Читать книгу Auf der anderen Seite der Schwelle - Raimund August - Страница 10
Kapitel 4
ОглавлениеNach einem meist sonnigen und vorwiegend trockenen Frühjahr, war der Sommer 1954 regelrecht ins Wasser gefallen. Von Nordwesten her zog eine Regenfront nach der anderen über das Land und weichte den Boden immer tiefer auf. Sebastian blickte durchs Gitterfenster seiner Zelle über die Zuchthausmauer hinweg in den Dauerregen und die andere Welt dort weit draußen im Nebeldunst. Ihm war hier drinnen erst richtig klar geworden wie bedroht die Existenz der Menschen dort draußen wirklich war. In den Zellen ging ja auch der Spruch von den drei Sorten an Bürgern der DDR um, nämlich denen die bereits eingesperrt waren, denen die eingesperrt sind und denen die noch eingesperrt werden.
Das, was er in den Revisionszellen ganz automatisch über den unerschöpflichen Nachschub an Zwangsarbeitskräften miterlebt hatte und was er vor allem über die Verurteilungsgründe in diversen Urteilen, die den Häftlingen vor einer Revisionsverhandlung kurzzeitig in die Zellen gegeben wurden, zu lesen bekommen hatte, ließ ihm den Spruch von den drei Sorten an DDR-Bürgern erst im wahren Licht erscheinen: Eine Welt verinnerlichter Angst … Natürlich hatten sie davon auch draußen gewusst und mit dieser Angst schon mal mutwillig ihren Spaß getrieben. Eine Welt der Willkür und Angst, die prinzipiell alle Eigenständigkeit, alle Zweifel, jede eigene Meinung verstummen ließ, um so einen ‚Neuen Menschen‘ hervor zu bringen, beschädigte, ja verkrüppelte diese lediglich. Natürlich gibt es die bewusst Angepassten. Karrieristen ohne das Bewusstsein eines Selbst, sagte Sebastian sich, die gibt es überall. Solche Menschen sind vielleicht schlau, aber alles andere als klug.
Er stand noch immer am Fenster und sah hinaus ins regengraue Land an einem Sommertag. In Hinsicht aufs Wetter dort draußen hatte er hier drinnen wirklich nichts verpasst. Nur Regen mit kurzen Pausen, in denen sich im Dunst auch mal kurz eine verschleierte Sonne zeigte.
So vergingen in den Zellen die Tage unendlich langsam.Vom Grund eigener Verurteilung sprach von den Politischen kaum einer und schon gar nicht im Detail oder nur in Andeutungen, wenn sichs ergab. Eine Hauptaufgabe der Anstaltsleitung bestand deshalb darin, das Entstehen von Vertrauen unter den Gefangenen zu verhindern. Ehe so etwas entstehen konnte, kam es gezielt zu Verlegungen in immer wieder andere Zellen, sodass ein Grundmisstrauen stets erhalten blieb. Das Spitzelunwesen stand wie draußen so auch in den Zuchthauszellen in voller Blüte. Angst und Misstrauen erwiesen sich wie eh und je als probates Herrschaftsinstrument einer Diktatur.
So traute man insbesondere den politischen Gefangenen nicht über den Weg, gab es unter ihnen doch immer einzelne, die laut dachten und es erwies sich als nicht möglich sie alle in Einzelhaft zu sperren. Und so wurde auch das Misstrauen der Wachmannschaften in ständigen Schulungsstunden immer wieder von neuem geweckt.
Die beiden Freunde Totila und Sebastian waren trotz häufigen Wechsels von Zelle und Zellenbelegung noch immer beisammen.
Neue kamen hinzu, und jene deren Revision verworfen worden war und das waren zumindest unter den Politischen fast alle, wurden auf Normalzellen verteilt.
Eines Tages schwappte gewissermaßen eine Welle von hoch verurteilten leitenden Mitarbeitern verschiedener DDR-Ministerien aus Berlin in die obere Station des Zellenbaus. Lauter Abteilungsleiter und Hauptabteilungsleiter, von denen sich einige ganz offensichtlich bereits von draußen her kannten, wie Sebastian, Totila und andere es bei einer ersten Freistunde mitbekamen.
