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GRUNDASPEKTE DER MEDITATION

2 Sein

Von außen betrachtet, ist Meditation eine bestimmte körperliche Form, die wir einnehmen und für eine bestimmte Zeit einhalten: z. B. ein aufrechtes und stilles Dasitzen oder ein Gehen in Achtsamkeit. Die äußere Form der Meditation unterstützt uns, mit unserer innersten Natur in Einklang zu kommen. Unsere innerste Natur, auch unsere wahre Natur genannt, ist die innerste Identität unseres Menschseins jenseits unserer alltäglichen äußeren Identität, die aus vielen Vorstellungen und Selbstbildern, die wir von uns haben, besteht. Erst wenn wir die innerste Identität entdecken, lernen wir eine Freiheit kennen, die uns solange verschlossen bleibt, solange wir mit unserer äußeren Identität verhaftet sind.

Meditation, so wie es üblicherweise betrachtet wird, ist das Medium, das uns mit dieser inneren Freiheit in Kontakt bringen kann. Das ist sicherlich korrekt, jedoch ein oberflächliches Verständnis, das dazu führt, dass Meditation mehr als eine Art „Übung“ verstanden wird, die uns „nach innen“ zu unserer Seinsnatur führen soll.

Schauen wir jedoch tiefer auf das Wesen der Meditation, dann ist Meditation nicht primär eine äußere Form, die wir einhalten und üben, und auch kein Hilfsmittel, um irgendwohin zu kommen, sondern natürlicher Ausdruck unserer innersten Identität von Freiheit – unserer Seinsnatur. Diese hat mehrere zentrale Aspekte, die sich in der Praxis der Meditation widerspiegeln: das Sein, das Gegenwärtigsein, das Offensein und das Lauschen.

Meditation als natürlicher Ausdruck des unbedingten Seins ist keine Übung und kein Tun, sondern ein „Ort des Loslassens“ und eine Zeit, uns an das innerste Wesen in all seinen Aspekten zu erinnern.

Betrachten wir den ersten dieser zentralen Aspekte: das Sein.

Das Grundlegendste, was man über Meditation sagen kann, ist, dass sie ein Ort ist, an dem es um das Sein geht. Oder anders ausgedrückt: Wir dürfen sein, wie wir sind!

Unser bloßes Sein genügt.

Welch ein Versprechen! Sehnen wir uns nicht immer genau nach diesem „Sein-Dürfen“? Wann haben wir schon das Gefühl, dass unser Sosein genügt - ohne eine Erwartung und ohne Pflichten? Haben wir nicht ständig das Gefühl, „besser“ oder „anders“ sein zu müssen?

Manchmal, vielleicht bei einem Spaziergang in der Natur, stellt sich für eine kurze Zeitspanne das Gefühl ein, dass unser bloßes Sein genügt. Schon können wir entspannen und innerlich loslassen. Wir dehnen uns in unserem natürlichen Sosein aus. Umgekehrt spannen wir uns sofort an, wenn wir inneren oder äußeren Erwartungen ausgesetzt sind.

Die Grundhaltung in der Meditation ist: Was immer gerade in Erscheinung tritt, darf sein. Was immer gerade da ist, genügt vollkommen. Wie auch immer wir gerade sind, ist in Ordnung. Wir brauchen uns nicht darum zu bemühen, die „Dinge“ anders oder besser zu machen. Dieser Augenblick ist vollkommen und auch wir sind so, wie wir sind, vollkommen und angenommen.

Entspricht diese Haltung nicht unserer Ursehnsucht als Mensch nach einem bedingungslosen Angenommensein? Suchen wir nicht oft genau nach diesem Angenommensein in unseren Beziehungen?

• Wie erfährst du Momente von „Sein-Dürfen“?

• Wie erfährst du Momente von „Angenommensein“?

• Wie erfährst du die Meditation, wenn dieses „Sein-Dürfen“ und das „Angenommensein“ die Grundhaltung dabei ist?

Nach innen lauschen

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