Читать книгу Einfache Wahrheit - Ram Dass - Страница 20
Den Beobachter beobachten
ОглавлениеDer Zeuge oder Beobachter bewertet nicht, er beurteilt deine Taten nicht. Er nimmt nur Notiz von ihnen. Das ist etwas sehr Subtiles: Der Beobachter beobachtet sich selbst beim Beobachten. Es handelt sich um zwei Bewusstseinsebenen zur gleichen Zeit: Zeuge und Ego. Der Zeuge ist mit der Ebene der Seele verbunden.
Zuerst bist du abgelenkt und erinnerst dich nur hin und wieder an den Zeugen. Später bemerkst du, dass du – auch wenn du nach wie vor einschläfst und den Zeugen verlierst – dich schneller wieder an den Zeugen erinnerst. Beobachte nur. Du musst überhaupt nichts verändern. Letztendlich verändert sich alles ganz natürlich. Mit etwas Praxis wird es subtiler und du bleibst den ganzen Tag über im Zeugen zentriert und betrachtest die Entwicklung des Dramas deines Lebens. Der Zeuge ist stets hier und jetzt. Er ist in jedem Augenblick des Lebens gegenwärtig.
Du fragst dich: „Wie kann ich jeden Augenblick dazu nutzen, um ins Hier zu gelangen?“ Es geht nicht um eine verkrampfte Einstellung wie etwa: „Ich muss jetzt vorsichtig sein, ich könnte ja einen Fehler machen.“ Entspanne dich, sei leicht, tanze, habe Vertrauen, beruhige dich, fließe. Dein Zeuge lebt im Flow deines Lebens und in der Stille deines Geistes. Die indischen Frauen plaudern und tratschen, wenn sie vom Dorfbrunnen zurückkehren, sie denken dabei aber stets an den Wasserkrug, den sie auf dem Kopf tragen. Der Krug mit Wasser – darum geht es bei deiner Reise. Tu also, was du in deinem Leben gerade tust, aber vergiss nie den Krug mit Wasser. Vergiss nie, worum es eigentlich geht.
Die Illusion zieht dich immer wieder hinein in das Vergessen. In deinem Melodrama verloren, vergisst du es immer wieder. Manchmal verschüttest du Wasser. Du wirst immer wieder vergessen und dich wieder erinnern und dann vergessen und dich erneut erinnern. Behalte das Ziel im Auge.