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Man kann es nicht wissen, man kann es nur sein

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Wenn du das liest, dann weißt du längst, dass du dich auf einer spirituellen Reise befindest. Du verstehst vielleicht auch, dass du aus der Illusion deiner Abtrennung heraus nur eine relative Wirklichkeit wahrnehmen kannst, die man in Indien māya nennt, die projizierte Illusion von Subjekt und Objekt. Dich umgeben die unterschiedlichsten Ebenen der relativen Wirklichkeit. Erforschst du den Geist, ist eine Untersuchung dieser relativen Wirklichkeiten von Nutzen.

Viele Menschen sind so sehr in ihr Leben verstrickt, das dessen spirituelle Bestandteile ihnen gleichgültig sind. Sie spüren nicht, dass hinter ihrer scheinbaren Wirklichkeit eine ebenso wahre Wirklichkeit liegt, die spirituelle Dimension.

Erwachst du und erkennst dein Dilemma – dass du nämlich in einer Illusion gefangen bist –, erkennst du die traumartige Eigenschaft der Schleier der Illusion. Alles, was du vorher für wirklich hieltest, erkennst du nun als māya (Illusion).

Motivationen und Verlangen beeinflussen unsere Wahrnehmung. Wir sehen die Dinge nicht notwendigerweise so, wie sie tatsächlich sind. Wir sehen sie so, wie wir sind. Das System unserer Begierden erzeugt das Universum unserer Wahrnehmung. In diesem Sinne kann man sagen, dass es sich bei unserer Wirklichkeit um die Projektion unserer Selbstidentifikation handelt. Mein Yogalehrter im Ashram in Indien, Hari Dass, schrieb einmal an die Tafel: „Wenn ein Taschendieb einen Heiligen trifft, sieht er nur dessen Taschen.“ In Der Erleuchtung ist es egal, wie du sie erlangst schreibt Thaddeus Golas: „Man muss nie das verändern, was man sieht, nur die Sichtweise.“

Der große spirituelle Lehrer Gurdjieff, der Anfang des 20. Jahrhunderts in Europa und Amerika lehrte, stellte fest: Wenn man glaubt, frei zu sein, und nicht weiß, dass man im Gefängnis steckt, kann man sich nie befreien. Gurdjieff meinte, wir seien alle im Kerker unserer eigenen Gewohnheiten des Geistes gefangen. Wenn wir nicht begreifen, wie unsere Begierden uns konditionieren, bleiben wir in der Wirklichkeit verhaftet, die sie erzeugen – so wie eine Fernsehsendung, bei der derselbe Werbespot immer wieder und wieder wiederholt wird, um eine sublime Botschaft in uns zu speichern, während wir hinschauen.

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