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2. Römische Nekropolen und Familiengrabstätten in Germanien

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Das römische Bestattungs- und Friedhofswesen galt auch in den germanischen Provinzen des Reiches, und antike Nekropolen und Familiengrabstätten finden sich von Passau, dem alten Batavis, bis nach Xanten am Niederrhein. Ihre Monumente können teilweise noch an originalen Stätten besucht werden, wie die sog. Igeler Säule bei Trier12, oder in den Museen. Zu den herausragenden Objekten zählt das annähernd 15 Meter hohe Grabmal des Legionsveteranen Lucius Poblicius13 im Römisch-Germanischen Museum in Köln, das in seiner Dimension nur Staunen hervorruft. Poblicius hatte in Xanten gedient und sich im Alter in der Veteranenkolonie Köln niedergelassen, wo er um 40 n. Chr. starb. Im Vergleich zur Monumentalität des Grabbaues ist die Inschrift ausgesprochen sachlich und nüchtern: „Für Lucius Poblicius, Sohn des Lucius, aus dem Wahlbezirk Teretina, Veteran der 5. Legion Alauda, nach seinem Testament errichtet, und für seine Tochter Paulla und für die noch lebenden [Ehefrau und Sohn und die Freigelassenen – – –] Modestus und Lucius Poblicius – – –. Dieses Grab geht nicht an den Erben über.“14 Die Inschrift schildert Anlass und benennt die Rechtsverhältnisse. Die gebrauchte Formel15 „hat juristische Bedeutung. Sie löst einen Grabbezirk aus der Erbmasse heraus, das Grab geht demnach nicht in den vollständigen Besitz des Erben über. Auf diese Weise versuchten Begründer eines Gemeinschaftsgrabes die Öffnung des Monumentes für fremde Personen oder gar die immer wieder zu beobachtende Veräußerung einzelner Ruheplätze auf dem freien Markt zu verhindern.“ Dagegen vermisst man eine Charakterisierung der verstorbenen Person oder irgendwelche Trauerbekundungen.

Dieses und andere Grabmale waren kilometerweit entlang den vier großen Fernstraßen errichtet, die aus Köln hinausführten, und damit sind die Verhältnisse jenen vergleichbar, die man auch in Rom antrifft. Ist man zunächst fasziniert von der Monumentalität solcher Grabarchitekturen, so wird man bei genauerem Hinsehen auch alle anderen im römischen Reich gebräuchlichen Grabformen finden, die Grabgärten und die Armengräber am Straßenrand.16 Zu den wenigen römischen Gräberstraßen, die konserviert und zugänglich erhalten wurden, zählt jene zwischen 1982 und 1992 erforschte in Mainz-Weisenau mit Grabgärten und einfachen Brandbestattungen. Auf einer Fläche von 250 m Länge und maximal 60 m Breite konnten insgesamt 270 Beisetzungen festgestellt werden, sämtlich Brandbestattungen, wie sie bis zum 3. Jahrhundert n. Chr. hier üblich waren. Hier stehen topfartige Gefäße und Urnen mit den sterblichen Überresten der kleinen Leute, wie sie so eindrucksvoll kaum an anderer Stelle zu sehen sind.

Für sich genommen kann die Archäologie zwar nichts über die Organisation von Friedhöfen und den Graberwerb aussagen, doch sind die erkennbaren Strukturen den römisch-antiken Verhältnissen so vergleichbar, dass die aus den schriftlichen Quellen erhobenen Bedingungen auch in Germanien anzunehmen sind.17

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