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12 Sich an das Gewahrsein erinnern

In der Meditation geht es immer wieder darum, sich an das Gewahrsein zu erinnern. Gewahrsein ist die grundlegende Fähigkeit des Geistes, sich bewusst zu sein. Ohne das Gewahrsein gibt es keine Wahrnehmung, keinen bewussten Gedanken, keine Gefühle und Empfindungen. Erst mit der Fähigkeit des Gewahrseins tritt die Welt in Erscheinung.

Auch die Meditation und das Gegenwärtigsein sind ohne die Fähigkeit des Gewahrseins undenkbar. Wie könnten wir das Atmen oder das Hören beobachten ohne Gewahrsein? Wie könnten wir uns der Gedanken bewusst werden ohne Gewahrsein? Jede innere oder äußere Erscheinung kann nur im Spiegel des Gewahrseins erfahren werden.

Obwohl das Gewahrsein absolut grundlegend für unser Sein und unsere Meditation ist, bleibt das Gewahrsein selbst häufig unbewusst. Der Fokus unserer Aufmerksamkeit ist zu sehr auf die vielfältigen Erscheinungen in unserem Geist gerichtet, als dass wir das allgegenwärtige Gewahrsein bewusst erkennen würden. Wir schauen auf die wechselnden Dinge, die sich auf dem Spiegel des Gewahrseins abspielen und vergessen dabei den unbedingten Raum des Spiegels selbst.

Meditation heißt, sich immer wieder an den offenen und unbedingten Spiegel des Gewahrseins zu erinnern. Jede konkrete Erfahrung, ob angenehm oder unangenehm, ist zu jeder Zeit Teil des Gewahrseins. Daher können wir uns in jeder konkreten Erfahrung an das Gewahrsein erinnern. Im Buddhismus heißt es: „Jede Erfahrung ist gut genug, um vollständig aufzuwachen.“ Aufwachen bedeutet hier, sich der Realität des Gewahrseins bewusst zu werden und nicht sich im ewigen Auf und Ab der normalen Erfahrungen zu verlieren.

Was ändert sich, wenn wir uns des Gewahrseins bewusst sind? Ändern sich unsere Gedanken, unsere Empfindungen oder Wahrnehmungen? Ändern sich unsere äußeren Verantwortlichkeiten und Schwierigkeiten im Leben? Nichts von alledem geschieht. Alle inneren und äußeren Vorgänge geschehen weiterhin, aber wir werden innerlich gelassener dabei. Wir erkennen in aller Bewegtheit des Geistes die grundlegende Offenheit und unbedingte Freiheit, die wir im Innersten sind.

Ein Spiegel gibt allen Spiegelungen bedingungslos Raum … er greift nicht ein. In seiner Offenheit und Unbedingtheit verkörpert er eine absolute Stille. Genauso können wir in eine offene Weite und in unbedingte Stille eintauchen, wenn wir uns an das offene Gewahrsein erinnern. Nichts muss anders sein, als es ist. Alle inneren und äußeren Vorgänge können weiter in ihrer natürlichen Bewegung ablaufen. Und doch ist es jederzeit möglich, einen Raum der Freiheit und der Stille zu betreten. Er wartet immer auf uns. Wir brauchen uns nur an ihn zu erinnern.

• Stell dir einen stillen See vor, in dem sich die ganze Welt und der ganze Himmel spiegeln. Dann wechsle die Perspektive und erfahre dich selbst als spiegelnder See. Wie erfährst du dich dabei?

• Nimm die gegenwärtige Erfahrung wahr (z. B. Atmen, Hören …) und erinnere dich dann bewusst an das Gewahrsein, das diese Erfahrung widerspiegelt.

• Wechsle bewusst immer wieder den Fokus der Aufmerksamkeit: Schau einmal auf den Vordergrund der gegenwärtigen Erfahrung und dann wieder auf den Hintergrund des Gewahrseins.

Nach innen lauschen

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