Читать книгу Die geheime Kraft des Fettstoffwechsels - Prof. Dr. med. Marion Kiechle - Страница 38
Fettaufbau durch Hormonresistenzen
ОглавлениеDas Wechselspiel zwischen Fettauf- und -abbau unterliegt der hormonellen Regulation. Über das Hormon Leptin sowie die Auswirkungen einer Leptinresistenz haben Sie bereits lesen können.
EIN ERHÖHTER INSULINSPIEGEL IST EIN ZENTRALES ELEMENT BEI DER ENTWICKLUNG VON ÜBERGEWICHT.
WAS GENAU IST EINE HYERINSULINÄMIE?
Darunter versteht man eine zu hohe Insulinkonzentration im Blut. Eine Hyperinsulinämie tritt auf, wenn der Körper zu viel Insulin freisetzt, zum Beispiel durch ständiges Snacken zwischen den Hauptmahlzeiten. Hyperinsulinämie kann im schlimmsten Fall zu einer Insulinresistenz des Körpers und somit zu Diabetes mellitus führen.
Insulin ist ein weiterer zentraler Player, wenn es um Fettaufbau geht – in der Fachsprache als Lipogenese bezeichnet: Insulin regt die Zellen zur Glukoseaufnahme sowie Lipogenese an und hemmt den Fettabbau. Ein erhöhter Insulinspiegel ist ein zentrales Element bei der Entwicklung von Übergewicht. Ein auf Dauer erhöhter Insulinspiegel, die sogenannte Hyperinsulinämie, behindert die Fettverbrennung – auch wenn er nur geringfügig erhöht ist. Die Folge: Ungeliebte Kilos liegen wie Blei auf der Waage. Die Ursachen einer solchen Hyperinsulinämie können zum Beispiel eine übermäßige Kalorienaufnahme sein, mangelnde Bewegung oder schlechter und zu wenig Schlaf. Aber auch seelische Faktoren wie Depressionen und zu viel Stress können zu einem erhöhten Insulinspiegel führen. Neueste Untersuchungen zeigen, dass auch Feinstaub durch Straßenverkehr und sogar Bestandteile von Plastikprodukten mögliche Ursachen sein können.
Ein weiterer Anlass für erhöhte Insulinwerte im Blut kann eine sogenannte Insulinresistenz sein. Was passiert hier im Körper? Die Körperzellen haben ihr Reaktionsvermögen auf Insulin verloren, Glukose aus dem Blut kann nicht mehr in die Zellen der Leber und der Muskeln eingeschleust werden. Ursache ist in erster Linie ein Überangebot an Blutzucker, da irgendwann die Kapazitäten einer Zelle, Zucker aufzunehmen, erschöpft sind. Als Reaktion darauf bildet die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin, um den Glukoseeinbau in die Zellen zu erzwingen.
Die folgenschwere Konsequenz des Körpers lautet: Der Fettaufbau wird weiter vorangetrieben und der Zeiger der Waage geht unweigerlich nach oben. Diese Entwicklung kann unseren Stoffwechsel nachhaltig schädigen und das sogenannte metabolische Syndrom bewirken. Dieses wird nicht umsonst als tödliches Quartett bezeichnet, da es durch die vier Faktoren Adipositas, Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung und Diabetes mellitus gekennzeichnet ist. Da mit zunehmendem Fettgewebe auch die Entzündungsbotenstoffe steigen, führt dies zu einer chronischen Entzündungsreaktion – und die Insulinempfindlichkeit wird dabei weiter gesenkt. Neuere Forschungs- und Therapieansätze beschäftigen sich damit, diesen Teufelskreis mit dem Einsatz entzündungshemmender Medikamente wie zum Beispiel Kortison oder Dexamethason zu bekämpfen. Erste Laborversuche waren dahingehend schon vielversprechend. Welche Möglichkeiten Sie selbst in der Hand haben, Ihre Insulinsensitivität zu verbessern, lesen Sie ab >.
Ein hoher Insulinspiegel hat weitere besorgniserregende Auswirkungen: So begünstigt er zudem das Auftreten von Krebserkrankungen, da Insulin die Zellteilung anregt. Insulin regt außerdem eine erhöhte Produktion von Testosteron bei Frauen an, was zu Haarverlust am Kopf und Barthaarwuchs führen kann. Die erhöhten Testosteronwerte beeinträchtigen zudem die Fähigkeit, schwanger zu werden, und begünstigen den Fettansatz am Bauch. Auch können vermehrt Hitzewallungen bei einer Insulinresistenz auftreten. Die Ursache ist noch nicht ganz klar, jedoch konnte man nachweisen, dass die Nervenzellen im Hypothalamus, die für die Wärmeregulation verantwortlich sind, auch Insulinrezeptoren haben. Somit könnten die hohen Insulinspiegel diesem Gehirnabschnitt im wahrsten Sinne des Wortes einheizen.