen war die Resonanz ebenfalls positiv.

Aber auch dieser Mann hatte seine Schwächen, das ist eben menschlich!

Der Erfolg, die Kriminalpolizei zu einer straff geführten Einheit geformt zu haben, gab ihm Recht.

Fazit: Der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Platz.

Berliner Kriminalpolizei von 1945 bis zur Gegenwart

Подняться наверх