Читать книгу Im Südwesten Kretas - Ralph Schroff - Страница 15
Heirat 14.09.
ОглавлениеZwei Tage nach unserer Ankunft in Chora Sfakion sind wir an einem Mittwochmorgen mit unseren Dokumenten auf das Rathaus des Ortes gegangen und hatten nicht die leiseste Ahnung was uns dort erwarten würde. Nachdem es uns sehr viel Mühe und Zeit gekostet hatte, unsere Unterlagen zusammenzutragen, hätte es uns nicht verwundert, wenn auch unsere Hochzeit eine bürokratische Herausforderung geworden wäre. Aber wir waren zuversichtlich, dass drei Monate ausreichend dafür wären. Nach zweiundzwanzig Jahren waren wir immer noch so glücklich miteinander, dass wir uns dazu entschieden haben auf Kreta heiraten zu wollen. Der erste Teil des Vorhabens war die nötigen Unterlagen zu bekommen, mit einer Apostille zu versehen und ins Griechische übersetzen zu lassen. In Karens Fall war es nicht so kompliziert wie es klingt und wir bekamen ein beeindruckendes Dokument mit einer prächtigen wächsernen Apostille versehen, wie aus einem Bürokratenhimmel heruntergefallen. In meinem Fall war es umständlicher, aber mein Vater hat es geschafft die nötigen Urkunden aus verschiedenen Standesämtern Süddeutschlands zusammenzutragen und Apostillen darauf zu bekommen, sodass ich sie vor unserer Abreise noch ins Griechische übersetzen lassen konnte. Alles hat sein gutes Ende gefunden und wir hofften, dass wir bestens vorbereitet waren.
Mit diesen Dokumenten sind wir hoffnungsfroh auf das Rathaus gegangen und dann ging alles wesentlich schneller voran als wir es uns jemals hätten vorstellen können. Wir wurden zu einem Beamten gebeten, in sein enges von Papierbergen überfülltes Büro, der unsere Dokumente entgegennahm und sich zu Gemüte führte. Er hat sich alles in aller Ruhe durchgesehen und sich viel Zeit dafür genommen und meinte anschließend, dass er uns am frühen Abend mehr sagen könne. Als wir wiederkamen, teilte er uns mit, dass allles in Ordnung sei und wir am Freitag getraut werden könnten. Wir konnten kaum glauben, dass es so einfach und unbürokratisch möglich sein würde, nachdem wir Monate gebraucht haben, unsere Urkunden zusammenzutragen. Keine fünf Minuten hat das Treffen gedauert und wir waren so verblüfft, dass selbst Karen sprachlos war.
Am Freitag, dem 14.09.2018 standen wir kurz vor 18:00 abermals vor dem Rathaus. Der Bürgermeister bat uns herein und der Standesbeamte traute uns in dessen Amtszimmer in einer schlichten würdevollen Zeremonie. Da wir ohne Trauzeugen gekommen waren, machte der Bürgermeister einige Photos unserer Trauung, während der Standesbeamte seine launige Ansprache hielt, dankenswerterweise in Englisch. Nachdem wir die Eheurkunde unterschrieben hatten, waren wir weit früher verheiratet als gedacht und unser großes Vorhaben war vollbracht, bevor wir uns in unserem Dorf eingelebt hatten. Ungläubig haben wir darüber gestaunt und waren zu verblüfft um zu begreifen. Der Standesbeamte gratulierte uns zusammen mit dem Bürgermeister und gemeinsam entließen sie uns in den lauen Sommerabend. Abschließend sagten sie uns, dass wir am Montag mit einem Trauzeugen wiederkommen sollten, dann würde unsere Urkunde fertiggestellt und uns überreicht werden. Ganz waren wir noch nicht am Ziel, zunächst mussten wir einen Trauzeugen finden.
Wir gingen zurück zum Kafeneio und fanden Giorgis in seinem Büro. Wir erzählten ihm, dass wir gerade geheiratet hätten und fragten ihn, ob er nicht unser Trauzeuge werden wolle. Nachdem er sich von seiner ersten Überraschung und Verwunderung erholt hatte und wir ihm versichert hatten, dass wir wirklich gerade geheiratet hatten, hat er sich freudig und ohne Zögern bereit erklärt unser Trauzeuge werden zu wollen. Doch zuvor müssten wir auf das freudige Ereignis anstoßen, was wir gerne taten.
Am Abend haben wir unsere Hochzeit bei einem weiteren ausgezeichneten Abendessen im Lefka Ori gefeiert. Wir saßen in der lauen Sommernacht in unserem Restaurant bei guten Essen und Wein und feierten unser kleines griechisches Fest. Im Laufe des Abends hat Karen Giannis und Giorgos von unserer Hochzeit erzählt und nachdem sich auch diese von ihrem anfänglichen ungläubigen Staunen erholt hatten, haben wir mit ihnen durch den Abend gefeiert. Einige Karafaki fanden ihren Weg zu unserem Tisch und manche Gläser wurde zusammen geleert.