Von denen, die Revision eingelegt hatten und davon gab’s tatsächlich einige, landeten in Sebastians und Totilas Zelle gleich zwei dieser Neuen. Sie hatten damit rechnen können, denn zwei aus ihrer Zelle waren am Vortag überraschend verlegt worden und jedem war ja bekannt, dass es an Zellenplätzen im Bau mangelte.
Bei den Neuen handelte es sich, wie sie gleich zu Anfang auf Nachfragen erfahren hatten, um einen Volkswirt und einen Dipl. Ingenieur, beide Abteilungsleiter in entsprechenden Ministerien.
Sebastian wunderte sich über die vielen ‚bürgerlichen Elemente‘ die an den Schalthebeln der Arbeiter und Bauernmacht gesessen hatten.
„SED?“, hatte Sebastian fragend auf den Busch geklopft.
„Nein“, beteuerten beide.
„LDPD“, bekannte der Volkswirt.
„NDPD“, sagte der Ingenieur.
„Nationale Front“, warf Totila abwinkend ein. „Alles eine Wichse.“
Die beiden älteren Neuzugänge grinsten und sahen sich amüsiert an.
„Jeder tut das Seine auf seine Weise“, erklärte der Volkswirt.
„Ohne Sachverstand geht’s eben auch nicht“, warf der Ingenieur ein.
Sebastian winkte wieder ab. „Die wollten euch doch bloß ausnutzen, genau wie meinen Vater.“
„Wir haben die aber auch missbraucht“, sagte der Volkswirt wieder grinsend.
„Ach was, ist doch alles Unsinn“, unterbrach Totila diesen Meinungsaustausch.
„Arbeiterkinder an die Universitäten!“, sagte er und lachte. „Nach spätestens einer Generation sind das dann keine Arbeiterkinder mehr. Was dann?“
Der Ingenieur lachte ebenfalls. „Vielleicht führt man dann eine Elitenrotation ein, ehe die völlig zu Bürgern werden.“
„Wenn das Ganze überhaupt so lange hält“, sagte Sebastian und wandte sich wieder mal dem Fenster zu, um hinaus in den Regen zu starren. Bereits im Juni hatte es zu regnen begonnen. Ein kleiner Trost blieb es, dass er in dieser Hinsicht draußen kaum etwas verpasste. Sehr kurz blieb dieser Trost aber, wenn er zurück in die Zelle blickte und die Gefangenen auf ihren Schemeln hocken sah in diesen schäbigen Uniformen, verteilt zwischen Bettgestellen, Kübel und Esstisch. Die dort gespannt lauschten, ob sich mit dem Mittagessen nicht schon was tat, in der blassen Hoffnung, dass es sich diesmal nicht um die gleiche wässrige Kohlsuppe der vergangenen Tage handeln möge.
Aus immerwährendem Warten bestand das eigentliche Leben eines Gefangenen im Zellenbau und bezog sich ansonsten immer nur auf Ziele in kürzesten Distanzen, wenn das wechselseitige Erzählen und Reden meist eher als später wiederholende Elemente aufzuweisen begann. Dann domininierten eher entsprechende Ziele die Zeit des Wartens wie: Freistunde, Frühstück, Mittagessen und Einschluss … Letzteres hieß Nachtruhe auch im Sommer um 20 Uhr.
Das Fenster? Es handelte sich um kein wirkliches Fenster, sondern nur eine mit Glasbauziegeln zugemauerte Fensteröffnung, die im letzten Drittel in einer Fensterklappe endete, die eigentlich nur zum Lüften gedacht war, durch die man aber, allerdings nur im vierten Stock, weit hinaus blicken konnte. In den unteren Stationen erwiesen sich diese Fenster wirklich nur als Lüftungsklappen. Vom vierten Stock aber konnte man nicht nur weit über die Mauer hinwegsehen, sondern auch beobachten was unten im Hof vor sich ging, wenn etwa neu ausstaffierte Gefangene neben dem Eingangstor ein paar Stufen hoch zur Sprecherlaubnis geführt wurden; oder wenn Neuzugänge einzeln oder in Gruppen wie ein scheuer Hühnerhaufen zusammengedrängt den Hof überquerten .
