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Bei den Propheten

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Die Vertikale und die Horizontale müssen trotz berechtigter Akzentuierungen vereint bleiben, und ich weiß mich in diesem Punkte sicher mit Ihnen eins. Aber zur Vertiefung dieser Zusammenschau der beiden großen Stoßrichtungen des Christentums schauen wir noch einmal hinein in die Offenbarung, und zwar dorthin, wo beides großartig vorgezeichnet ist – im Engagement der Propheten.

Nathan spricht in den Nächten mit dem Herrn, aber er liest auch David die Leviten wegen seines asozialen Verbrechens. Elias betet im Schweigen des Berges, aber er tritt auch gegen die kalte, brutale Enteignung des Freibauern Nabot auf. Amos spricht von Gott, der die Finsternis zum Frührot verwandelt, aber er fährt rücksichtslos ab mit einem Kult, der nur noch asoziale Einstellungen fromm tarnt: „Fahrt ab mit euren Festen, euren Weihrauch kann ich nicht riechen, euer Harfengeklimper nicht mehr hören (vgl. Am 5,21ff) … Wie Wasser flute das Recht, die Gerechtigkeit wie ein nie versiegender Bach …“ (vgl. Am 5,24). Und so geht es weiter bei Hosea und Jesaia und den anderen. Es steht immer nebeneinander und miteinander verflochten – das „Heilig, heilig, heilig“ und die wache Gesellschaftskritik.

In der Schrift ist horizontal-vertikal von Anfang an vereint und unlösbar, auch theologisch unlösbar miteinander verbunden. Gottesdienst ist ohne Weltdienst nicht möglich, Frömmigkeit nicht ohne Engagement für den anderen.

Am Beginn der Arbeiterbewegung, unter Msgr. Joseph Cardijn, gab es übrigens einen Begriff, der diese Einheit in einem Schlagwort zum Ausdruck brachte: „témoignage chrétien“, christliches Zeugnis. Das ist weder bloßes privates Frommsein noch bloß humane Aktion. Der Begriff ist zeitlos aktuell.

Mit gläubigem Herzen und wachem Geist

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