Читать книгу Psychotherapie von Persönlichkeitsstörungen - Rainer Sachse - Страница 32
2.10 Ich-Syntonie
ОглавлениеWenn ein Klient ein Problem hat, er erkennt, dass er ein Problem hat, dass er das Problem selbst erzeugt und ihn das Problem stört, dann bezeichnet man das Problem als »ich-dyston«: Das Problem steht nicht in Einklang mit der Person. »Ich-dyston« bedeutet damit in aller Regel auch, dass der Klient eine Motivation hat, etwas gegen das Problem zu tun.
Hat eine Person jedoch ein Problem, das ihr Kosten bereitet und nimmt sie nur die Kosten wahr, aber nicht, dass sie Teil des Problems ist, das Problem selbst bedingt oder die Verantwortung für das Problem hat, dann ist die Störung »ich-synton«: Die Störung selbst stört die Person gar nicht, weil sie diese gar nicht als Störung oder als Problem erkennt. Das Einzige, was sie sieht und was sie stört, sind die Kosten. Damit ist die Person dann aber auch gar nicht motiviert, an ihrer Störung zu arbeiten, sondern nur daran, ihre Kosten »irgendwie« loszuwerden: Sie ist damit nicht änderungsmotiviert, sondern »kostenreduktions-motiviert«.
Alle PD sind ich-synton, d. h. alle PD zeigen Probleme mit Änderungsmotivation. Klienten mit PD weisen jedoch oft manipulative Strategien u.ä. auf, die ihnen massive Kosten verursachen. In der Biographie waren diese Strategien aber extrem hilfreich und das sind sie heute z. T. immer noch. Daher kann die Person solche Handlungen nur sehr schwer als problematisch sehen. Die Handlung selbst stört die Person deshalb gar nicht, sie ist »ich-synton«. Die Person sieht zwar die Kosten, erkennt aber nicht, dass sie die Ursache der Kosten ist, dass sie selbst die Kosten erzeugt. Sie attribuiert die Kosten nicht auf sich, sondern auf »Umstände« oder andere Personen.
Damit ist sie oft auch der Ansicht, nicht sie müsse sich ändern, sondern die Interaktionspartner müssten sich ändern. Da die Kosten den Klienten schon stören, ist er meist »therapie-motiviert«, d. h. er ist motiviert, eine Therapie aufzusuchen. Dennoch ist er damit nicht änderungsmotiviert, also er sieht nicht, dass er selbst etwas tun muss. Er möchte oft, dass der Therapeut »die Kosten weg macht« oder eine Lösung präsentiert, für die er sich nicht ändern muss.