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I.1.D.c. Schriftbezug123

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Einige Apophthegmata beschäftigen sich mit der Schrift, bringen ein Schriftzitat oder eine kurze Schriftdeutung.124 Diese sind nicht sehr häufig, was verschiedene Gründe hat. Viele der Mönche waren des Lesens nicht kundig, Bücher oder Handschriften waren selten und teuer125, so daß der Verzicht auf diesen kostbaren Besitz um der Armut willen empfohlen wurde.126

Die Psalmen waren den Mönchen natürlich vertraut und sicher Stücke aus der Schrift, die bei den Gottesdiensten vorgetragen wurden. In einigen Apophthegmata gibt es gewisse Vorbehalte bezüglich des Schriftstudiums bzw. des Sprechens über die Schrift127, allerdings findet sich auch die gegenteilige Meinung. Von Abbas bzw. Bischof Epiphanios etwa wird berichtet:

„Wiederum sagte er [Epiphanios]: ‘Der Besitz christlicher Bibeln ist denen notwendig, die sie haben. Denn schon das bloße Anschauen der Bibel allein macht uns zögernder gegenüber der Sünde, und sie leitet uns an, uns mehr der Gerechtigkeit zuzuwenden.’ “ (Epiphanios 8)(Apo 203).

„Auch das sagte er: ‘Große Sicherheit gegen die Sünde ist das Lesen der heiligen Schriften.’ “ (Epiphanios 9)(Apo 204)

„Ebenso sagte er: ‘Ein jäher Abhang und ein tiefer Abgrund ist die Unkenntnis der Schrift.’ “ (Epiphanios 10)(Apo 205).128

Die Schrift taucht auf im Zusammenhang mit der „Meditation“ der Wüstenväter, auch wenn die Stellen nicht sehr zahlreich und ergiebig sind.129 Abbas Poimen betont:

„Die Natur des Wassers ist weich, die des Steines hart - aber der Behälter, der über dem Steine hängt, läßt Tropfen um Tropfen fallen und durchlöchert den Stein. So ist auch das Wort Gottes weich, unser Herz aber hart. Wenn nun aber der Mensch oft das Wort Gottes hört, dann öffnet sich sein Herz für die Gottesfurcht.“ (Poimen 183)(Apo 757)

Meditation meint demnach die ständige Wiederholung von Schriftworten, das Wiederkäuen der Schrift und zwar halblaut vor sich hin gesprochen.130

G. Gould machte darauf aufmerksam, daß die Auslegung der Schrift zu den Hauptaufgaben des Altvaters gehört und bis in die frühesten Schichten der Apophthegmata nachgewiesen werden kann.131

D. Burton-Christie folgt dieser Einschätzung in seiner Studie und verdeutlicht, daß in allen Schichten des Textes „patterns of biblical events and phraseology were transformed into the structure and language of monastic experience.“132

Für den Schüler konnte die Schrift oft „kaum Antwort geben auf die alltäglichen Fragen eines Anachoreten in der Wüste. Diese Antworten wurden erst aus der Erfahrung beispielhafter Mönche möglich.“133

Für die Wüstenväter war das Wort der Schrift nicht einfach geschriebenes bzw. zu lesendes Wort, sondern und besonders ein gesprochenes, ein gehörtes und gelebtes bzw. zu lebendes Wort. Sehr eindrücklich wird dies in der Stellungnahme eines Mönches, die Evagrios Pontikos überliefert:

„Alles, was einer der Mönche besaß, war ein Neues Testament. Das verkaufte er und gab das Geld den Armen. Seine Erklärung dazu verdient, nicht vergessen zu werden: ‘Ich habe genau das Wort verkauft, das da lautet, verkaufe alles, was du hast, und gib es den Armen.“134

Zusammenfassend kann man sagen, daß die Väter es ablehnten, theoretisch und spekulativ über die Schrift zu sprechen, weil es die praktischen Konsequenzen des Schrifttextes waren, deren Erforschung sie interessierte.135

Aufmerksamkeit ist das natürliche Gebet der Seele

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