Читать книгу Im Südwesten Kretas - Ralph Schroff - Страница 13
Das Dorf der kurzen Wege
ОглавлениеWas es im Ort zu sehen gab, hatten wir während der ersten Tage erkundet, es war weder groß noch unübersichtlich. Außer dem, was wir lange Zeit nicht gefunden oder aus uns unerfindlichen Gründen übersehen haben. Wir dürfen es niemandem erzählen wie lange es dauerte bis wir die Metzgerei entdeckt hatten.
Vom Strand im Westen bis zum nächtlichen Ankerplatz der Daskalogiannis im östlichen Teil des neuen Hafens braucht man vielleicht zehn Minuten, wenn man sich viel Zeit dafür nimmt. Am Meer und an den Restaurants auf der Promenade vorbeigehend, kommt man zur Plateia, um die herum das Pub, eine Souvlakibar, Autovermietung und Supermarkt gruppiert sind, zudem Apotheke, Postamt, Zahnarzt und Metzgerei, als auch Businformationskiosk, Telefonzellen und zwei Geldautomaten. Nach der Taverna Delfini kommt das Denkmal zur Erinnerung an die Evakuierung der britischen, australischen und neuseeländischen Truppen mit den Flaggen von Australien, Neuseeland, Großbritannien und Griechenland. Vor der Anlegerampe für die großen Samariaschiffe liegt die Kantina, das zweite Souvlakirestaurant des Ortes. Anschließend folgt das neue Hafenbecken, in dem man das Speedboot nach Gavdos findet, das kleinere Fährschiff nach Loutro, die Delfini sowie verschiedene Ticketkiosks, Fährverbindungen, Charterschiffe, eine Tauchschule, Trockendocks, ein Café und oberhalb des Ankerplatzes der Daskalogiannis eine kleine Kirche.
Von der Plateia geht eine weite Treppe hinauf zur Bushaltestelle, auf welcher jeden Abend die Busse auf die Touristen von der Samaria-Schlucht warten. Dahinter liegt das Rathaus von Sfakia und nebenan in einem Park ein weiteres Denkmal aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges, das an eine Gräueltat der deutschen Besatzung erinnert: durch ein Glasfenster im Denkmal kann man die Köpfe von ermordeten Sfakioten sehen. Oberhalb dieses Denkmals steht auf einer Anhöhe ein altes Kastell, genauer gesagt dessen Ruinen, welche während der Nacht angestrahlt werden.
Es ist kein sehr großer Ort, der sich trotz aller Betriebsamkeit seine Ursprünglichkeit bewahrt hat und in seinem Kern ein traditionelles Dorf geblieben ist, wie wir später im Jahr noch feststellen konnten. In der Hauptsaison ist es sehr lebendig und die Menschen arbeiten lange Stunden, vom frühen Morgen bis in den späten Abend, damit sich die Touristen wohl- und umsorgt fühlen, unermüdlich an sieben Tagen in der Woche. Dennoch finden sie Zeit, sich in ihren Geschäften, Hotels und Restaurants zu besuchen, treffen und auszutauschen. Wenn man aufmerksam genug ist, weiß man nach einiger Zeit, wen man wo zu welcher Zeit treffen kann. Ein umtriebiges Dorf, das sich im Sommer um eine stattliche Zahl von Touristen bekümmert, von denen viele nur wenige Tage bleiben und versucht es allen so angenehm wie möglich zu machen, mit einer Gastfreundschaft, die ihresgleichen sucht.
Des Weiteren gibt es zwei Bäckereien im Ort, eine am Parkplatz oberhalb der Plateia gelegen und die andere in der Straße, die parallel zur Promenade hinauf zum Kafeneio führt. Dort befindet sich neben einem weiteren Supermarkt das Wellnessgeschäft Estia, in dem unser einziges Konzert stattgefunden hat. Parallel zu dieser Straße führt ein Fußweg von dem Parkplatz zum Kafeneio, auf welchem man an einem Ziegengehege vorbeikommend auch zur Kirche des Ortes gelangt. Neben diesen Wegen kreuzen und queren weitere kleine den Ort, der sich vom Meer bis zur Anopolis-Straße erstreckt. Unser Ombrosgalos, ein Teil von Chora Sfakion und für die nächsten sieben Wochen unsere Heimat in den weißen Bergen.