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E. Der Kirchhof

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Herkömmlich bezeichnet man einen Begräbnisplatz, der um eine Kirche herum angelegt ist, als Kirchhof. Er stellte vom frühen Mittelalter bis zum Beginn der frühen Neuzeit die Hauptform des christlichen Friedhofes dar. In erstaunlich großer Zahl haben sich solche Kirchhöfe sogar bis in unsere Zeit erhalten, doch haben sie sich in ihrem Aussehen dabei radikal geändert. Denn Kirchhöfe sind heute wie andere Friedhöfe durch das Nebeneinander von einzelnen, gekennzeichneten Grabstätten geprägt, die es auf dem mittelalterlichen Kirchhof nicht gab. In der Gegenwart lassen deshalb solche Kirchhöfe das mittelalterliche Bild besser erahnen, die von ihren Grabstätten beräumt wurden. Denn eine grüne, eher wenig gepflegte, vielleicht von einigen Obstbäumen bestandene Wiese charakterisiert sein mittelalterliches Wesen besser. Dennoch fehlt uns eine wirkliche Vorstellung, denn ein mittelalterlicher Friedhof war kein stiller und beschaulicher, sondern ein viel begangener, auch von Handel und Wandel bestimmter Ort. Dort standen Buden und Stände, Gaukler und Handwerker waren zugange, kurzum, es herrschte Leben und buntes Treiben. Dabei war der Ort rund um die Kirche jedoch in zwei Bereiche sauber getrennt, den eigentlichen Begräbnisplatz, den man nach lateinischem Terminus cimiterium oder coemeterium (Schlafstätte) nannte, und den öffentlichen Ort für die genannte Betriebsamkeit, den man als atrium (Vorhof) bezeichnete. Beide Bereiche zusammen bildeten den Kirchhof. Die Gräber auf dem Friedhofsareal waren einfache Gruben, die von den Totengräbern mehr oder weniger planlos ausgehoben wurden, wo gerade Platz war. Markierungen oder gar eine Gestaltung des Grabhügels gab es dabei nicht (Abb. 3).


Abb. 3: Brixen, Domkreuzgang, Detail aus dem Wandmalereizyklus „Die 7 Werke der Barmherzigkeit“. 15. Jh.: Die Bestattung der Toten

Neben den Kirchhöfen, die einer Pfarrgemeinde zugeordnet waren, besaßen auch die Klöster das Recht zur Unterhaltung eines Friedhofes. Das früheste Zeugnis für einen planmäßig angelegten Klosterfriedhof bietet der Klosterplan von St. Gallen aus dem frühen 9. Jahrhundert.

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