Die da im Haufen kämen, seien fast immer Karnickeldiebe und meist Kriminelle“, war den beiden gleich zu Anfang erklärt worden. Karnickeldiebe hörten sie, seien solche mit nicht mehr als zwei oder drei Jahren. Manche in Knastklamotten, kämen auch aus anderen Anstalten. Des Weiteren konnte man von dort oben, hinter einer internen Mauer die einen weiteren Hof abschloss, gefangene Frauen bei der Freistunde sehen. „Die laufen dort in genau so beschissenen Klamotten rum wie wir“, stellte Totila fest.
„Na dachtest du, die laufen dort in hübschen Sommerkleidern spazieren?“, fragte mit spöttischem Unterton der Ingenieur „Quatsch!“, entgegnete Totila. „Ich denke eher, dass vor allem Männer Frauen nicht so als Vogelscheuchen herumlaufen sehen wollen.“
„Es gibt Länder, da laufen fast alle Frauen voll verhängt in der Öffentlichkeit herum“, widersprach der Ingenieur.
„Ja im Orient, aber das ist nicht unsere Kultur. Sollen sie da rumlaufen wie sie wollen. Aber das da unten“, und er wies mit der Hand zum Fenster, „also das finde ich schlimm.“
Der Ingenieur lachte. „Ich sehe schon, du bist ein Nachkomme edler Ritter und Minnesänger. Aber wer weiß denn schon“, fragte er, „was die, die da unten rumlaufen, so alles ausgefressen haben?“
„Das kann man genau so gut auch von uns sagen“, mischte Sebastian sich ein.
„Ja warum nicht?“, stimmte der Ingenieur zu.
„Ich sage, wir hier“, erklärte Sebastian, „wir alle haben was getan. Wir sind keine Opfer. Jeder wusste was er tat, also davon gehe ich aus“, sagte er an die beiden Älteren gewandt.
Die wiegten die Köpfe, nickten leicht und lächelten ein bisschen. Jeder hatte natürlich in vollem Bewusstsein gehandelt. Und so manches war auch bei vielen Verhören ungesagt geblieben. Widerständler in DDR-Zuchthäusern blieben schließlich eine stets gefährdete Spezies.
„Du sagst“, wandte Totila sich an seinen Freund Sebastian, „jeder wusste was er tat. Ich würde sagen, jeder tat etwas, weil er wusste dass er’s tun musste.“
Der Angesprochene schüttelte den Kopf. „Na logisch“, sagte er, „das hatte ich vorausgesetzt …“
„So logisch ist das nicht, wenn du sagst wir alle hätten was getan und säßen deshalb hier“, gab Totila zu bedenken.
„Na ja, das war wohl dumm ausgedrückt. Ich meinte, wir sind keine Opfer, sondern ganz bewusst Täter. Und nicht nur wir paar Männeken hier. Es gibt sie überall und immer wieder und sicher auch mehr als man denkt, die eben nicht nur beim Alkohol in der Kneipe auf den Staat und den Spitzbart schimpfen. Es gibt sie auch hier auf Station wie zum Beispiel die zu lebenslänglich verurteilten Artikel 6er. Ich hab da mit diesen roten Streifen einen ganz jungen Kerl gesehen.
Der soll erst neunzehn sein, hab ich gehört. Von Beruf Drogist und seit einem Jahr hier.“
Der Ingenieur nickte. „Stimmt“, sagte er, „das ist Arno Drefke, der soll für einen westlichen Nachrichtendienst gearbeitet haben.“
„Na bitte, wie ichs schon sagte! Ein Jahr von lebenslänglich“, sinnierte Sebastian laut vor sich hin, saß auf einem Schemel und blickte von dort durch die Zelle und zur vergitterten Fensterklappe hinaus in einen gleichmäßig grauen Himmel.
Und knapp ein halbes Jahr von zehn Jahren … Aber bei lebenslänglich sieht der erst mal kein Ende. Welch ein Unterschied …“ Immer wieder und sehr oft kam ihm auch der Todeskandidat in der Zelle schräg gegenüber in den Sinn. Ein Typ wie die um Stauffenberg, sagte er sich. Wie ist der bloß aufgeflogen? Keiner wusste es.
