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XIV

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Das Leben in der DDR wirkte auf den späteren Minister ohne Geschäftsbereich wie ein Dasein in einem Schnellkochtopf.

Irgendjemand steigerte von außen kontinuierlich Hitze und Druck. Entkommen konnte man jedoch nicht, denn der alles verschließende Deckel wurde immer fester aufgespannt.

Was dabei letztendlich heraus kommen würde, konnte man sich an seinen zehn Fingern abzählen.

Entweder würde alles Leben zugrunde gehen, was sich im Inneren des Topfes befand oder aber das ganze Konstrukt konnte explodieren!

Immer wieder hatte er in jener Zeit erwogen, aus dem verhassten Staat in das nahe Westberlin zu fliehen. Allerdings gab es zwei entscheidende Gründe, um im Lande zu bleiben: seine inzwischen bereits in die Jahre gekommenen Eltern und Lea, die inzwischen von ihm schwanger war!

Er hatte mit Lea über seine Fluchtpläne gesprochen. Aber es stand bereits fest, dass sie die DDR keinesfalls verlassen würde. Ihrer Eltern wegen und weil sie sich den Unsicherheiten des Lebens im Westen nicht gewachsen fühlte. Lea arbeitete inzwischen, nach Vermittlung durch ihren Vater, an der Berliner Predigerschule Johanneum. Eine evangelische Ausbildungsstätte des sogenannten Zweiten Bildungsweges für Pfarrer, Stadtmissionare und Prediger in Trägerschaft der Evangelischen Kirche von Berlin-Brandenburg.

Leas Vater war selbst evangelischer Pfarrer. Ihre Eltern lebten in Wendenschloß, jener prominenten Ortslage des Berliner Stadtteils Köpenick, die im Westen und im Süden an den von der Dahme durchflossenen Langen See, einen typischen Berliner Rinnensee, im Osten an den während der Eiszeit entstandenen bewaldeten Höhenzug der Müggelberge, die Köpenicker Altstadt und diverse hässliche Neubaugebiete grenzte.

Wendenschloß, im Kern noch immer eine Villenkolonie, welche aus der im Jahre 1890 erfolgten Einrichtung der Fähre von Grünau über den Langen See und der 1903 abgeschlossenen Etablierung der Städtischen Straßenbahn Cöpenick hervor gegangen war, bot zu jeder Zeit vielen bekannten Persönlichkeiten eine Heimstatt.

Darunter die Ehefrau Ernst Thälmanns, der Nobelpreisträger Gustav Hertz, der Stellvertretende Minister für Staatssicherheit der DDR, Bruno Beater, der Schauspieler Armin Mueller-Stahl, aber auch der bekannte evangelische Theologe und Nazigegner Werner Sylten.

Leas Vater vertrat vehement die Ansicht, wonach es unmoralisch sei, wenn alle die bereit dazu wären, zumindest moralisch Verantwortung zu übernehmen, der DDR den Rücken kehren würden, nur weil sich plötzlich die Aussicht ergäbe, im Westen möglicherweise besser verdienen zu können.

„Wenn es danach ginge, müssten alle Menschen heutzutage wohl in den USA leben und der Rest der Welt würde veröden! Moralisch ebenso, wie strukturell!“, pflegte er stets zu sagen.

Gerade ein Seelsorger und Theologe habe die Pflicht, bei seiner Herde zu bleiben und auszuharren. Selbst dann, wenn die Lebensumstände an Widrigkeit zunähmen.

Dies verstünde er unter Verantwortung, die zunächst einmal daraus bestünde, sich zu seinem Glauben zu bekennen und an jenem Orte zu wirken, an dem man von Gott gestellt worden war.

Verantwortung müsse ferner stets darin bestehen, seine Stimme gegen Ungerechtigkeit und Unmenschlichkeit zu erheben, selbst um den Preis, deswegen verfolgt, eingesperrt, gefoltert oder gar getötet zu werden:

„Das Bekenntnis zu christlicher Verantwortung ist stets ein Bekenntnis zur Menschlichkeit und Mit-Menschlichkeit! Es schließt jedoch auch das Bekenntnis zu meiner eigenen Verletzlichkeit und Endlichkeit mit ein! Meine geistige und körperliche Unversehrtheit sowie mein Leben stellen damit die höchsten Güter dar, die ich auf dem Altar dieser menschlichen und mit-menschlichen Verantwortung opfern kann, sofern der Allmächtige mir diese Prüfung auferlegt!“

Es war vollkommen offensichtlich, dass Lea ihre Eltern in ihrer Verantwortung keinesfalls jemals allein lassen würde.

So beschloss auch der spätere Minister ohne Geschäftsbereich, im Lande zu bleiben und Lea zu heiraten, die bereits sein Kind unter ihrem Herzen trug.

Malleus communisticarum oder der Stiefel Gottes

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