Читать книгу Die geheime Kraft des Fettstoffwechsels - Prof. Dr. med. Marion Kiechle - Страница 37

Der Zusammenhang von Fett und Sexualität sowie Fruchtbarkeit

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Auch Tabuthemen, über die viele nicht offen reden wollen, wie Inkontinenz und Sexualität, können durch Übergewicht negativ beeinflusst werden. Beispielsweise kann eine Harninkontinenz der Frau durch eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur auftreten, die durch Übergewicht entstanden ist. Wenn das Gewicht, das der Beckenboden zu tragen hat, zu hoch ist, leiert dieser aus und es kommt zu einer Störung des Blasenverschlusses. Bei vielen Frauen wirkt sich das darüber hinaus negativ auf die Intimität aus – es ist ihnen peinlich, wenn es beim Verkehr zu einem unwillkürlichen Abgang von Urin kommt.

Da im Fettgewebe bekanntermaßen weibliche Geschlechtshormone gebildet werden, gilt hier: Je mehr Fettgewebe, desto mehr Östrogene.

Das ist sowohl bei uns Frauen wie auch bei Männern der Fall. Dicke Männer entwickeln aufgrund dessen häufig eine Brust. Zudem leidet die Libido: Manneskraft und Zeugungsfähigkeit nehmen ab. Auch haben übergewichtige Frauen mitunter Probleme, ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Frauen mit einem BMI zwischen 25 und 30 haben eine um 30 Prozent reduzierte Chance, schwanger zu werden, als Frauen mit einem normalen BMI zwischen 20 und 25. Steigt der BMI noch weiter, so nimmt die Chance auf ein Kind weiter ab. Man vermutet auch hier, dass dies an einer gestörten Fettgewebe-Gehirn-Eierstock-Achse liegt. Adipöse Frauen haben oft sehr hohe Leptinspiegel. Zur Erinnerung: Leptin sorgt dafür, dass wir satt sind und aufhören zu essen. Aus verschiedenen Gründen kann das Sättigungsgefühl trotz hohem Leptinspiegel ausbleiben – das Gehirn ist praktisch resistent geworden gegen das vom Leptin vermittelte Sättigungsgefühl und reagiert nicht mehr darauf. Leptin hat aber auch die oben beschriebene Wirkung auf die Fruchtbarkeit. Möglicherweise können die hohen Leptinspiegel den Pulsgeber des Hypothalamus stören und so dafür sorgen, dass der Eisprung ausbleibt. Wenn übergewichtige Frauen sich für eine künstliche Befruchtung entscheiden, haben sie auch hier geringere Chancen auf Erfolg. Und wenn es dann endlich klappt, ist leider die Rate an Aborten erhöht. Daher ist es wichtig, vor der Familienplanung ein mögliches Übergewicht gezielt anzugehen – nicht nur für die eigene Gesundheit, sondern auch für das Wohl des Babys.

DIE PO-HIRN-ACHSE DER FRAU

Für das Überleben der Menschheit spielt das Fett am Po eine wichtige Rolle und unterliegt daher dem strengen Kontrollsystem des Gehirns. Aus diesem Grund gibt es eine sehr gute Kommunikation zwischen dem Energiespeicher Fettgewebe und den Eierstöcken. Das Hormon Leptin stimuliert dabei direkt den Hypothalamus im Gehirn, eine Region, die auch die Fruchtbarkeit der Frau steuert. Der Hypothalamus wiederum stimuliert die Hypophyse (Hirnanhangsdrüse). Sie produziert die essenziellen Fruchtbarkeitshormone FSH, das follikelstimulierende Hormon, und LH, das luteinisierende Hormon, die zur Follikelreifung im Eierstock führen und den Eisprung auslösen. Bei zu wenig Fettreserven am Po stellt der Hypothalamus die Stimulation der Hypophyse sofort ein. Die Folge: Die Konzentration von FSH und LH fällt drastisch ab, sodass Eisprung und Periode ausfallen – und somit auch die Möglichkeit, schwanger zu werden.

Diese Achse ist vor allem bei untergewichtigen Frauen gestört. Diese Störung kann bereits ab einem BMI unter 19 anfangen und äußert sich durch das Ausbleiben oder sehr unregelmäßige Auftreten der Periode.

Die geheime Kraft des Fettstoffwechsels

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