So manche Freistunde mit diesen Märschen rund ums Rasenkarree, von den Wachposten auch gern Hofgang oder Rundgang genannt, war bereits wegen zu starken Regens ausgefallen. Bei Nieselregen allerdings wurden diese Rundmärsche, wenn auch verkürzt, durchgeführt. Sebastian betrachtete dann den weiten grauen Himmel, mal eben nicht durch die schmale Fensterklappe und dazu der feine Regen der gleichmäßig auf alles fiel, dort draußen und hier drinnen, sagte er sich und hielt das Gesicht in das staubfeine Naß, das aus dem hohen Himmel fiel, bis er von einem Posten angeblafft wurde: „Gucken sie gefälligst wohin Sie latschen!“
Es war schon vorgekommen, dass einer der ein, zwei Meter aus der Bahn geraten war, weil er sich, wie etwa Sebastian, die Wolken in einem weiten freien Himmel angesehen hatte, zur Strafe dafür eine Reihe von Kniebeugen oder Liegestütze zu absolvieren hatte.
Die trüben regenreichen Tage zogen sich hin und es wurde nie richtig hell in der Zelle. Den handtellergroßen Toilettenpapierstücken aus Zeitungen war weiterhin bruchstückhaft zu entnehmen, dass inzwischen immer mehr große LPG-Getreideflächen, durch den vielen Regen zu Boden gedrückt, auszuwachsen begannen. Auch Frühkartoffeln faulten inzwischen auf den Feldern.
„Da wird ja auch Gemüse faulen …“, kamen Bedenken in der Zelle auf. „Wer weiß was die uns dann zumuten werden, wenn’s ja jetzt schon neben dieser Wassersuppe nur Bruchnudeln mit brauner Mehlsoße zu fressen gibt.“
„Na klar“, warf der Rundgesichtige mit der Halbglatze ein, „die fegen den ganzen Nudelbruch in der Fabrik hier in Cottbus zusammen und uns wird das dann täglich zum Fraß vorgeworfen.“
„Natürlich trifft’s uns besonders, wenn’s mit der Versorgungslage draußen wieder mieser werden sollte“, sagte der Ingenieur mit besorgter Miene.
„Aber nach dem 17. Juni“, warf Sebastian ein, „da wissen die inzwischen ja selbst, dass mit der Bevölkerung nicht zu spaßen ist. Ohne den Iwan wären die nämlich längst weg vom Fenster.“
Der Ingenieur nickte. „Schließlich sitzen ja genug vom 17. Juni hier oben auf Station. Aber die DDR lebt nun eben mal nur von der Hand in den Mund und für Importe gibt’s kein Geld. Da gilts dem Volk den Gürtel enger zu ziehen.
Das ist ja hier nicht wie in Westdeutschland. Da importieren die in solcher Lage auf Teufel komm raus! Für ihre Westmark kriegen die überall alles mit Handkuß.
Aber hier im Osten sitzt uns der Russe im Nacken, die haben ja auch nie was zu fressen. Und unser Ostgeld? Bloß Dekoration“, sagte er mit einer wegwerfenden Handbewegung.
Dann krachten plötzlich auf der Station in Abständen Schloss und Riegel. Alle lauschten. Der Lärm kam näher.
Totila legte das Ohr an den Türspalt.
Die andern guckten halb neugierig, halb verunsichert.
Der Volkswirt, der mit der Halbglatze, saß auf seinem Hocker, starrte seitwärts zur Tür, pustete durch die Lippen und hob die Schultern. „Jetzt um diese Zeit?, fragte er und sah dazu die andern an. Die blickten ratlos zurück. Letztlich wurde ja alles was aus dem alltäglichen Einerlei fiel nicht ohne Grund in weiterem Sinne als bedrohlich betrachtet.
Dann flog auch ihre Türe auf. Der Volkswirt machte Meldung. Der Kalfaktor stellte einen gefüllten Wassereimer in die Zelle und drückte dem Volkswirt zwei Wurzelbürsten in die Hand. Schon fiel die Türe wieder ins Schloss und zugleich klirrte der Riegel ins Mauerwerk.
Sebastian und Totila besahen sich das Ganze mit Erstaunen. „Was ist denn das“, fragte Sebastian und trat zum Wassereimer. „Sollen wir das trinken?“
Günter, der Volkswirt, lachte. „Nee“, sagte er, „damit wird der Zellenboden geschrubbt“, und hielt dazu die beiden Wurzelbürsten mit ausgestreckten Armen von sich.
