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Einfache Wahrheit

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Ich hoffte auf esoterische Unterweisungen durch Maharaj-ji, als ich ihn aber fragte: „Wie erlange ich die Erleuchtung?“, antwortete er nur: „Liebe jeden, diene jedem und erinnere dich an Gott“ oder „Ernähre die Menschen“. Als ich ihn fragte, wie ich Gott erkennen konnte, antwortete Maharaj-ji: „Die beste Weise, Gott zu verehren, ist, es in allen Formen zu tun. Gott ist alles.“ Diese einfachen Lehren, zu lieben, zu dienen und sich zu erinnern, wurden zu den Wegweisern meines Lebens.

Maharaj-ji konnte die Gedanken der anderen lesen, mehr noch, er kannte ihr Herz. Das brachte mich um meinen Verstand. In meinem Fall öffnete er mein Herz, weil ich erkannte, dass er alles über mich wusste, was es über mich zu wissen gab, selbst meine finstersten und beschämendsten Makel, und dass er mich dennoch bedingungslos liebte. Von diesem Augenblick an wollte ich diese Liebe nur noch teilen.

Obwohl er wusste, dass ich am liebsten für immer bei ihm geblieben wäre, sagte mir Maharaj-ji im Frühjahr 1967, es sei nun an der Zeit, nach Amerika zurückzukehren. Er bat mich, niemandem von ihm zu erzählen. Ich war noch nicht wirklich bereit und sagte ihm, dass ich mich noch nicht rein genug fühlte. Ich musste mich vor ihm immer wieder im Kreis drehen, dabei betrachtete er mich ganz konzentriert. Dann sah er mir in die Augen und sagte: „Ich sehe keinerlei Unreinheit.“

Bevor ich Indien verließ, erfuhr ich, dass Maharaj-ji meinem Buch sein ashirvad, seinen Segen, gegeben hatte. Ich antwortete: „Was ist ein ashirvad? Und welchem Buch eigentlich?“ Ich hatte gar nicht vor, das Buch, das später einmal Be Here Now wurde, zu schreiben. Be Here Now ist Maharaj-jis Buch.

Als ich im Flughafen Delhi saß und auf den Abflug aus Indien wartete, starrte mich eine Gruppe amerikanischer Soldaten an. Ich hatte lange Haare, einen Rauschebart und trug eine lange indische Kutte, die wie ein Kleid aussah. Einer der Soldaten kam zu mir und fragte mich: „Was bist du denn, eine Art Joghurt?“ Als ich in Boston aus dem Flugzeug stieg, holte mich mein Vater George am Flughafen ab. Er sah mich einmal kurz an und meinte dann: „Schnell ins Auto, bevor dich jemand sieht.“ Ich dachte bei mir: „Das wird wohl eine interessante Fahrt.“

40 Jahre und einen fast tödlichen Schlaganfall später bin ich nach wie vor auf der Reise. Jetzt hier zu sein ist für mich noch bedeutungsvoller geworden. Im Augenblick zu sein, einverstanden mit allem, was geschieht, verwandelt sich in Zufriedenheit. Diese Übung ermöglicht es mir, gegenwärtig zu sein, um in der Welt zu lieben und bedingungslose Liebe auszudrücken. Bist du ganz im Augenblick, dann gibt es nur diesen Augenblick. Die Zeit verlangsamt sich. Ist dein Geist gestillt, betrittst du den Fluss der Liebe und du fließt von einem Augenblick zum nächsten so natürlich, als atmetest du.

Was auch immer geschieht, ich umarme es in Liebe im Augenblick. Mit dieser Übung poliere ich den Spiegel, um Maharaj-jis Liebe zu spiegeln. In diesem Augenblick gibt es nur noch Bewusstheit und Liebe. Fragt mich jemand, wie er in sein Herz gelangen kann, schlage ich folgende Übung vor: Ich bin liebende Bewusstheit.

Wenn Menschen in Indien sich begrüßen oder verabschieden, sagen sie „Namasté“. Das bedeutet:

Ich ehre den Ort in dir,

an dem das ganze Universum wohnt.

Ich ehre den Ort in dir,

der Liebe, des Lichts, der Wahrheit, des Friedens.

Ich ehre den Ort in dir,

an dem du an diesem Ort in dir bist

und ich in diesem Ort in mir,

dann ist nur noch einer da.

Namasté.

Ram Dass

[Maui, August 2013]

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