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I.1.D.b.β. Das Logion

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Neben der Anekdote ist es vor allem das einzelne Logion, der einzelne Ausspruch eines Altvaters, der im Kreis der sketischen Brüder eine offensichtlich sehr wichtige Rolle spielte. Der Väterspruch ist meist ein erfragtes, ein erbetenes Wort. Der Schüler, der jüngere Mönch kommt mit einem Problem, einer Frage zum Altvater, er sucht Antworten, meist nicht intellektueller Art, sondern praktischer und darin oft existentieller Art. Er will etwas begreifen, etwas durchschauen, was ihn verwirrt, was ihm zur Frage geworden ist, was sich als Problem erwiesen hat. E. Ghini hat unter der Überschrift „Der Schüler, ein Fragender“ die Fragen in den Apophthegmata untersucht und systematisiert100, sie kommt zu dem Urteil: „Die Pluriformität der Fragen der Schüler zeigt das totale Vertrauen, das sie in den Vater setzten, dem sie wie einem Sprachrohr Gottes zuhören... .“101

Eine Form der Einleitung einer Frage in den Apophthegmata sind die stereotypen Formeln: „Sag mir ein Wort!“102; „Sag mir ein Wort, wie ich gerettet werde?“103; „Sage mir, was ich tun soll!“104; „Sage mir, was ich tun soll, damit ich gerettet werde!“105; „Was soll ich tun?“106. Die Bitte kann sehr eindringlich vorgetragen werden, der Altvater Poimen selbst etwa bittet Abbas Makarios unter Tränen um ein Wort.107

Mit der Frage wird eine Beziehung hergestellt und erkennt der Fragende den Altvater als geisterfüllten und erfahrenen Mönch, als Pneumatiker an. Deutlich wird das in folgender Erzählung:

„Altvater Moses sprach einmal zum Bruder Zacharias: ‘Sage mir, was ich tun soll!’ Als er das hörte, warf er sich auf den Boden zu seinen Füßen und sprach: ‘Du fragst mich, Vater!?’ Der Greis antwortete ihm: ‘Glaube mir, mein Kind Zacharias: Ich sah den Heiligen Geist auf dich herabkommen, und deswegen bin ich gezwungen, dich zu fragen.’ “ (Zacharias 3)(Apo 245)

Die Frage ist hier fast wie ein Initiationsritus in die Rolle des Altvaters, des Abbas zu verstehen, sie schließt auf jeden Fall die Erkenntnis beim Fragenden ein, daß der Befragte den Hl. Geist besitzt. Die Initiative und damit auch das Urteil darüber, ob jemand Abbas ist oder nicht, liegt beim Fragenden, darauf wird an anderer Stelle noch näher einzugehen sein.

Das Wort, das der Abbas dem Fragenden mitgibt, hat Gewicht und Bedeutung. Bousset nennt es „Orakelwort“108, was einerseits den manchmal auch verschlüsselten und nicht gleich offensichtlichen Charakter des Wortes hervorhebt109, was aber andererseits zu sehr an esoterische Praktiken erinnert. J.C. Guy nennt das Väterwort charismatisches Wort und unterstreicht damit die Geistgewirktheit, was sicherlich zutrifft. H. Dörries bezeichnet die Frage als Beichtfrage und die Antwort entsprechend als Beichtwort, was hier unbrauchbar scheint, denn es handelt sich nicht um eine Beichte, und es geht auch nicht immer um Fragen von Schuld und Vergebung.110

Am deutlichsten getroffen wird der Sachverhalt doch wohl von der Bezeichnung K.S. Franks, der von einer „Heilsfrage“ und einem „Heilswort“ spricht.111 Darin ist auf der einen Seite die Dringlichkeit der Frage eingefangen, es geht um die Rettung, und andererseits der heilende, der therapeutische Charakter des Väterspruches betont. Darüber hinaus ist auch deutlich, daß dieses Heil immer nur geistgewirkt sein kann.

Eine zweite Art sind konkrete Fragen, die oft mit der Bemerkung eingeleitet werden: „Ein Bruder fragt den Altvater“, dann wird die Frage wiedergegeben.112 Aus der allgemeinen und offenen Heilsfrage ist eine konkrete Frage geworden. Die generelle Antwort „so und so muß ein Mönch sein, so und so lebt man in der Wüste“ provoziert neue, konkretisierende Fragen zur Wüstenaskese, bis hin zu ganz praktischen Fragen wie: „Man hat mir ein Erbe hinterlassen, was soll ich damit tun?“113. K. S. Frank nennt diese Form die Lehrfrage, geht es doch darin mehr um die Entfaltung einer Lehre und nicht so direkt um das Heil.114 W. Bousset spricht von „kleinen Dialogen“115, was wiederum den erweiterten Charakter dieser Form betont. Von Abbas Agathon etwa wird berichtet wie er seine zwei Schüler befragt, um sie zu belehren.116

Unter den Logien sind noch die unerfragten Weisheitssprüche zu nennen, es sind allgemein gültige Worte, die eigentlich jedem Mönchsvater in den Mund gelegt werden können.

Bei Abbas Poimen sind etwa 75 solcher Logien zu finden, was ungefähr ein Drittel des Materials ausmacht. Dies spricht, so K.S. Frank, für das Ansehen des Mönchsvaters, denn anonym überlieferte Worte wurden offensichtlich ihm zugeschrieben, neuerfundene Worte wurden mit seiner Autorität versehen.117 In diesen Logien heißt es dann einfach: „Abbas Poimen sprach“118 oder „wiederum sagte er“119.

H. Dörries bemerkt sehr richtig, daß diese Worte formal durch die fehlende Frage von den so benannten Heilsworten, inhaltlich jedoch kaum von diesen zu unterscheiden seien.120

I.1.D.b.γ. Gleichniserzählungen

Anhand von erzählten bildhaften Geschichten oder demonstrativen Aktionen von Altvätern, die wiederum auch erzählt werden, wird eine Lehre erteilt121, z. T. in allegorischer Form122.

Aufmerksamkeit ist das natürliche Gebet der Seele

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