„Greift zu“, sagte er, an die beiden Jungen gewandt. „Etwas schrubben hilft der Gesundheit.“
Sebastian betrachtete diesen Boden zum ersten Mal wirklich.
„Das ist ein stabiler Dielenboden“, erklärte der Ingenieur „massive Bohlen, das sieht man schon an der Breite der einzelnen Dielen. Dieser Boden hier“, und er stampfte einige Mal mit dem Fuß auf, „ist wahrscheinlich so alt wie der ganze Bau. Und wir sorgen nun dafür, dass diese alten festen Bohlen in relativ kurzer Zeit verfaulen werden.“
„Wieso das?“, fragte Sebastian und besah sich diese Dielen genauer.
„Was siehst du?“, fragte Klaus, der Ingenieur.
„Was soll ich sehen“, sagte Sebastian, „Holzdielen …
„Und“, fragte Klaus weiter.
„Ja, die sind ziemlich sauber, im Gegensatz zu den verschmierten Wänden hier überall.“ Dann sah er den Ingenieur an und lachte. „Ich weiß schon“, sagte er.
Der Ingenieur nickte. „Sauber“, sagte er, „das ist richtig. Alle drei Wochen gibt’s so’n Eimer Wasser und anschließend kommen die um nachzusehen, ob der Boden auch wirklich sauber ist. Das Problem aber bleibt, dass der größte Teil des Wassers in den Dielen versickert. Am Ende ist nur noch ein Viertel Eimer Restwasser übrig, um von Schmutz nicht zu reden.“
„Na uns soll’s Recht sein“, sagte Totila, „, wenn dieser Knast von unten her allmählich verfault.“
Sebastian winkte ab. „Nicht unsere Sache“, sagte er, „, aber ich mach’ das, ich werde schrubben.“ „Erst ausfegen“, bemerkte Totila und griff sich den Handfeger, der mit einer Schaufel stets in der Zelle blieb.
„Ich fange am Fenster an“, erklärte Sebastian.
Totila nickte und begann dort zu fegen.
Sebastian griff sich indessen eine der Bürsten, trug den Wassereimer Richtung Fenster und begann auf dem Boden kniend die Dielen mit der harten Wurzelbürste zu bearbeiten.
Die beiden Älteren saßen auf ihren Hockern und grinsten.
„So ist’s richtig“, sagte Klaus, der Ingenieur, „Jugend voran!“
„Lästert ruhig“, reagierte Sebastian ohne aufzublicken, „mir macht das nichts.
Ich kann mich hier ein bisschen bewegen.“
„Die hintere Hälfte schrubbe ich“, meldete Totila sich, der die Zelle inzwischen ausgefegt hatte. „Zwei Bürsten sind zwar da, aber nur ein Eimer.“
„Da musst du die Waschschüssel nehmen. Das meinen die vielleicht auch und anschließend auswaschen“, sagte Sebastian.
„Alles mit kaltem Wasser?“
„Na ja, dann lass es halt. Kannst dann ja gleich die andere Hälfte schrubben.“
Nachdem alles fertig war, stand Sebastian mitten in der Zelle und schüttelte den Kopf. „Ich hatte gedacht man würde zum Wasser aufnehmen noch einen Scheuerlappen brauchen, also um nach zu wischen. „Das ist aber wirklich so wie ihr gesagt habt“, wandte er sich an die beiden Älteren. „Im Eimer der winzige Rest und das andere ist einfach verschwunden. Der Boden sieht richtig trocken aus.
„Und sauber“, ulkte Günter der Volkswirt.
„Hat auch was“, antwortete Sebastian. „Man sieht nachts die großen Kakerlaken besser.“
Der Ingenieur lachte. „Wir tun ja auch alles, damit’s denen unter den Dielenböden hier richtig anheimelnd geht.
„Die haben die Ausmaße eines kleinen Fingers“, warf Totila ein.
Ja, ja“, bestätigte der Volkswirt. „Die haben hier mal über Nacht ’ne halbe Scheibe Brot aufgefressen.“
„Donnerwetter!“ Sebastian lachte. „ Sind die nicht schon richtig gefährlich?“