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Die unsichtbare Wand
ОглавлениеDer breite und der schmale Weg.
Mit freundlicher Genehmigung von Pastorin Cornelia Trick
Der Kinofilm Die Wand nach dem gleichnamigen Roman von Marlen Haushofer macht sowohl deutlich, wie willkürlich Grenzen verlaufen können, als auch, wie unüberwindlich sie zu sein scheinen. Der Film zeigt: Inmitten einer schönen Alpenlandschaft läuft die Schauspielerin Martina Gedeck auf ihren Streifzügen immer wieder gegen eine unsichtbare Wand, hinter der das Leben wie erstarrt erscheint.
Was der Film als harte Realität einer Depression vor Augen führt, kann in Wirklichkeit eine Wand im Leben eines Menschen sein, die er selbst errichtet hat und hinter der er sich gefangen hält, sich dahinter im schlimmsten Fall sogar geborgen fühlt. Wenn zum Beispiel Menschen im Sinne eines noch so gut gemeinten christlichen Paradigmas zum absoluten Gehorsam erzogen werden, sind sie ihrer inneren und äußeren Freiheit wie auch ihrer Individuation beraubt. Sollten sie keinen Ausbruch wagen, ist ihr Leben in unsichtbaren, aber dennoch spürbaren Wänden gefangen. Strikter Gehorsam gegenüber Eltern, Kirche und Staat hat nicht selten immer dann zu Radikalisierung, wenn nicht sogar zu Kriegen geführt, wenn Menschen, Gruppen oder ganze Nationen Exklusivität für sich beanspruchen, andere ausgrenzen oder sogar bekämpfen. So entsteht eine Wand.