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2.4 Das linguistische RelativitätsprinzipRelativitätsprinzip (Sapir/WhorfWhorfSapir/Whorf-Hypothese)

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Die Gleichsetzung von DenkenDenken und Reden und die These der mehr oder minder totalen Determiniertheit der Wirklichkeitserfassung durch die Struktur der SpracheSprache(n) ist Gegenstand des „linguistischen Relativitätsprinzips“, wie es BenjaminBenjamin Lee WHORFWhorf 1956 formuliert hat1Whorf:

Aus der Tatsache der Strukturverschiedenheit der Sprachen folgt, was ich das „linguistische RelativitätsprinzipRelativitätsprinzip“ genannt habe. Es besagt, grob gesprochen, folgendes: Menschen, die Sprachen mit sehr verschiedenen Grammatiken benützen, werden durch diese Grammatiken zu typisch verschiedenen Beobachtungen und verschiedenen Bewertungen äußerlich ähnlicher Beobachtungen geführt. Sie sind daher als Beobachter einander nicht äquivalent, sondern gelangen zu irgendwie verschiedenen Ansichten von der Welt. (…) So geht zum Beispiel die Weltansicht der modernen Naturwissenschaft aus der höher spezialisierten Anwendung der grundlegenden GrammatikGrammatik der westlichen indoeuropäischen Sprachen hervor (1963:20f).

Um seine These einer Kausalrelation zwischen grammatischer Struktur und WeltbildWeltbild zu belegen, kontrastiert WHORFWhorf Sprach- und Denkstrukturen der Hopi-Indianer in Arizona und der Azteken in Mexiko mit dem Englischen, das er als Hauptbeispiel der „SAE-Sprachen“ (Standard Average European) bezeichnet. Dabei glaubte er – insbesondere hinsichtlich der Raum-Zeit-Auffassungen – grundlegende Unterschiede feststellen zu können. In seiner Sicht der Dinge wurde WHORF von Edward SAPIR, seinem Lehrer an der Universität Yale, unterstützt.

Die Grundthese hat SAPIR so ausgedrückt: „No two languages are ever sufficiently similar to be considered as representing the same social reality. The worlds in which different societies live are distinct worlds, not merely the same world with different labels.“2

Deshalb hat sich für den BegriffBegriff des linguistischen Relativitätsprinzips auch die BezeichnungBezeichnung „Sapir/WhorfSapir/Whorf-Hypothese“ durchgesetzt. Keine zwei Sprachen und keine zwei Kulturen seien ähnlich genug, um dieselbe Wirklichkeit abzubilden. Mit dieser Hypothese hat sich die SprachwissenschaftSprachwissenschafts. Linguistik eingehend auseinandergesetzt, jedoch liegen bis heute kaum Untersuchungen vor, die das RelativitätsprinzipRelativitätsprinzip umfassend untermauert hätten.

Als direkte Konsequenz aus dem linguistischen RelativitätsprinzipRelativitätsprinzip folgt das Axiom, dass Sprachen ihrem Wesen nach unübersetzbar seien. Jede Übersetzung würde die sprachlichen Inhalte einer MutterspracheMuttersprache in solche einer anderen Muttersprache transponieren, die beide ja unterschiedliche geistige Zwischenwelten darstellen. Entscheidend ist hier, dass allein die Sprachen mit ihren Wortinhalten und ihrer GrammatikGrammatik in den Blick genommen werden. Während HUMBOLDTHumboldt aus sprachphilosophischen Gründen alles ÜbersetzenÜbersetzen für unmöglich hielt, sahen andere, wie z.B. Mario WANDRUSZKAWandruszka, noch eine gewisse Möglichkeit der Übertragung durch den „Geist der SpracheSprache“. Jene relativistische Auffassung ist weit verbreitet. Wenn aber Sprachen als direkter AusdruckAusdruck einer KulturKultur, einer nationalen Eigentümlichkeit gesehen werden, dann können fremde Texte immer nur annähernd übertragen werden. Die „UnübersetzbarkeitUnübersetzbarkeit“ eines fremden Weltbildes sperrt fremdsprachige Texte gegen eine Aneignung.

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