Читать книгу Übersetzungstheorien - Radegundis Stolze - Страница 17
3.1 Sprache als Kommunikationsinstrument
ОглавлениеEine ganz andere Ausgangssituation für das ÜbersetzenÜbersetzen ergibt sich, wenn man die SpracheSprache nicht als eine Kraft ansieht, die ein WeltbildWeltbild muttersprachlich determiniert (s. Kap. 2.3), sondern als kommunikatives Instrument mit der Funktion, den Gedanken AusdruckAusdruck zu verleihen, wenn es also weniger auf die verschiedenartigen Formen des Ausdrucks als vielmehr auf die gemeinsamen Inhalte ankommt. Zwar haben sich die Einzelsprachen der Erde je nach Umständen ganz verschiedenartig herausgebildet, weshalb die Notwendigkeit des Übersetzens besteht, doch sind aufgrund der gleichen biologischen Ausstattung aller Menschen hinsichtlich ihrer Sprachfähigkeit die Grundstrukturen des sprachlichen Umgangs mit der Welt überall ähnlich, und es wurden bisher keine „irregulären Sprachen“ gefunden (vgl. BUSSMANNBußmann 1990:820).
Dabei wird die allen Menschen eigene Vernunft als eine Quelle der ErkenntnisErkenntnis angenommen. Dieses Universalitätsaxiom der Vernunft bewirkt eine überindividuelle Geltung der SpracheSprache, weil diese aufgrund ihrer natürlichen Transparenz für die Vernunft selbst auch vernünftig und allgemein sein muss. Die dem Zeitalter der Aufklärung eigene Vorstellung allgemeiner logischer Formen, die womöglich allen Sprachen zugrunde liegen, legt das Konzept einer vernunftbasierten Universalsprache nahe. Diese BedeutungBedeutung wurde im Mittelalter der lateinischen Sprache beigemessen, und deren Vorrangstellung zunächst in Kirchenkreisen wurde dann auch auf die Wissenschaften der frühen Neuzeit übertragen. Latein war bis ins 16./17. Jh. die internationale Wissenschaftssprache. René DESCARTES hat sich mit dem Projekt einer „Universalsprache“ als künstlicher Weltsprache beschäftigt.1
Die im Geiste des französischen Rationalismus 1660 verfasste „GrammatikGrammatik von Port-Royal“ basiert auf dem Konzept allgemeiner logischer Formen.2 Diese allgemeine und theoretisch-kritische Grammatik von A. ARNAULD und E. LANCELOT versuchte auf der Basis von Griechisch, Latein und Französisch Kategorien zu entwickeln, die für alle Sprachen Gültigkeit haben. Die SpracheSprache ist bestimmt von ihrer instrumentalen Funktion, den Gedanken Ausdruck zu geben. Sie ist ein Zeichensystem, das so aufgebaut ist, wie es diesem Zweck am meisten entspricht.