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2.5 Formbetontes ÜbersetzenÜbersetzen (BenjaminBenjamin)

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Die Auffassung des Verfremdens im Übersetzen (s. Kap. 2.2) findet sich auch bei Walter BENJAMINBenjamin (1892–1940), der sich in dem Aufsatz „Die Aufgabe des Übersetzers“1Störig 1923 als Dichter gleichfalls zur Übersetzung des literarischen Kunstwerks geäußert hat. Er geht von der Existenz einer reinen Sprache vor dem babylonischen Sündenfall aus und betont die Selbstgeltung des Kunstwerks, völlig unabhängig von dessen RezeptionRezeption: „Denn kein Gedicht gilt dem LeserLesers. Empfänger, kein Bild dem Beschauer, keine Symphonie der Hörerschaft“ (ebd.:156). Und dabei ist die Gestalt das wichtigste, die MitteilungMitteilung des Textes eher nebensächlich.

BENJAMINS Sprach- und ÜbersetzungstheorieÜbersetzungstheorie liegt der Gedanke zu Grunde, dass das mimetische (abbildende) Prinzip für die Besonderheit der Einzelsprachen verantwortlich sei2Benjamin (s. Kap. 2.1) und die „onomatopoetische Erklärungsweise“ dafür noch am ehesten in Frage kommt. Er hebt die Besonderheit und Nichtvertauschbarkeit des einzelnen Wortes hervor und denkt dabei vor allem an die FormForm, der InhaltInhalt ist ihm weniger wichtig:

Was aber außer der MitteilungMitteilung in einer Dichtung steht – und auch der schlechteste ÜbersetzerÜbersetzer gibt zu, daß es das Wesentliche ist –, gilt es nicht allgemein als das Unfaßbare, Geheimnisvolle, ‘Dichterische’? Das der Übersetzer nur wiedergeben kann, indem er auch dichtet? (Aufgabe, S. 156)

BENJAMINBenjamin kommt es darauf an, den AusdruckAusdruck des Originals, sein „Wie“, in der ZielspracheZielspraches. ZS nachzubilden. Er bezeichnet dieses „Wie“ als „Die Art des Meinens“, die er sorgfältig vom inhaltlich „Gemeinten“ unterscheidet: „In ‘Brot’ und ‘pain’ ist das GemeinteGemeinte zwar dasselbe, die Art, es zu meinen, dagegen nicht. In der Art des Meinens nämlich liegt es, daß beide Worte dem Deutschen und Franzosen je etwas Verschiedenes bedeuten, daß sie für beide nicht vertauschbar sind, ja sich letzten Endes auszuschließen streben; am Gemeinten aber, daß sie, absolut genommen, das Selbe und Identische bedeuten“ (Aufgabe, S. 161).

BENJAMINBenjamin betont das „Magische in der SpracheSprache“ und beruft sich auch auf SCHLEIERMACHERSchleiermacher, der ja mit HUMBOLDTHumboldt den Geist als wesenhaft in der Sprache gebunden sah. Der ÜbersetzerÜbersetzer soll versuchen, in seiner eigenen Sprache jene „Art des Meinens“ des fremden Textes nachzubilden:

Die wahre Übersetzung ist durchscheinend, sie verdeckt nicht das OriginalOriginals. Ausgangstext, steht ihm nicht im Licht, sondern läßt die reine SpracheSprache, wie verstärkt durch ihr eigenes Medium, nur um so voller aufs OriginalOriginals. Ausgangstext fallen. Das vermag vor allem WörtlichkeitWörtlichkeit in der Übertragung der SyntaxSyntax, und gerade sie erweist das Wort, nicht den Satz als das Urelement des Übersetzers. Denn der Satz ist die Mauer vor der Sprache des Originals, Wörtlichkeit die Arkade. (Aufgabe, S. 166)

BENJAMINS ÜbersetzungstheorieÜbersetzungstheorie hat vor allem im englischen Sprachraum bis heute stark nachgewirkt, wo Theorien die wörtliche Übersetzung besonders betonen. BENJAMINBenjamin meinte ja: „Die Interlinearversion des Heiligen Textes ist das Urbild oder Ideal aller Übersetzung“ (Aufgabe, S. 169). Damit aber wird Übersetzung zur Utopie.

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