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I.1.D. Die Apophthegmata und Vitae Patrum I.1.D.a. Quellenlage und Verfasserfrage

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Der Text ist in Coteliers Ecclesiae Graecae monumenta I 338-712 (Abdruck bei Migne PG 65,71-440) erhalten.

Ein Vorwort des Redaktors berichtet davon, daß ihm „verworrene und ungeordnete“ Aufzeichnungen vorlagen, die von ihm selbst alphabetisch nach den Namen der heiligen Männer geordnet worden seien. Die anonym überlieferten Worte habe er inhaltlich geordnet.84

Der Text des zweiten Teils ist verlorengegangen, in Coteliers Text und damit auch bei Migne PG 65 findet sich nur das Alphabeticon.

Mit dem Alphabeticon hängt aufs engste eine zweite Sammlung zusammen, die in der lateinischen Form in Rosweydes Sammlung Vitae Patrum unter V und VI (Migne PL 73,851-1024) vorliegt. Photius kannte noch das entsprechende griechische Werk, das auch noch in griechischen Handschriften erhalten ist.

Nach eingehender Untersuchung, die hier nicht referiert werden muß, kommt Bousset zu dem Urteil, daß Buch V und VI bei Rosweyde ein Auszug aus dem Alphabeticon ist und daß dies auch die einzige primäre Quelle darstellte. Die 270 Nummern des anonymen Materials, die sich darüber hinaus in Rosweydes Vitae Patrum V und VI finden, dürften dem verlorengegangenen, inhaltlich geordneten und anonymen Teil der Apophthegmata entstammen.85

Die Apophthegmata beziehen sich in ihrer ursprünglichen Form auf das sketische Mönchtum und einige verwandte Kreise in einem Zeitraum von der Mitte des vierten bis zur Mitte des fünften Jahrhunderts. Die Blütezeit des sketischen Mönchtums fällt etwa in das Zeitalter des Patriarchen Theophilos (385-412), der wiederholt auftaucht.86 Als letzter in der Chronologie der Väter erscheint Abbas Poimen, dem fast ein Fünftel der Sprüche des Alphabeticons zugeordnet werden.

W. Bousset hält den Schülerkreis Poimens für den Abfassungsort des größten Teils der Apophthegmata und kommt damit zu einer Abfassungszeit zwischen 460 und 500. Die ausführlichen Begründungen brauchen hier nicht referiert zu werden.87

F. Dodel weist aufgrund der Übereinstimmung des Logions Antonios 10 (Apo 10) mit der Vita Antonii, die 357 von Athanasios verfasst wurde, darauf hin, daß um die Mitte des 4. Jahrhunderts bereits einzelne Apophthegmata oder kleine Sammlungen im Umlauf waren.88

L. Regnault äußert sich in seiner französischen Übersetzung der Apophthegmata etwas zurückhaltender, mit Poimen hätten die Schule der Spiritualität der Wüste und auch das Genre der Apophthegmata ihren Höhepunkt erreicht.89

K.S. Frank hält dies zumindest für eine Möglichkeit, die durch die zentrale Bedeutung Poimens in der Sammlung gestützt werde.90

Poimen repräsentiert, so J. Driskoll, zumindest teilweise die erste Generation von Mönchen (oder eine Übergangsgeneration), die die mönchische Tradition nach der origenistischen Krise weitergeführt hat. Damit zusammen hängt eine Tendenz in den Apophthegmata, die von Origenes beeinflußten Mönche in der Darstellung eher unfreundlich zu behandeln.91

Trotz der vielen Stellen, die von Poimen berichten, ist eine Rekonstruktion seiner Vita äußerst schwierig, da sich das Zeitgeschehen in den Poimenlogien praktisch nicht niedergeschlagen hat und sich aus den Angaben über seine Gesprächspartner eine weit über 100 Jahre reichende Lebenszeit ergäbe, d.h. einige dürften legendarischer Natur sein und Poimen in einen Zusammenhang mit berühmten Altvätern setzen wollen.92

Einzig sicheres historisches Datum ist die Zerstörung der sketischen Mönchssiedlungen durch die Maziken im Jahre 407/8. „Die Welt hat Rom verloren, die Mönche die Sketis“, klagt Abbas Arsenios.93 Daraufhin zog Poimen mit seinen Brüdern nach Terenuthis am westlichen Nildelta und scheint dort geblieben zu sein.94

K. S. Frank vermutet: „Getrennt vom ursprünglichen Ort und zeitlich schon weit entfernt von den Anfängen des Wüstenmönchtums, mag in dem Kreis, der sich in Terenuthis um Abbas Poimen scharte, die Erinnerung an die sketische Heimat und die Frühzeit des sketischen Mönchtums besonders gepflegt worden sein. Der verehrte Vater wurde zum Garanten der Überlieferung, der die Sprüche und Anekdoten der Alten weiterzugeben wußte, seine eigene Unterweisung in knappe Worte faßte, und sich nicht dagegen wehren konnte, wenn ihm andere Worte in den Mund gelegt wurden.“95

Dies erklärt einerseits die Breite der Präsenz Poimens in den Apophthegmata, gerade auch als Überlieferer von Sprüchen und als Sprecher in Logien anderer Väter96, sowie gleichzeitig das Faktum, daß in der Überlieferung außerhalb der Apophthegmata fast nichts von ihm zu hören ist.

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