Читать книгу Mit gläubigem Herzen und wachem Geist - Reinhold Stecher - Страница 29

Wer Menschen für das soziale
Engagement gewinnen will, muss auf die Entfaltung
sozialen Fühlens achten

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Im angloamerikanischen Raum gibt es ganze Bibliotheken über die Frage der Empathie, des Einfühlungsvermögens in den anderen. Alle Untersuchungen bestätigen: Je mehr das Leben zivilisiert und urbanisiert wird, umso mehr schwindet diese Fähigkeit. Vom Tod des Gefühls als einer Todsünde der Zivilisation hat schon Konrad Lorenz gesprochen. Je anonymer die Welt wird, je vermasster und gedrängter der Mensch lebt, umso mehr erfolgt die Konzentration auf sich selbst, ganz nach der Melodie „alle denken an sich, nur ich allein denk an mich …“. Die soziale Verantwortung überträgt man den anderen, die dafür da sind, die sich amtlich darum kümmern sollen. Ich vermute, dass die Arbeit in KAJ und KAB heute sehr oft dieser Blockade, diesem Desinteresse und diesem Abschieben von Verantwortung begegnet.

Die Pflege des Fühlens ist also ein Gebot der Stunde, und sie ist deshalb so wichtig, weil letztlich – nach den Erkenntnissen der Gesamtbetrachtung einer Humanpsychologie – der Mensch halt doch aus seinen grundlegenden Gefühlen und Gestimmtheiten heraus lebt. Diese Welt des Fühlens ist bei nicht wenigen auch von der Kindheit her geschädigt. Und das soziale Engagement muss aus einer tiefen Echtheit kommen (wie man sie bei der Persönlichkeit Joseph Cardijns zweifellos erlebt hat) und darf nie so etwas wie eine neurotische Selbstbestätigung sein.

Die Schule des sozialen Fühlens muss übrigens positiv geprägt sein. Mit dem dauernden Ausmalen von Schreckensbildern und Horrorvisionen, mit überzogener Gesellschaftskritik schafft man das nicht.

Mit gläubigem Herzen und wachem Geist

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