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3. Der St. Galler Klosterplan

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Wir wissen wenig über die Anlage von Friedhöfen im Frühen Mittelalter, noch weniger über ihr Aussehen. Man weiß lediglich, dass es gewisse Grundanforderungen an einen christlichen Bestattungsplatz gab, und ist geneigt, lediglich eine konzeptionslose Zweckeinrichtung zu vermuten. Allerdings besitzen wir mit dem Klosterplan von St. Gallen (Schweiz) aus dem frühen 9. Jahrhundert ein herausragendes Zeugnis für eine frühmittelalterliche Klosteranlage, und sie enthält auch einen Friedhof (Abb. 4).34


Abb. 4: St. Gallen, Klosterplan, frühes 9. Jh., mit Friedhofsareal rechts oben

Er ist auf dem Plan eingezeichnet, mit einem Kreuz markiert (oben rechts neben der Apsis) und auch beschriftet (in Übersetzung): „Unter diesen Hölzern der Erde ist das heiligst immer das Kreuz, / an dem duften die Früchte des ewigen Heils. / Um es herum sollen liegen die Leiber der verstorbenen Brüder; / wenn es wieder erglänzt, mögen sie empfangen die Reiche des Himmels.“ Hier wurden also die Verstorbenen des Klosters auf einem Areal bestattet, das von Obstbäumen bestanden war. Einzig das (Hoch-)Kreuz kennzeichnet diesen Ort als besondere Begräbnisstätte.

Hinsichtlich des Klosterplanes ist es umstritten, ob es sich um eine konkrete Anlage oder einen idealtypischen Plan handelt, doch spielt das hier keine Rolle. Wichtig ist, dass ein Friedhof als konstitutives Element dieses Klosters berücksichtig ist und eine Gestalt besitzt. Es handelt sich um ein rechteckiges Areal mit Baumbestand und einem Hochkreuz. Doch muss auch berücksichtigt werden, dass es sich um einen Klosterfriedhof und nicht um einen normalen Gemeindefriedhof handelt. Die klösterlichen Verhältnisse dürfen also nicht zwangsläufig verallgemeinert werden, aber sie bezeugen zumindest grundsätzlich, dass die Friedhofsplanung als elementare Aufgabe berücksichtigt ist.

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