Читать книгу Die geheime Kraft des Fettstoffwechsels - Prof. Dr. med. Marion Kiechle - Страница 33
Schlaf
ОглавлениеDie bereits genannte Studie kommt zu weiteren, interessanten Ergebnissen: Studienteilnehmerinnen, die nachts von viel Kunstlicht angestrahlt wurden, schliefen weniger und unregelmäßiger. Sie brauchten zudem länger, um einzuschlafen.
Vor dem Schlafengehen mit dem Handy oder Tablet noch Mails beantworten oder Filme gucken? Besser also nicht. Besonders das Licht von Bildschirmen wie Smartphones oder Computer wirkt sich laut Studie negativ auf die Schlafqualität aus. Weshalb ist das so?
Das kurzwellige blaue Licht hemmt die Melatoninproduktion stärker als anderes Kunstlicht und bringt den Tag-Nacht-Rhythmus aus dem Gleichgewicht, wie eine niederländische Studie mit Tieren aus dem Jahr 2019 nachwies. Nagetiere, die abends eine Stunde blauem Kunstlicht ausgesetzt waren, fraßen vermehrt Zucker. Sollte das bei uns Menschen auch so sein, dann stört das Smartphonelicht nicht nur unseren Biorhythmus und lässt uns schlechter schlafen, sondern macht auch noch mehr Lust auf Süßes. Besser also zum Buch als Einschlafhilfe greifen!
Es gibt noch weitere Gründe, warum ausreichender und erholsamer Schlaf fürs Schlankbleiben wichtig ist: Ruhen wir nachts gut, ist der nächtliche Leptinspiegel hoch – Sie erinnern sich, das ist das Hormon, das für das Sättigungssignal zuständig ist. So verspüren wir nachts keinen Hunger und können uns regenerieren, denn auch unser Darm muss sich nachts erholen. Bestimmt kennen Sie das Gefühl, ständig an den Kühlschrank zu müssen, wenn Sie eine Nacht oder eine längere Zeit schlecht geschlafen haben: Durch den verringerten Leptinspiegel geht unser Körper davon aus, dass sich unsere Fettreserven dem Ende zuneigen. Unser sorgsames Gehirn meldet Hunger, obwohl eigentlich gar kein weiterer Energiebedarf besteht. Die Folge: Es wird mehr Fett für die vermeintlich schlechten Zeiten zurückgelegt.
Hinzu kommt: Bei Schlafentzug lechzen wir regelrecht nach kalorienreichen und besonders schmackhaften Nahrungsmitteln. Kennen Sie das nicht auch – wenn es uns zum Kühlschrank treibt, dann machen wir vor nichts halt. Die Pizza wird auch kalt verschlungen und hinterher muss unbedingt noch etwas Süßes her. Diesem unbändigen Verlangen können wir kaum widerstehen: Schlafmangel verstärkt unsere Lust auf ungesunde Lebensmittel, weil bestimmte Gehirnbereiche aktiviert werden, die unsere Emotionen steuern. Mit Willen allein kommen wir da kaum dagegen an.
Ein weiteres Hormon sorgt dafür, dass wir bei verringerter Nachtruhe zusätzlich hungriger werden: Bei Menschen mit kurzer Schlafdauer kann man erhöhte Werte des appetitanregenden Hormons Ghrelin im Blut messen. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen zeigen daher einen direkten Zusammenhang zwischen Schlafdauer und Gewichtszunahme. Schlafen wir durchschnittlich weniger als sechs Stunden pro Nacht im Vergleich zu den empfohlenen sieben bis acht Stunden, so haben wir ein 60 Prozent höheres Risiko für die Entwicklung von Adipositas. Es liegt auch nahe: Wer weniger schläft und länger wach ist, hat mehr Gelegenheiten und Zeit zum Essen. »Wer schläft, sündigt nicht!« – dieser Satz trifft definitiv auch für den »sündigen« Griff in den Kühlschrank oder die Süßigkeitenschublade zu.